Vorgestern erhielt die Öffentlichkeit wieder einmal über die Kleine Zeitung Informationen über die FH und unseren Studiengang, die auch intern den meisten neu waren: Sturm der Entrüstung an FH Joanneum. Über Facebook und Twitter haben mich viele Studenten und Bekannte gefragt, was bei uns los ist. Gestern habe ich einem Freund bei Facebook geantwortet (leicht verändert, um nicht Personen zu nennen):
Wir haben ein ziemlich hartes Jahr hinter uns—für mich die schlimmsten Erfahrungen, die ich am Studiengang gemacht habe.
Am Montag wurden wir offiziell darüber informiert, dass sich die FH von einem Kollegen trennt. Vorangegangen waren monatelange Attacken von Kollegen gegen den Studiengangsleiter und gegen mich.
Ihr könnt der Zeitung entnehmen, dass die Kündigung des Kollegen nicht mit Zustimmung der Personalabteilung erfolgte—die bei uns zugleich (!) für die interne Revision zuständig ist. Der gekündigte Kollege und seine Vertrauenspersonen haben immer wieder den Kontakt zur Personalabteilung gesucht. Fast zeitgleich mit der Kündigung erhielt die interne Revision Informationen über angebliche Unregelmäßigkeiten beim Aufnahmeverfahren zugespielt. Es kam—erstmals in der FH-Geschichte—zu einer polizeiartigen Beschlagnahmung von Unterlagen am Studiengang.
Die Konflikte sind nicht zuende, und ich kann mich leider selbst nicht so offen äußern, wie ich möchte—wobei ich mit allen Informationen, die mich betreffen, problemlos offen umgehen kann und gerne Auskunft gebe. Ich bin sicher, dass es bei offener Kommunikation nicht einmal ansatzweise zu den Intrigen gekommen wäre, die sich abgespielt haben und die sich jetzt abspielen.
Ich weiss, dass z.B. über mich ein (mir nie zugänglich gemachtes) Dossier existiert, in das zahlreiche Aussagen bestimmter Kollegen eingegangen sind. Zeichen besonderer Bösartigkeit, gerne verbunden mit „Mobbing“-Vorwürfen: Verwendung von Gmail; Benutzen des „du“-Worts gegenüber Studenten; Behauptung, dass der Journalismus tot sei (dabei glaube ich das nicht einmal); intensive Kommunikation im Web mit Studierenden.
Mich haben diese Dinge im letzten Jahr sehr belastet. Man ist beim Schreiben blockiert, wenn man sich nicht über die Dinge äußern kann, über die man ständig nachdenkt. Und auch wenn man es versucht—man kann sich Intrigen aus der untersten Schublade nicht mental entziehen, wenn man zu den Angegriffenen gehört. (Dabei bin ich einigen Verantwortlichen an der FH sehr dankbar dafür, dass sie mich gegen die Angriffe unterstützt haben.)
In den letzten Wochen haben wir am Studiengang auch ganz andere Erfahrungen gemacht.
Ich denke vor allem an die Auftritte von David Barstow und Klaus Eck. Fast alle Studente waren zusammen, wir haben uns völlig zwanglos unterhalten, wir waren uns über die Qualität einig, die uns demonstriert wurde— und diese Qualität streben wir wohl auch alle an. Ich hoffe, wir können uns in dieser Richtung weiterentwickeln, ohne dass uns weitere Knüppel zwischen die Beine geworfen werden.
„Ich bin sicher, dass es bei offener Kommunikation nicht einmal ansatzweise zu den Intrigen gekommen wäre, die sich abgespielt haben und die sich jetzt abspielen.“ – …und das an einem Studiengang an dem richtiges Kommunizieren gelehrt wird!
Hier war deutlich Einschränkung der Kommunikation – nicht zuletzt der Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden – bezweckt. Ich muss selbst bekennen, dass ich mich zu sehr habe einschüchtern lassen.
Natürlich muss man über interne Probleme einer Gruppe vor allem intern kommunizieren. Deshalb gehe ich hier auch nicht auf Einzelheiten ein. Aber die (Un-)kultur der permanenten Vertraulichkeit und Geheimhaltung fördert nur Leute, die sich Kritik und Diskussion nicht stellen können oder wollen.
Wir haben jedenfalls gerade in den letzten Wochen gesehen, dass es auch anders geht. Es macht mehr Spass und es führt viel weiter, wenn wir offen miteinander umgehen und uns als eine Lern- und Wissens-Community begreifen.