Wenn mich in Zukunft jemand fragt, was ein Blogger ist, werde ich Dave Winer zitieren. Winer hat erklärt, was Dave Rosen und er unter einem Natural-born Blogger, also unter einem geborenen Blogger oder einer geborenen Bloggerin verstehen:
- Ein GB bittet nicht um Erlaubnis.
- Ein GB erklärt die Dinge, selbst wenn er sie nicht versteht. Wenn ein GB Fehler zugeben muss—und das passiert oft—zuckt er die Achseln und sagt etwas wie Shit happens.
- GBs gehen voran. Hast du einen GB bei dir, musst du nicht warten, bis sich Freiwillige melden.
- GBs sagen lieber zu viel als zu wenig. Wenn du merkst, dass du zu jemand nur sagen willst: Halt endlich die Schnauze (englisch: STFU), hast du wahrscheinlich einen GB vor dir.
Winer sucht in der amerikanischen Geschichte nach geborenen Bloggern avant la lettre. Ich glaube, dass sie ein ganz altes europäisches Phänomen sind. Petra Gehring hat gerade in einer FAZ-Rezension darauf hingewiesen, dass Michel Foucaults letzte Vorlesungen um Begriff der parrhesia kreisen:
des Aktes einer freimütigen Aussage, die ohne Rücksicht auf mögliche Gefahren offen getätigt wird. Die parrhesia ist eine situative Kategorie, für welche die griechische Sprache einen eigenen Namen besitzt, der sie von der isegoria, dem formalen Rederecht jedes Bürgers, klar unterscheidet. … Der Parrhesiast ist einer, der in der Volksversammlung spricht, die Dinge zurechtrückt, wie Perikles im richtigen Moment interveniert.
Blogger nehmen sich ein Rederecht, sie lassen es sich nicht einfach zugestehen. Sie agieren nicht im Namen anderer oder von Firmen oder Institutionen. Sie sprechen für sich und damit für die Allgemeinheit statt für diejenigen, die sich zu deren Vertretern ernennen. Blogs sind erst durch das Web möglich geworden, aber die Haltung hinter ihnen hat eine lange Geschichte, die mit der Geschichte der Demokratie verwoben ist.
Martin Luther war dann vielleicht DER Ur-geborene Blogger. 😉
Vielleicht – vermutlich aber nicht der geborene Blog-Leser. In dieser Zeit würde ich eher an Erasmus denken …
word!
ach nee… sollte ja lieber zu viel als zu wenig schreiben… hab ich hiermit glaub ich grad getan… oder doch nicht?! 😉
Ich will ja nicht behaupten, dass du sonst nicht manchmal zu viel statt zu wenig sagst – aber in diesem Fall hast du es sicher nicht getan.
Ich muss zugeben, ich bin auch ein GB. Zumindest merke ich, wenn ich mich selbst reflektiere, dass die oben genannten Punkte ziemlich genau auf mich zutreffen.
Aber ich will jetzt hier auch nicht zu viel schreiben.
Ich sollte beginnen nicht zu alles und jedem meinen Senf dazugeben.
Was mir hiermit schon wieder misslingt.