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„Several of the writers at Poynter Online… have recently been focusing on the possibilities for Facebook in terms of the news business.“
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‚So we established a Facebook group called „Journalists and Facebook.“…Here’s the story of what we learned….‘
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„…forward-thinking news organizations are experimenting with various ways to distribute their content online — including popular social media and networking services such as Facebook….“
Das Gebiet, das ich unterrichte — im Augenblick bezeichne ich es am liebsten als „soziale Medien“— umfasst mehr oder weniger das, was man als Online-Journalismus und Online-PR bezeichnet. Auf meiner geistigen Landkarte grenzt es an zwei andere Gebiete, auf der einen Seite an die Technik und auf der anderen Seite an die „Soziologie“ — damit meine ich die theoretische Analyse und empirische Untersuchung der gesellschaftlichen Rolle, die Online-Kommunikation spielt.
Was die Technik angeht, ist mir relativ klar, welche Verbindungen es zum Thema „soziale Medien“ gibt; allerdings fällt es mir hier schwer, die Grenzen genau zu bestimmen. Was muss eine angehende Online-Journalistin darüber wissen, wie ein Content Management System funktioniert? Ist es für jemand, der sich mit Online-PR beschäftigt, wichtig, die Unterschiede zwischen den Newsfeed-Formaten RSS und Atom zu verstehen? Nützt ihr Wissen über REST oder das end-to-end-Prinzip? Wie auch immer — es ist klar, um welche Themen und Techniken es hier geht, und man kann in jedem Einzelfall überlegen, welche Rolle das technische Wissen für die praktische Arbeit spielt.
Anders ist es für mich bei der sozialen Dimension des Online-Publishing. Hier ist mir völlig unklar, wie die Verbindung zwischen Theorie und Praxis aussieht oder aussehen kann. Wo wird soziologisches Wissen praktisch relevant? Welche Rolle spielen hier für den Praktiker wissenschaftliche Theorien? Geht es hier um Soziologie oder eher um Wissen, das sich auf ganz unterschiedliche Themen (z.B. Ökonomie, Politik) bezieht? Wo ist dieses Wissen mehr als eine relativ willkürliche Interpretation, eine Art ideologischer Begleitung dessen, was ohnehin geschieht?
Seit ich unterrichte, suche ich nach soziologischen Theorien, die mir dabei helfen, diese Fragen überhaupt richtig zu stellen, so dass ich einerseits besser begründen kann, was ich im Unterricht tue, und andererseits Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet begründen kann. Im Grunde vermisse ich bei jeder Diplomarbeit, die ich betreue, ein brauchbares theoretisches und methodisches Fundament.
In den letzten Wochen habe ich mich zum ersten Mal und nur sehr oberflächlich mit der Actor-Network-Theory beschäftigt. Jetzt überlege ich, ob der Teil meiner inneren Landkarte, den ich oben beschrieben habe, sich vielleicht aus einer falschen Perspektive ergibt — denn dieses Bild setzt voraus, es gebe so etwas wie eine Welt eigener sozialer Gesetze oder Regeln, und diese ließen sich soziologisch mehr oder weniger richtig und genau beschreiben oder rekonstruieren.
In der vorletzten Woche habe ich einen kurzen Text übersetzt, den Bruno Latour zusammen mit einer Studentin geschrieben hat. Der Text beschreibt einen Kühlschrank in einem mikrobiologischen Labor, und zwar als ein Objekt, ohne das die gesamte wissenschaftliche Arbeit in dem Labor bis hin zur Klassifikation der dort untersuchten Lebensformen und zur Organisation der Kompetenzhierarchie unter den Wissenschaftlern nicht stattfinden könnte. Der Kühlschrank ist das, was Latour oft als „nichtmenschlichen Akteur“ bezeichnet.
Die Übersetzung war für mich ein Anlass, Latour und seinen theoretischen Weggefährten kennen zu lernen. Zum Glück sind viele Texte Latours online zugänglich. (Weitere Texte werde ich bei Bibsonomy unter dem Tag ANT sammeln.)
