Michael Fleischhacker hat auf den Brief, den mein Chef Heinz M. Fischer ihm gestern geschrieben hat, geantwortet. Sein Text im Folgenden. Meine öffentlichen Kommunikationsbedürfnisse sind noch nicht befriedigt. Bald mehr.
Lieber Heinz,
den eher ungelenken polemischen Teil Deines Mails übergehe ich, weil ich Verständnis habe für die unangenehme Situation, in die Dich unser Bericht gebracht hat.
Also nur einige sachliche Feststellungen:
1) Christoph Schwarz hat diese Geschichte nach allen Regeln der journalistischen Kunst gemacht. Genau so geht man mit Material, das einem zugespielt wird, um: Man fragt alle Beteiligten und lässt alle Beteiligten zu Wort kommen. Den Beschuldigten besonders ausführlich.
2) Dass es sich um eine Kampagne gegen Dich oder die FH handeln soll, ist lächerlich. Warum sollten wir das tun? Eine Kampagne ist das, was Dein Kollege Heinz Wittenbrink auf seinem Weblog veranstaltet. Aber das ist in Ordnung, ich nehme an, bei Euch lernen die Studenten, dass das Web seine eigenen Gesetze hat.
3) Ob an den Vorwürfen etwas dran ist, werden wir erst wissen, wenn der interne Revisionsbericht veröffentlicht wird. Ich gehe davon aus, dass Du Deine Arbeit korrekt machst und wir daher gemeinsam Interesse an einer Klärung haben. Wenn Du bei Deinen Bemühungen, für Transparenz und Klarheit zu sorgen, Hilfe brauchst: jederzeit.
Sollten Deine öffentlichen Kommunikationsbedürfnisse fürs Erste befriedigt sein, können wir uns gern auch einmal unter vier Augen unterhalten. Muss aber nicht sein. Ganz wie Du willst.
Mit freundlichen Grüßen, Michael
Michael Fleischhacker
Chefredakteur/Geschäftsführer
Ergänzung, 17.4.:
Chris bringt es auf den Punkt:
Kein Wald ist Michael Fleischhacker zu finster, wenn es darum geht, ängstlichen Kindern die Presse-üblichen Regeln journalistischer Kunst zu erläutern; das anlassgebende Meisterstück steht zur Nachlese bereit und sei jedem Anwärter auf einen Posten als Ein- und Anheizer in der lokalen Gerüchteküche als Exempel wärmstens empfohlen.
Heisst es.
Update, 28.10.2010: Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Heinz Fischer inzwischen eingestellt.
da bleibt mir nur eins zu sagen: ich empfehle dir das „rufmörder“-shirt aus dem schneeengel-shop! xD
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muss man sich Sorgen um Herrn Fleischhacker machen, erwähnt er den angesprochenen Alexander Bühler doch in keinem Wort?
„Christoph Schwarz hat diese Geschichte nach allen Regeln der journalistischen Kunst gemacht.“
wenn das die journalistische kunst einer „qualitätszeitung“ ist… na dann: gute nacht!
oder will er mit „kunst“ ausdrücken, dass es sich bei dem artikel um eine kunstform handelt?!
Das liest sich ja wie ein Schuldeingeständnis des Herrn Fleischhacker. So schreibt schlechtes Gewissen, das mit den Fingern in der Keksdose erwischt wurde.
Es ist halt typisch für Fleischhacker. Ein von ihm begangener Fehler kann gar nicht offensichtlich genug sein, dass er einmal die Größe aufbringen würde, ihn auch einzugestehen.
Lässt sich ja Woche für Woche bei seinen krausen Leitartikeln, denen ob des medialen Gegenwinds wenig später noch krausere, patzige Rechtfertigungen folgen, beobachten. Q. e. d….
also, mal ganz ehrlich: entweder ich blicke nicht durch, aber ich finde den beitrag handwerklich nicht so schlecht, wie hier von fast allen seiten behauptet wird. als – weitgehend – außenstehender bekommt man den eindruck, hier regt man sich auf, weil einem die geschichte schlichtweg nicht in den kram passt.
sinnvoll wäre es, die causa mit FAKTEN zu bereinigen, nicht mit beleidigten offenen briefen, anfeindungen gegen journalisten und einem ziemlich überheblichen gehabe – wie man es leider immer wieder auf der fh joanneum, die auch ich besuchen durfte, findet.
heisst es.
dann schau in meinen blog… ich behaupte, dort kann man sehr gut sehen, wie objektiv dieser artikel ist… die geschichte würde mir in den kram passen, wenn sie richtig recherchiert wäre – und nicht nur von einer seite aus… allein der einstieg macht schon klar, in welche richtung der artikel gehen soll…
dein blogeintrag ist ja ganz nett, aber er gibt keine antworten auf die erhobenen vorwürfe:
– gab es manipulationen bei den aufnahmeverfahren?
– ist geld geflossen? /wurden gewisse bewerber bevorzugt?
