Ich schreibe im Flugzeug, auf dem Weg zur zweiten Präsenzwoche des Studiengangs Content-Strategie. Wie im letzten Jahr mir #cos14 fahren wir jetzt mit an den Ort in Europa, an dem man am besten kennenlernen kann, wie Contentstrategie als Disziplin praktiziert wird.

Ich bin hin und hergerissen zwischen der Sorge, ob alles klappen wird, und dem Gefühl, dass es unglaublich ist, dass wir aus Graz mit einem echten Contentstrategie-Studiengang eine ganz normale Präsenzwoche einfach in London machen.

In diesem Jahr können wir auf den Verbindungen aufbauen, die wir dank Johanna Kollmann und Konrad Baumann vor einem Jahr in London begonnen haben. Rahel Bailie und Lisa Moore unterrichten inzwischen fest bei uns und waren mehrfach in Graz. Sie haben die Reise zusammen mit meiner Kollegin Lea Dvoršak vorbereitet, die dabei bis an die Grenzen des Schaffbaren gegangen ist. Vor allem Lisa, die die Tage in London minutiös durchgeplant hat, hat dafür gesorgt, dass wir viele Londoner Content-Strateginnen und Strategen persönlich kennenlernen können. Rahel ist zu einer Botschafterin unseres Studiengangs geworden, der wir nicht nur prominente Lehrende verdanken, sondern auch Bekanntheit und damit Austauschmöglichkeiten in Großbritannien und Nordamerika. Beide tun das aus Interesse an der Sache, und ich bin Ihnen dankbar, dass sie uns adoptiert haben. Sie schlagen übrigens nicht nur Brücken zur englisch-sprachigen Community of Practice unserer Disziplin sondern auch zur angelsächsischen akademischen Tradition.
Wie im letzten Jahr haben wir unsere Basisstation an Orten, die als solche inspirierend sind. Wir sind erst bei DigitasLBi, einer der weltweit größten Digitalagenturen, in der Brick Lane im inzwischen angesagten Londoner East End. Dann beherbergt uns für zwei Tage die Mozilla Foundation im Zentrum. Am Samstag treffen wir uns im WorkLife in Camden. Zwischendurch sind wir zu einem Mittagessen in den Londoner Büros von Facebook und in das Usability Lab des Government Digital Service eingeladen. Außerdem haben Lisa und Rahel es als Organisatorinnen geschafft, dass zwei Abendevents der Londoner Contentszene so stattfinden, dass wir an ihnen teilnehmen können: State of play zu mobilem Video gleich am Dienstag und das Meetup Making the Call on Content Quality am Donnerstag.
Inhaltlich wird die Woche zwei Schwerpunkte haben: analytische und Testmethoden (ohnehin der Schwerpunkt des zweiten Studiensemesters) und den State of the Art von Contentstrategie als professioneller Praxis. Zu Inhaltsanalyse und der User Experience werden Lisa, Rahel, Jutta und Konrad Lehrveranstaltungen, fortsetzen, die bereits in Graz begonnen haben und ein Gerüst für die übrigen Inhalte der Woche in London bieten. Der User Experience ist der gesamte Donnerstag gewidmet, bei dem wir (mit Persis Howe) die Arbeit des Governemnt Digital Service intensiv kennenlernen werden. Den Fokus der meisten übrigen Präsentationen und Diskussionen erfasst die Überschrift des Samstags gut: A day in the life of a content strategist. Es wird darum gehen, ob und wie Contentstrategie in der Praxis ankommt, wie Contentstrategen mit anderen Beteiligten an digitalen Projekten zusammenarbeiten und wie sie ihre Arbeit verständlich machen. Dazu werden wir gleich am ersten Tage Kate Kenyon, James Baverstock und Chris Ball hören, später Mike Atherton, Alberta Soranzo, Felice Hawley, Alex Shebar, Kate Towsey und Martina Stansbie.
Die Präsenzwoche vor einem Jahr war ein Anfang, eine erste Berührung unseres neuen kontinentaleuropäischen Studiengangs mit der englischsprachigen Contentstrategie-Praxis, die wir vorher fast nur aus Büchern und Präsentationen kannten. Ich hoffe, dass wir diesmal—auch dank des Unterrichts von Lisa und Rahel—weiter sind und auf der Basis eines gemeinsamen Verständnisses von Inhalten und Inhaltsstrategie diskutieren können.
Noch eine Schlussbemerkung: In Großbritannien werben gerade viele für den Brexit, und in Österreich profilieren sich provinzielle Politiker als "Festungsbaumeister" (Kurt Flecker). Dass wir unsere Themen wie selbstverständlich in London und in Graz weiterbringen können, ist für mich ein Signal dafür, dass die Zäune irgendwann auf dem Müllhaufen landen werden, auf den sie gehören.

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