Mich begeistert das Engagement, mit dem eine kleine Gruppe von Leuten Open Government Data in Graz vorantreibt; sie haben viel mehr Anerkennung—und das Thema hat viel mehr Aufmerksamkeit—verdient, als es im Moment dafür in Graz gibt.
Mehr Aufmerksamkeit für Open Government Data: das war das Hauptziel eines Round Table-Gesprächs, an dem Julian Ausserhofer und ich am Mittwoch teilgenommen haben. Zu dem Treffen eingeladen hatten Daniela Grabe und Peter Mayr, die vor allem im Gemeinderat für Open Data eintreten, Barbara Meyer, die in der Verwaltung für die Open Government Data-Strategie verantwortlich ist, und wir beide selbst. Von Barbara Meyer merke ich mir den Satz, dass das »offene Prinzip in alle Köpfe« gehört.
Wir hatten uns vorher schon einige Male mit Daniela getroffen, und wir haben uns neulich auch mit ihr und Ton Zijlstra über Möglichkeiten unterhalten, intensiver über Open Government Data in Graz zu kommunizieren. Das Treffen fand bei der ITG, der IT-Firma der Stadt Graz, statt.
Open Government Data sind in Graz noch immer ein Thema für Spezialisten—obwohl die Stadt Graz inzwischen zu Wien und Linz aufgeschlossen hat: Sie hat damit begonnen, die Verwaltungsdaten so zu veröffentlichen, dass Interessierte und Entwickler sie nutzen können. Dabei hält sie die Standards für Open Governement Data ein und stellt die Daten unter eine Creative Commons-Lizenz, so dass sie frei verwendbar sind.
Daten gelten oft als das Öl des 21. Jahrhunderts. Deshalb fördern Behörden nicht nur Transparenz und Partizipation, wenn sie die Daten veröffentlichen, die sie im öffentlichen Auftrag erhoben haben. Sie schaffen eine Ressource, die den Bürgern und auch den Angehörigen des öffentlichen Dienstes selbst Leben und Arbeit erleichtert, und deren wirtschaftliche Potenziale sich erst erahnen lassen. Interessant sind vor allem die Verwendungen und Verknüpfungen der Daten, an die bei ihrer Erhebung niemand gedacht hat.
Damit Open Governemnt Data tatsächlich genutzt werden, muss die Öffentlichkeit überhaupt erst begreifen, um was es bei diesen Thema geht. Ein bewährtes Instrument dazu, das wir am Mittwoch vor allem diskutiert haben, ist ein Programmierwettbewerb für Anwendungen, die mit Open Data arbeiten. Ein solcher Wettbewerb soll noch vor den nächsten Wahlen stattfinden und hoffentlich das nötige öffentliche Interesse finden. Er wird sich an ähnlichen Wettbewerben zum Beispiel in Wien, Linz und Amsterdam orientieren.
Wir haben uns auch über weitere Maßnahmen zur Kommunikation der Bedeutung von offenen Daten in Graz unterhalten. Wir waren uns darüber einig dass viele Journalisten in den traditionellen Medien dieses Thema kaum oder gar nicht verstehen. Wir wollen versuchen bei ihnen Verständnis dafür zu wecken. Ich selbst glaube, dass es noch wichtiger ist, auf neue Medien wie Blogs und Facebook zu setzen.
Das Round Table-Gespräch am Mittwoch wird fortgesetzt: durch offene Treffen aller, die sich in Graz für Open Data und speziell für Open Government Data interessieren. Das nächste Treffen wird in zwei Wochen am 24. Juli um 17:00 während der Open Week im Spektral stattfinden
Für mich war an dem letzten Treffen das Wichtigste, dass sich in Graz eine ganze Reihe von Leuten für offene Regierungsdaten interessieren und sich unabhängig von ihrer Position oder ihrem Job für dieses Thema engagieren. Außer Barbara Meyer, Daniela Grabe und Peter Mayr möchte ich Keith Andrews von der TU erwähnen, der über Open Data schon nachgedacht hat, als in der Politik und der Webszene kaum jemand von dieser Thematik wusste. (Sein Vortrag auf dem ersten Grazer Politcamp hat einigen Teilnehmern den Blick für Open Government Data geöffnet). Stefan Kasberger ist in Graz einer der umtriebigsten Open Data-Aktivisten; er bringt vor allem Entwickler zusammen, die mit den zur Verfügung gestellten Daten arbeiten. Ich hoffe, dass sich an der TU und der FH Joanneum (von der auch Peter Salhofer an dem Treffen teilnahm) genügend Studierende finden, die exemplarische Anwendungen für Open Government Data aus Graz schreiben. Aktiv genutzt werden die Daten jetzt vor allem von der—ebenfalls enorm engagierten—Open Streetmap-Community in Graz. (Einige Leute aus dem Open Streetmap- und Geodaten-Umfeld, die an dem Round-Table teilgenommen haben, kenne ich leider nicht persönlich und kann sie hier nicht nennen.) Um Open Data in Graz auf Dauer zu einem Erfolg zu machen, muss sich dieser Kern von Interessierten regelmäßig treffen und das Thema über die Netzwerke der Teilnehmer nach außen tragen.
