Ich hatte mir vorgenommen, heute einen Eintrag über den Google Mashup Editor (kurz:GMashEd ) zu schreiben, den Google zusammen mit Google Gears vorgestellt hat. Gerade noch rechtzeitig habe ich festgestellt, dass Jay Neely mir schon die schwierigsten Teile der Arbeit abgenommen hat: Er vergleicht Googles Tool mit den Konkurrenzprodukten Pipes von Yahoo! und PopFly von Microsoft. Und — und das ist wirklich eine Leistung! — er erfindet gleich eine Serie von Beispiel-Mashups, die auch dem technikfernsten Journalisten oder PRler klar machen sollte, warum er sich mit diesem Thema beschäftigen muss, wenn er sich noch als Medienprofi bezeichnen will. Wie nebenbei erklärt Neely dabei in ein paar Sätzen Googles Schlüsselposition auf dem Markt für Produkte, die mit Newsfeeds zu tun haben: Google kontrolliert hier nach dem Kauf von Feedburner die komplette value chain.

Was sind Mashups? Sehr vereinfacht gesagt, ist ein Mashup ist ein Programm auf einem Webserver, das Newsfeeds und andere im Web angebotene dynamische Daten verwendet, um damit neue Daten zu produzieren. Wozu braucht man das? Knapper als Jay Neely kann man es nicht sagen

Mit Blog Feeds kannst du Informationen senden. Mit Feed Readern kannst du sie empfangen. Mit Pipes, PopFly und GMashEd kannst du sie filtern, visualisieren, kombinieren und in Beziehung zu anderen setzen.

Denn:

Wenn man weniger Zeit damit verbringen will, die Informationen zu finden, für die man sich interessiert, ist das Filtern und Kombinieren von Feeds nach seinen persönlichen Präferenzen das beste Hilfsmittel, das man online finden kann, bis personalisierte Zeitungen herauskommen.

Von Neelys Beispielen hier nur der Anfang, um nicht vom Original abzulenken:

Wenn ich ein besserer Programmierer wäre, könnte ich Pipes verwenden, um den Inhalt meiner Feeds mit den offiziellen Pressemeldungen von Google, Yahoo!, Microsoft, Amazon und anderen großen Firmen zu vergleichen. Dabei ließe sich alles herausfiltern, was den Meldungen über einen bestimmten Prozentsatz hinaus entspricht. Oder ich könnte eine Menge von Regeln festlegen, die die Glaubwürdigkeit von Quellen bewerten, und Filter für meine Feeds, so dass ich über ein Ereignis nur aus glaubwürdigen Quellen informiert werde. Wenn sich nur eine Person mit einem Ereignis beschäftigt, kommt sie durch. Gibt es 50, erhalte ich nur die Highlights der 5 glaubwürdigsten Leute.

Gestern habe ich Ryan Sholin zitiert: Angehende Journalisten müssen in ihrer Ausbildung lernen, was Daten sind. Sholin nimmt einen Kernsatz von Tim O’Reillys berühmter erster Web 2.0-Präsentation auf: Data is the new Intel inside. O’Reilly schrieb damals:

Database management is a core competency of Web 2.0 companies, so much so that we have sometimes referred to these applications as „infoware“ rather than merely software.

Mashups sind das Beispiel für do-it-yourself-Infoware. Jeder, der in den kommenden Jahren mit Medien zu tun hat, wird sie verwenden: als Recherchewerkzeug, als Publikationstool und als Serviceprodukt, mit dem die Adressaten sich ihre Informationswelten remixen können.

(Mir ist die Relevanz von Mashups zuerst durch Christopher Clays Diplomarbeit aufgegangen. Christopher hat in ihr das Konzept eines generischen Mashup-Service entwickelt — ähnlich denen, die Google & Co. jetzt realisieren.)

3 Kommentare zu “Mashups für Medienleute

  1. Hi Heinz, danke für die interessanten Hinweise! Mir wird erst langsam klar, wie man Mashups einsetzen kann … und ich denke dabei auch an unternehmens-interne Kommunikation und Datenverwendung … Da müsste es doch auch viel Potenzial geben, was meinst du?

  2. Hallo Christian,
    ich kann mir vorstellen, dass es in ein paar Jahren keine Corporate Sites ohne Mashups mehr gibt. Im Grunde ist das ja ein Tool zur Interaktion mit jeder Art von Daten; sie müssen nur in einem Feed-Wrapper stecken oder in ihn gesteckt werden können. Ich hoffe, dass ich bald selbst den beantragten GMeshUp-Account habe – und auch genug Zeit zum Spielen!
    Herzlich
    Heinz

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