Zunächst fasziniert mich an Latour die Konzentration auf Artefakte. Das Web besteht nicht nur aus Menschen, sondern auch aus Artefakten, und so etwas wie ein soziologisches Herangehen an das Web kann nur gelingen, wenn es die technische Ebene nicht durchstreicht. So wie der Kühlschrank, den Latours Text beschreibt, ein mikrobiologisches Labor organisiert (und nicht nur Ausdruck einer Organisation ist, die auch ohne ihn auf einer rein „sozialen“ Ebene existieren könnte), so organisieren Webanwendungen und Mittel der Webkommunikation inzwischen die unterschiedlichsten sozialen Zusammenhänge, von virtuellen Teams bis zur Blogger-Community. Alle diese Artefakte existieren nicht isoliert — der Kühlschrank ist noch kein Labor — aber sie sind auch nicht nur Ausdruck oder Niederschlag einer „hinter“ ihnen liegenden sozialen Wirklichkeit.
Viel interessanter als die Konzentration auf die Artefakte ist aber das Verständnis von „Gesellschaft“, das hinter ihr steht. Latour begreift Gesellschaft als Vergesellschaftung von Heterogenem, als Menge der Aktivitäten die unterschiedliche Realitäten oder Realitätsebenen in Verbindung zueinander bringen. Die soziale Aktivität besteht darin, Netzwerke aus verschiedenartigen Akteuren zu erzeugen. Dabei wird jede der Komponenten eines solchen Netzwerks transformiert oder übersetzt. Latour und die anderen Vertreter der Actor Network Theory bezeichnen ihren Ansatz auch als „Soziologie der Übersetzung“.
Das soziologische Wissen ist dabei nicht in erster Linie Sache der Soziologen, die die Gesellschaft beobachten; es liegt zunächst bei den Akteuren selbst, bei denen, die Wissen über Vergesellschaftung verwenden oder entwickeln, um Gesellschaft — bescheidener gesagt: Netzwerke — zu erzeugen. (Hier schließt Latour an die Ethnomethodologie Harold Garfinkels an.) So ist jeder Wissenschaftler oder Techniker, der Artefakte entwickelt, auch ein — guter oder schlechter — Soziologe, denn er entwickelt Apparate oder Konzepte in einem sozialen Netzwerk und verwendet dabei sein Wissen über dieses Netzwerk.
Zurück zum Ausgangsmodell: Ausgehend von der ANT würde man das Soziale nicht als eine eigene „Schicht“ neben denen der Technik und der Praxis verstehen, und auch Technik und Praxis ließen sich nicht als relativ unabhängige „Schichten“ beschreiben. Die Formen der Online-PR oder des Online-Journalismus ließen sich als „Netzwerke“ beschreiben, die Komponenten unterschiedlicher Art zu einem Feld „vergesellschaften“ und dabei transformieren, zu diesem Feld gehört so etwas wie ein bestimmtes „soziales Wissen“. Ein erfolgreicher Blogger ließe sich dann auch als ein guter Soziologe verstehen, der dazu in der Lage ist, ein Netzwerk aufzubauen und zu organisieren.
Ich bin noch lange nicht weit genug in die ANT eingedrungen, um mit wirkliche Forschungsprojekte vorstellen zu können, bei denen man sie auf dem Gebiet der sozialen Medien verwendet. Aber sie erscheint vielversprechend. Jetzt hoffe ich auf ein paar ruhige Urlaubstage mit Zeit zu ausgedehnterer Lektüre.
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George Siemens denkt darüber nach, wie sich die Rolle der Erziehung verändert, wenn Zugang zur Information wichtiger als die „Akkreditierung“ von Information wird. Ausgangspunkt: Geschichte der PR.
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Ausführliche kanadische Rundfunkserie zur Geschichte der PR; komplette Audio-Downloads und Transkripte aller Interviews
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Auch die Süddeutsche interessiert sich für die (durchaus schmutzige) Geschichte der PR und bringt eine lange Geschichte über Edward Bernays
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Beschreibung der neuen Technology Section des Guardian und ihres technischen Backends
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Das Buch von André Spiegel steht unter einer CC-Lizenz und kann heruntergeladen werden.