Hintergrund: Open Government Data in Graz
Hier noch ein paar Links und Zusatzinformationen zu Open Government Data in Graz, um den Kontext des Treffens am Mittwoch zu erklären:
Die Website des Projekts ist Open Government Data Graz: http://data.graz.gv.at. Dort finden sich die Daten selbst und alle wichtigen ergänzenden Informationen.
Über den bisherigen Verlauf des Projekts hat Barbara Meyer auf der Open Government Data-Konferenz neulich in Linz berichtet:
Gestartet wurde das Projekt 2011 durch eine Anfrage Peter Mayrs, die in diesem PDF dokumentiert ist.
Am 5. März 2012 fand eine Veranstaltung zu Open Government in Graz statt, bei der die Open Governemnt Data-Initiative der Stadt zum ersten Mal öffentlich kommuniziert wurde. http://data.graz.gv.at ging am 18. Juni 2012 mit den ersten Datensätzen online. Die Daten liegen standardkonform vor; RDF-Daten werden kommen, sobald die Metadatenstruktur für OGD 2.0 definiert ist. Die Veröffentlichung eines zweiten Set an Daten ist für Ende des Jahres geplant. Die Daten in Österreich sollen möglichst einheitlich zu publiziert werden, so dass Anwendungen, die mit diesen Daten arbeiten, transportiert werden können.
Der zunächst wahrscheinlich wichtigste Teil der Open Government-Daten sind Geodaten. Derzeit macht der Umsatz mit administrativen Geodaten in Österreich ca. 10 bis 15 Millionen Euro im Jahr; ca. die Hälfte davon zahlen sich verschiedene österreichische Behörden untereinander für ihre Daten. Das Open Data-Prinzip hat sich noch längst nicht überall in Österreich durchgesetzt, so würde die freie Publikation von Hausnummern derzeit zu Problemen mit der Statistik Austria führen (die vom Horten dieser Daten nicht viel haben wird, weil sie für OpenStreetMap mit einfachen Mitteln neuerhoben und mit offenen Lizenzen publiziert werden können.)
[Dieses Post ist ein subjektiver Bericht; einige Informationen habe ich während des Treffens am Mittwoch ohne Angabe der Urheber notiert. Ich bitte gegebenenfalls um Korrekturen und Ergänzungen.]
Danke für den Bericht Heinz! Ich finde es super, dass immer mehr Städte, Länder und auch Gemeinden (Bsp http://data.kremsmuenster.gv.at) die Vorteile von opendata erkennen und ihre Daten in maschinenlesbarer Form in einem Datenkatalog anbieten. Um das Thema nachhaltig zu verankern, bedarf es aber sicher auch klareres politisches Commitment (va auch höherer Ebene finde ich dieses Thema zu wenig prâsent, obwohl jede Partei zB laufend von Transparenz redet) & auch eine aktive Förderung der lokalen (Entwickler)Communities.
Was mMn auch noch erwähnenswert wäre: die Grazer Daten werden mit dem österreichischen Datenportal http://www.data.gv.at abgeglichen und stehen dort gesammelt mit allen anderen in Österreich als opendata zur Verfügung gestellten Daten interessierten Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. In einer weiteren Ausbaustufe werden diese auch mit dem geplanten EU-Portal abgeglichen werden.
Hi Heinz,
Wie gesagt als ich im letzten Monat in Graz war, ich bin gerne bereit einige Workshops zu gestalten um sowohl Verwaltung als BürgerInnen zu helfen Open Data als lokales Instrument ein zu setzen. Wie hier: http://epsiplatform.eu/content/building-internal-business-case-open-data-works-triangles
Die Formats für solche Workshops habe ich, und hab‘ sie auch schon mehrmals für NLschen Städte verwendet.