– warum steht m.l.b. mit dem studiengang in rechtlichem streit? warum sollte er sich rächen wollen, wenn er ohnehin den weg über gericht sucht? (dass er seine entlassung anficht, ist – ganz unabhängig von den entlassungsgründen – meines erachtens sein gutes recht)
diese antworten sind nicht leicht zu finden, das ist natürlich klar.
ich stehe auf seiten des studiengangs, aber ich frage mich schon: warum sollte eine zeitung wie die „presse“ solche anschuldigigungen veröffentlichen, wenn tatsächlich nichts dahinter ist? dass m.l.b. den presse-journalisten kennt und mit ihm befreundet ist – mein gott, das kommt in österreich vor 😉
auch claudia gigler und anderen journalisten könnte man ein nahverhältnis zur fh unterstellen, da kommt man vom hundertsten ins tausende – und an das gute glauben, das ist selbst im journalismus manchmal nicht verkehrt.
und – bei allem berechtigten gemaule von wegen anpatzerei und unter der gürtellinie – medierechtlich ist der artikel meines erachtens unproblematisch.
gefragt ist jetzt die staatsanwaltschaft, aber das kann ja wieder jahre dauern.
und bis dahin ist der „shitstorm“ vorüber. gut für die fh, gut für alle beteiligten.
alles gute!
noch etwas: wenn bühler sich tatsächlich für so etwas hergibt, dann ist er nicht der tolle journalistische hecht, wie etwa auf der immer noch online abrufbaren fh-jpr-seite (talk ap149) zu lesen ist. das wäre ein haarsträubender fehler, der ihn disqualifiziert.
wäre ich in der fh-pr-abteilung, hätte ich anders reagiert – nämlich nicht nur vorwürfe „enschieden zurückgewiesen“, sondern auch einmal klargestellt, dass die fhj einen sehr aufwändigen aufnahmetest hat, der in österreich – so glaube ich – seinesgleichen sucht.
interessante aufgabe für investigative fh-jpr-studentInnen: lasst den mlb-bühler-schwarz-komplex – falls tatsächlich existent – auffliegen. muss doch machbar sein.
Sorry, aber der Satz „warum sollte eine zeitung wie die „presse“ solche anschuldigigungen veröffentlichen, wenn tatsächlich nichts dahinter ist?“ ist naiv.
Die Presse hat die Story geglaubt und für verkaufbar – ihre Leser interessant – gehalten, die ihr präsentiert wurde. Sie hat aber nicht ausreichend recherchiert, ob oder wie diese Story produziert wurde.
Die interne Revision zum Aufnahmeverfahren ist zeitgleich zur Kündigung des Kollegen ausgelöst worden – so weit ich das weiß, durch mindestens einen seiner Vertrauten. Der Kollege hat die Fragen der Revision an dem Tag beantworten können, an dem er seine Kündigung erhalten hat. Sachllch haben die Kündigung und das Aufnahmeverfahren nichts miteinander zu tun. Der Kollege hat das Aufnahmeverfahren kritisiert, aber nie Manipulationen erwähnt oder festgestellt.
Jetzt wird daraus die Geschichte gemacht: Es ist jemamd gekündigt worden, weil er das Aufnahmeverfahren kritisiert hat. Umgekehrt wurde das Aufnahmeverfahren zum Thema, weil es diese Kündigung gab.
Problematisch im Aufnahmeverfahren war nach meiner Kenntnis, dass der Studiengangsleiter zum Schluss die Punktzahlen der Gespräche abgeglichen hat, um eine endgültige Reihung der Kanditat(in)en vorzunehmen. Ziel war dabei, die Leute aufzunehmen, die von den Mitgliedern der Kommission für geeignet gehalten wurden. Einige der besten Absolventen wären nicht aufgenommen worden, hätte es diesen Abgleich nicht gegeben.
Dieses Verfahren ist inzwischen geändert worden, unabhängig von einer Kritik durch M.L.B. Um einen Korruptionsverdacht oder ähnliches ist es meines Wissens bei der Revision nie gegangen. Damit wird jetzt die erste Geschichte – ein Kollege musste gehen, weil er unbequem war – noch einmal zu einer zweiten Geschichte erweitert: Der Kollege musste gehen, weil er auf Korruption etc. hingewiesen hat.
Hier geht es nicht nur um Wissen, sondern auch um Glauben und Glaubwürdigkeit. Ich bin persönlich sicher nicht durch Konformismus am Studiengang aufgefallen, und ich bin selbst skeptisch gegenüber allen Hierarchien: Ich kann sicher sagen, dass mir kein Fall von Manipulation aufgrund wirtschaflicher, politischer oder sonstiger Interessen bekannt ist, und dass weder auf mich noch auf irgendeinen Kollegen beim Aufnahmeverfahren oder späteren Benotungen Druck ausgeübt worden ist. Ich halte diese Vorwürfe für grotesk. Sie werden nicht dadurch glaubwürdiger, dass sie in der Vorwahlkampfzeit medienwirksam in eine Anzeige verpackt werden.
Das nur als erst Reaktion. Ich stimme dir zu: Es gehören alle Tatsachen auf den Tisch. Sie bilden ein Lehrstück steirischer Poitik und österreichischer Medienwirklichkeit.
lieber heinz, danke für die ausführliche antwort, langsam blicke ich durch. was die naive frage betrifft: sie mag naiv sein, aber viele (leser und schlecht-informierte) werden sich genau diese frage stellen – das ist ja das fatale, dass man jemanden anpatzen kann – und der muss dann quasi den gegenbeweis bringen – medienlogik: „es gilt die schuldvermutung“
ist die sache eingeschlafen, der „shitstorm“ vorüber?
Das kann man leider nicht sagen. Es gab z.B. eine FPÖ-Anfrage im Nationalrat und eine schriftliche der Kommunisten im steirischen Landtag. Am meisten Informationen gibt es noch immer über die Facebook-Seite projukjpr.
Gestern abends gab es eine Studiengangsversammlung mit allen Jahrgängen und mehreren Lehrenden; das Protokoll werden wir heute publizieren.
Ich gehe davon aus, das die andere Seite weiter eskalieren wird, das war bisher immer ihre Taktik. Ich bin selbst etwas ratlos, wie ich jetzt weiter agieren soll. Ich bin aber sicher, dass die ganze Geschichte in die Öffentlichkeit gehört.