Die New York Times erklärt in einem Artikel , was das Besondere an der neuen DeepSeek App und dem ihr zugrundeliegenden Large Language Model ist.
DeepSeek ist den bestehenden amerikanischen Anwendungen nicht nur zum Teil überlegen bzw. wenigstens gleichwertig. Vor allem wurde das zugrundeliegende Modell mit viel weniger Aufwand entwickelt. Hinzu kommt, dass es sich um eine Open Source-Entwicklung handelt, deren Grundsätze in einem Aufsatz publiziert wurden .
Bei mir hat der Times-Artikel gemischte Gefühle ausgelöst. Einerseits habe ich zuerst gedacht, dass es sich um die erste gute Nachricht zu Trump und seinem Umfeld seit Wochen handelt. Andererseits finde ich eine chinesische Vorherrschaft im Bereich KI noch bedrohlicher als eine amerikanische. Neben meinem Bett liegt der Roman Stunden aus Blei von Radka Denemarková, der die Brutalität des chinesischen Regimes ungeschönt zeigt .
Die Entwicklung könnte jedenfalls bestätigen, das es sich bei den Inszenierungen Trumps und der Techno-Oligarchie in den USA zu einem großen Teil um Potemkinsche Dörfer handelt. Man versucht, den Rest der Welt zu beeindrucken, damit sich niemand traut, in Opposition zu gehen oder ähnliches zu versuchen wie die US-Administration und amerikanische Konzerne. Tatsächlich sind aber Alternativen viel weniger anspruchsvoll, als es scheint. Man blufft, um von den eigenen Problemen abzulenken, von der chinesischen Konkurrenz, aber auch zum Beispiel von den Regulierungen in der Europäischen Union.
Heute früh wurde im Deutschlandfunk der deutsche Digitalminister Wissing zur Entwicklung der KI in Deutschland und auch zu den Nachrichten zu DeepSeek und dem dadurch ausgelösten Kurssturz interviewt . Wissing wiederholte mehrfach dieselben Stehsätze – dass europäische KI vertrauenswürdiger sei und dass man mehr Investitionen mobilisieren müsse. Es ging überhaupt nicht auf das ein, was wahrscheinlich die eigentliche Pointe dieser Nachrichten ist – dass Open Source und das intelligente Einsetzen von beschränkten Mitteln die US-Monopolisten in enorme Schwierigkeiten bringen kann. Was diese Entwicklung für den Ressourcenverbrauch bedeutet und wie sie mit dem Energiebedarf in den kommenden Jahren zusammenhängt, vermutlich auch mit der chinesischen Energiepolitik, erwähnte er überhaupt nicht.
DeepSeek hat in eine Blase hineingestochen. Ob dieser Stich ausreicht, um die Blase zum Platzen zu bringen, lässt sich noch nicht absehen. Der Stich zeigt, dass Alternativen zu den wirtschaftlichen und technologischen Trends möglich sind, die gerade von der US-Regierung und von US-Konzern als unausweichlich dargestellt werden. Er ist ein weiterer Anlass darüber nachzudenken, ob in Europa nicht ganz andere Wege gegangen werden können – an sparsamem Ressourcenverbrauch und Open Source orientiert. „KI“ dienst gerade dazu, enorme Mengen von Geld zu mobilisieren und Nachfrage für Überschüsse vor allem fossiler Energien zu sichern. DeepSeek ist ein Argument dafür, dass es für die europäische Wirtschaft Möglichkeiten jenseits von Staatssubventionen und Anpassung an die internationalen Kapitalmärkte gibt.