Ziemlich genau vor drei Jahren hat Tanja Maljartschuk im Grazer Literaturhaus aus aus „Blauwal der Erinnerung“ gelesen. Ich habe es versäumt, in meinem Blog darüber zu schreiben. Der Witz und die Illusionslosigkeit Tanja Maljartschuks haben mir damals imponiert. Von ihrer Lesung sind mir Szenen über ukrainische Partisanen in Erinnerung geblieben, die erst gegen die Nazis, dann gegen die sowjetische Armee gekämpft haben und fast alle exekutiert wurden. Ein Vorfahre, ich glaube: der Großvater Tanja Maljartschuks, hat in einem Dorf überlebt, weil es ihm gelungen ist, sich diesen Kämpfen zu entziehen. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Erinnerungen zutreffen (Rezension von Blauwal der Erinnerung mit einer Inhaltsangabe von Kerstin Holm hier).
Ich habe mir damals notiert, dass Tanja Maljartschuk von der Ukraine als einem gemeinsamen Raum, für den man sich verantwortlich fühlt, gesprochen hat. „Blauwal der Erinnerung“ sei ihr Buch über das 20. Jahrhundert, der metaphorische Blauwal habe die Erinnerung verschluckt. Sie schreibe in ihrem Buch über gescheiterte Hoffnungen, man müsse alle diese Tragödien verarbeiten. Die Tragödien seien transgenerational, es gehe immer um das Vergessen, man müsse sich jetzt erinnern, Verantwortung übernehmen und endlich erwachsen werden. Man könne aus Schweinen keine staatlichen Adler machen.
Als ich jetzt nach Tanja Maljartschuk gegoogelt habe, bin ich auf die die Im Zentrum-Aufzeichnung vom Sonntag gestoßen: Krieg oder Frieden – Wohin führt die Ukraine-Krise?, die leider nicht mehr lange zu sehen sein wird. Darin sagt sie, dass sie ihr ganzes Leben damit verbringe zu sagen, dass die Ukraine existiert. (Aufbewahrenswert auch wegen des prototypischen Putin-Propagandisten Hubert Seipel, der im Brustton der Überzeugung sagt: Wir werden keinen Krieg haben.)