Konrad Paul Liessmann im Interview mit Telepolis:

Zitate aus der Wikipedia finde ich in der Tat höchst problematisch. Ich wäre hier in der Wissenschaft äußerst zurückhaltend. Ein wesentliches Kriterium von Wissenschaft schlechthin, nämlich die Überprüfbarkeit einer Quelle, wird damit tendenziell außer Kraft gesetzt. Das geht weit über Plagiatsfragen hinaus.

Liessmann beklagt die Abwesenheit einer normativen Bildungsidee. Die hätte ihm vorgeschrieben, sich mit seinem Thema zu befassen. Warum lässt sich die Wikipedia nicht als Quelle überprüfen? Bei wenigen Texten sind Änderungen so gut dokumentiert. Ein Blick in die älteren Versionen des Artikels über Konrad Paul Liessmann hätte genügt. Außerdem lässt sich mit Furl oder Spurl leicht jeder Zustand eines Artikels archivieren.

Noch — pardon — ungebildeter ist der Satz:

Und Programmieren ist sowieso keine Kulturtechnik, das ist eine Frage von Spezialisten.

Sind dann Mathematik und Rhetorik auch keine Kulturtechniken, weil man sich in ihnen spezialisieren kann? Gehört es nicht zur Kultur, die Grundlagen einer Technik zu verstehen, ohne die unsere Zivilisation überhaupt nicht existierte?

Liessman spricht in diesem Interview über Dinge, die er nicht kennt. Es geht ihm wie vielen Konservativen: Er verkörpert die Untugenden, die er attackiert.

5 Kommentare zu “"Und Programmieren ist sowieso keine Kulturtechnik"

  1. >Liessman spricht in diesem Interview über Dinge, die er nicht kennt
    Tut er das denn nicht andauernd? Die Qualität seiner Gedanken scheint mir indirekt proportional zur Häufigkeit, mit der er in den Medien zu Wort gebeten wird.
    Aber als Nichtphilosoph verstehe ich den KPL vermutlich bloß nicht. 😉

  2. verehrter Markus Pirchner: ob sie Konrad Paul Liessmann verstehen oder nicht, sei dahingestellt. auch ihre proportionalen einschätzungen seien ihnen unbenommen. – zur thematik „qualität“ darf ich etwa liessmanns biographische skizzen zur philosophie („Denken und Leben I – III“, hörbuch, edition OE1) ans herz legen. – und das „nichtphilsosoph-sein“ mag vieles entschuldigen, ganz sicher nicht die verbale entgleisung, ihn als parvenü zu bezeichnen. was bringt sie eigentlich dazu, sich sowas einfach herauszunehmen?

  3. Och, habe ich Ihren Säulenheiligen beleidigt, Herr EnlargeYourPen? Was mich dazu bringt? Vielleicht das Recht auf eine eigene Meinung und meine Unverfrorenheit, das Parvenü im übertragenen, auf sein „Philosophieren“ angewandten Sinne zu verwenden.
    Was bringt Sie eigentlich dazu, mir eine verbale Entgleisung zu unterstellen?

  4. verehrter Markus Pirchner. für ein „och“ besteht wenig veranlassung. auch haben sie keinen „säulenheiligen beleidigt“, nicht zuletzt, weil mir jetzt kaum welche einfallen würden zu verehren. und – um gottes willen – „beleidigen“ sie doch ihren intellekt nicht, und verlangen hier „ein recht auf eigene meinung“; das wäre ja bitte kinderkram. natürlich steht ihnen diese zu; nicht einmal ich brauch da kommen, ihnen eine solche zu „genehmigen“ 😉
    nur – und um sie damit zu bestätigen – „unverfrorenheit“ war es ja auch gerade, die ich ihnen vorgeworfen. (und also nicht eine „meinung“.) denn, sie erlauben, ich empfinde es nunmal als „unverfroren“, jemanden – noch dazu einen ausgewiesenermassen überdurchschnittlich intelligenten wie jedenfalls überdurchschnittlich belesenen menschen einfach so als parvenü zu bezeichnen. (ob man den herren jetzt besonders sympathisch oder besonders gegenteilig empfindet, ob man ihn jetzt als wichtigtuer oder wie auch immer sieht … ist eine ganz andere geschichte.) da tun auch nachträgliche „übertragungen“ und „anwendungen“ der sinne keinen abbruch. es ist – sie verzeihnen – schlicht stillos und schmälert ihr posting. das war alles. natürlich kann man sich darauf versteifen und ungehobelt bleiben wollen. manchesmal mag das auch notwendig sein. aber, ob es uns in unserer diskussion (das „uns“ wie das „unsere“ in allgemeiner bedeutung für diskussionen im blog) weiter bringt und ob wir uns das anmassen sollten? ich denke nicht. danke und einen gruss aus graz.
    ps. ich pflege ja keine „anonymen“ postings. ich hoffe, meine TypeKey einstellungen erklären nun meinen namen – „EnlargeYourPen“ ist lediglich der meiner seiten 🙂
    pps. ich erlaube mir bei der gelegenheit auf einen soeben entdeckten tippfehler auf ihrer werten webseite (futurebytes.at, Projekte im Überblick, „Telekommounikation„) hinzuweisen. cak

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.