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Statistische Daten zur Verwendung von Videos, u.a. auf News-Sites
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„Shane Richmond is asking for contributions to a list of classic blog posts on online journalism… here’s my list of the essential reads for online journalists…“
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Zu den Online-Aktivitäten der deutschen Parteien
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„Here are some simple notes for looking at the HP Labs semantic blog. The blog is intended to show the use of semantic web technologies augmenting the blogging paradigm… We believe that the use of semantic metadata can allow a blog to be used in new and
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Flash based online mindmapping tool
…those tools turn love into a renewable building material… [Clay Shirky, via Helge]
Etwas prosaische Ergänzung: Auch diese tools sind social objects; vielleicht ist es gar nicht so mysteriös, wie sie funktionieren.
Leider erst jetzt bin ich auf einen Service gestoßen, mit dem man Literaturangaben online verwalten kann so wie mit del.icio.us Bookmarks: BibSonomy ist ein social bookmark and publication sharing system
, das von der Knowledge & Data Engineering der UniversitäŠt Kassel entwickelt wurde. Der erste Eindruck: Die Kasseler haben mit deutscher GrŸündlichkeit gearbeitet; BibSonomy hat das Zeug dazu, das Bibliographieren so zu verŠändern, dass die meisten EinfüŸhrungen in das wissenschaftliche Arbeiten
revidiert werden mŸssen.
Mit BibSonomy kann man Literaturangaben online verwalten und mit anderen teilen. Die Nutzer köšnnen die Angaben taggen und Angaben anderer Nutzer weiterverwenden. BibSonomy erleichtert es also, Literaturangaben zu finden, und erspart es, bereits erfasste Angaben noch einmal zu tippen. Vorsicht: BibSonomy nimmt es keiner Autorin ab, die Richtigkeit der bibliografischen Angaben zu kontrollieren!
Als Austauschformat verwendet BibSonomy BibTeX. Das erlaubt eine Vielzahl von Import und Exportmšöglichkeiten, viele davon wurden bereits realisiert. Anders als bei vielen neuen Web 2.0-Services Ÿüberrascht BibSonomy seinen Benutzer vor allem damit, was alles schon funktioniert.
Er kann zum Beispiel Literaturangaben des Köšlner UniversitäŠtsGesamtkatalogs durch einen Klick auf einen Button (Grafik links) in BibSonomy importieren. Ich konnte auch Angaben erstellen, indem ich auf der Amazon-Seite eines Buchs das BibSonomy- postPublication-Bookmarklet anklickte. Lediglich die Jahrezahl musste ich hinzufügen. BibSonomy läŠsst sich durch Scraper ergäŠnzen, die im Web vorhandene Literaturangaben in das bibtex-format konvertieren. Solche Scraper gibt es zum Beispiel füŸr die ACM Digital Library und Citeseer. Verschiedene Layouts erleichtern es, die Literaturangaben formatiert in eigene Publikationen zu üŸbernehmen. Also: Studenten und Wissenschaftler, bibliographiert mit BibSonomy und erspart euch und anderen Hunderte Stunden geistloser Arbeit!
Blind Tip am Ende: Die Entwickler haben das Konzept von BibSonomy ausfŸührlich in BibSonomy: A Social Bookmark and Publication Sharing System (PDF!) beschrieben.
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Implementierung des Atom Publishing Protocol mit Client-seitiger Transformation von Atom-Dokumenten
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„The APP Test Site is a server implementation of the Atom Publishing Protocol (AtomPub) that you can use to test your client against. It supports both entry and media collections. The server is written in Python…“
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Sehr interessant wirkendes Blog zur Medien-/New Media-/Social Media-Produktion
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„After initial brainstorming and research, we chose to focus on the effects of a new model for online social networking: a unified social network that, as a service, provides social data to many other applications.“