Der reichste Mann der Welt Elon Musk lässt eine Truppe von Rowdies in das Hauptquartier der amerikanischen Behörde für Ozeane und Atmosphäre NOAA eindringen (Sainato, 2025). Ziel ist, wie die Aktivistin Gretchen Gehrke es ausdrückt, soviel zu zerstören wie möglich, bevor Gerichte die Administration stoppen können (Milman et al., 2025). Musk hat nicht nur den römischen Gruß übernommen (Bennhold, 2025). Er kommandiert jetzt eine Truppe, die mit adaptierten SA-Methoden die Mitarbeiterinnen einer Behörde terrorisiert, die Daten und Informationen zur Klimakrise und ihren Folgen zugänglich macht.
Gaslighting ist das Kommunikationsprinzip der Trump-Administration. Ziel ist, dass die Bevölkerung nicht mehr unterscheiden kann, was wahr und was unwahr ist, und dass sich Gegner selbst für ohnmächtig halten. Die Trump Regierung betreibt dieses Gaslighting jetzt im nationalen Maßstab und mit dem Ziel weltweiter Dominanz. Zum Gaslighting gehört es, Klimapolitik als eine Aktivität von linksradikalen Irren darzustellen, die der amerikanischen Wirtschaft schaden wollen. Dazu muss die Verbindung von Klimapolitik und Klimakrise unsichtbar gemacht werden.
Die NOAA ist nur ein Opfer dieses Gaslighting. Systematisch werden Hinweise auf die globale Erhitzung und ihre Bekämpfung von amerikanischen Regierungswebsites entfernt. „Schnallt euch für das Schlimmste an“, sagt der Klimaforscher Michael Mann dazu – jemand, der seit Jahrzehnten nicht nur gegen Klimaleugung, sondern auch gegen Panikmache auf der Klimaschutzsseite gekämpft hat. „Die Polluter haben das Steuer übernommen“ (Milman et al., 2025).
Luisa Neubauer zur Krise der Wahrheit
Wie wichtig es ist, die Verbindung von Klimaschutz und Klimakrise nicht zu unterschlagen, erklärt Luisa Neubauer im Interview mit der taz (Waack, 2025b). Sie stellt fest, dass eine Krise der Wahrheit die Klimakrise begleitet. Diese Krise ist das Ergebnis systematischer Desinformation, die in der deutschen Politik erheblich dazu beigetragen hat, dass die Klimapolitik im Wahlkampf nur von den Rechten thematisiert wird. Die anderen Parteien, sogar die Grünen, verstecken sie. Neubauer weist auf die Koalition von Fossilindustrie, Rechtsradikalen und rechten Medien hin, die den öffentlichen Diskurs in Deutschland beherrschen will, gerade weil die Dekarbonisisierungspolitik auch Erfolge aufweisen kann (dazu Waack, 2025a). Die Klimabewegung dürfe diese Verdrängung nicht mitmachen. Die Klimakrise zu kommunizieren sei die Voraussetzung dafür, dass Klimaschutzmaßnahmen verstanden und unterstützt würden.
Dass Gaslighting und Verdrängung der Klimakrise funktionieren, liegt, wie Luisa Neubauer feststellt, an der Belastung der Menschen durch die Polykrise. Klimaschutz müsse als Gemeinschaftsaufgabe angegangen werden – eine Position, die der deutsche Expertenrat für Klimafragen unterstützt, der davor warnt, die Kosten des Klimaschutzes vor allem den ärmeren Bevölkerungsteilen aufzubürden (Waack, 2025c).
Project 2025 auf dem Weg nach Europa
Das globale Gaslighting durch die amerikanische Administration betrifft uns in der österreichischen Provinz nur scheinbar wenig. Das Heartland-Institute, einer der Auftraggeber von Trumps Drehbuch Project 2025 (Friedman, 2023), bemüht sich intensiv um Einfluss in Europa. Dabei hat die FPÖ eine Schlüsselrolle, über die der Standard und der Guardian berichten (Horton et al., 2025; Narodoslawsky, 2024; Taschwer, 2025). Die FPÖ-Politiker Haider und Vilimsky waren Türöffner für die Heartland-Lobbyisten in Brüssel. Vilimsky wurde mit Nigel Farage als Ehrengast eines Jubiläumsdinners in Washington präsentiert – kurz bevor das Heartland-Institut in London eine europäische Dépendance eröffnete, die von einer früheren Vorsitzenden der Brexit-Partei Ukip geleitet wird.
Trump und Kickl wollen uns suggerieren, dass wir in einer großen Zeit leben – so wie es ihre Vorgänger getan haben, bevor sie weltweite Katastrophen auslösten. Tatsächlich arbeiten sie mit primitiven Mitteln wie dem Terrorisieren der NOAA-Angestellten durch die Bürobesetzung der Doge-Schergen. Noch weniger anspruchsvoll sind sie, wenn sie ihren eigenen Leuten etwas vorlügen. Das Heartland-Institute verkauft eine Abstimmung gegen einen Teil des Green-Deals in der EU als Erfolg der Zusammenarbeit mit der FPÖ und der ungarischen Regierung. Die Abstimmung hat nie stattgefunden, an dem von den Heartland-PR-Leuten angegebenen Termin diskutierte der EU-Ministerrat über das Renaturierungsgesetz, das dann später beschlossen wurde. Benedikt Narodoslawsky hat den Fake aufgedeckt (2025).