Leider habe ich mir die Stelle nicht notiert—irgendwo habe ich zum Jahreswechsel gelesen, dass 2009 „Social Media“ als Buzzword „Web 2.0“ überholt hat. Ich habe den Eindruck, dass der Ausdruck, übrigens auch sein deutsches Pendant „soziale Medien“, oft schon selbstverständlich geworden ist. Mir selbst haben im letzten Jahr Internetausdrucker vorgeworfen, dass ich „Online-Journalismus“ und „Soziale Medien“ gleich setze. Anlässe, wieder einmal darüber nachzudenken, was mir diesem Ausdruck gemeint ist, und ob es sinnvoll ist, ihn zu benutzen.

Soziale Medien unterscheiden sich für mich durch zwei Eigenschaften von Massenmedien:

  1. Sie sind sowohl Kommunikationsmedien wie Verbreitungsmedien. (Ich verwende die Ausdrücke nahe am umgangssprachlichen, also nicht im Luhmannschen Sinn.) Wer sie verwendet, erreicht mit ihnen Menschen, die er persönlich anspricht, und gleichzeitig ein großes und potenziell unbegrenztes Publikum.

  2. Die Botschaften werden in sozialen Netzen verbreitet, die zum Kontext der Botschaften gehören und ebenfalls online repräsentiert sind. Wer soziale Medien verwendet, publiziert nicht nur etwas, sondern gleichzeitig die Beziehungen zwischen dieser Botschaft und anderen Botschaften und vor allem zwischen sich und anderen Personen im Netz. Vielleicht kann man auch sagen: Es gibt eine Feedback-Beziehung zwischen den sozialen Beziehungen und den Botschaften, sie beeinflussen oder kontrollieren sich gegenseitig.

Der zweite Aspekt ist das eigentlich Besondere an den sozialen Medien. Weil es ihn gibt, ist die Bezeichnung „soziale Medien“ sinnvoll, auch wenn sie nicht alle Eigenschaften von Online- oder Webmedien erschöpft. Weil es diesen Aspekt gibt, also eine tatsächliche Wechselwirkung zwischen den Botschaften und den „Communities“ (oder wie immer man die sozialen Formationen bezeichnet, zu denen es hier kommt), kann man sich nicht mit „Online-Journalismus“ beschäftigen, ohne sich mit sozialen Netzen wie Facebook oder auch der Problematik der „digitalen Identität“ zu befassen. Nur wenn man übersieht, dass z.B. Blogposts in einen solchen Kontext eingebettet sind, kann man sich lange mit Scheinfragen wie der beschäftigen, ob Blogger Journalisten sind oder nicht sind.

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