Danke für den Kommentar zu Contentstrategie und Degrowth, Ton! Am meisten interessiert mich, ob man sinnvolle Contentstrategien für Services in einer Postgrowth-Wirtschaft, so wie sie wohl vor allem Tim Jackson untersucht hat (Tim Jackson | Prosperity Without Growth 2e), entwickeln kann.—Zur Präsentation: Ja, man kann auch mit einer Offline-Version arbeiten, man muss sie nur lokal am Rechner haben. Wie ich die Präsentationen mache, habe ich hier beschrieben.—Auf das Sci-Fi Economics Lab bin ich schon gestoßen, möglicherweise bei dir. Ich würde gerne kommen, weiss aber noch nicht, ob das zeitlich geht (ich habe mir vorgenommen, nicht mehr zu fliegen, und mit dem Zug dauert es von Graz lang.)—Was den toten Urgroßvater angeht, wenn ich etwas zu ernst antworten darf: Es ist völlig klar, dass es keine perfekte Kreislauf-Wirtschaft geben kann, das würde dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik widersprechen, wie ich mal bei Nicholas Georgescu-Roegen gelesen habe.

Morgen beginnt in Darmstadt wieder das Content Strategy Camp. Ich kann in diesem Jahr leider nicht teilnehmen. Die folgenden Thesen hätte ich dort sonst in einer Session vorgestellt. Sie sind auch als ein Beitrag unseres Studiengangs zum Global Climate Strike gedacht (wobei ich für den Inhalt allein verantwortlich bin). Ich habe mich selbst entschlossen, mich in der Lehre auf die möglichen Beiträge der Content-Strategie zu einer Postwachstums-Gesellschaft zu konzentrieren und in unserer Ausbildung alles zu unterlassen, was Unternehmen unterstützt oder unterstützen könnte, deren Tätigkeit die ökologische Situation weiter verschlimmert.

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Am Freitag habe ich den Studierenden des Jahrgangs #cos17 eine Präsentation über Contentstrategie für das Postwachstum gezeigt, als Teil der #LecturesForFuture. Es ist mein erster Versuch, eine konsistente Präsentation zum Themenkomplex Klimakrise und Postwachstum zu erstellen. Ich hoffe, dass ich sie weiter ausbauen kann. Die Versionen sind auf GitHub archiviert.

Ich bin nicht sicher, dass man den Gedankengang ohne mündlichen Vortrag folgen kann. Die Argumentation ist:

  1. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist seit Beginn der Industrialisierung kontinuierlich gestiegen, am deutlichsten veranschaulicht in der Keeling-Kurve. Der Anstieg hat sich in den letzten 40 Jahren noch einmal deutlich beschleunigt.

  2. Das CO2 in der Atmosphäre führt zu einer Erhöhung der Temperaturen, die ab einem Anteil von ca. 450 Parts Per Million noch deutlich katastrophalere Konsequenzen haben wird, als wir sie jetzt schon beobachten können. Um das Klima halbwegs stabil zu halten, muss so schnell wie möglich darauf verzichtet werden, weitere Treibhausgase in die Atmosphäre zu pumpen (Veranschaulichung: Szenarien des Weltklimarats).

  3. Der Zusammenhang von globaler Erwärmung und CO2-Gehalt (andere Treibhausgase wären auch noch zu berücksichtigen) ist durch jahrzehntelange wissenschaftliche Forschung belegt. Wichtig dafür war die Möglichkeit, dass Weltklima mit Computern zu modellieren, und die Erkenntnis über den Zusammenhang von CO2 und den Temperaturen auf der Venus (Veranschaulichung: Eine der ersten Studien über globale Erwärmung).

  4. Bereits jetzt können wir eine Fülle katastrophaler Ereignisse beobachten, deren Zahl und Ausmaß vom Klimawandel abhängt (Veranschaulichung: Meldungen über die Erwärmung der Ozeane, das Abschmelzen des Polareises und die Dürre in Indien).

  5. Um die globale Erwärmung in Grenzen zu halten, muss eine absolute Grenze der Gesamt-CO2-Emissionen festgelegt werden, aus der sich für die Zivilisation insgesamt und für jeden Menschen ein CO2-Budget ergibt. (Veranschaulichung: CO2-Uhr des Guardian). Das gerade noch vertretbare Budget pro Kopf der Weltbevölkerung liegt in der Größenordnung von einer Tonne pro Jahr.

  6. Wir tragen durch den gesamten Lebensstil in den reichen Ländern zur globalen Erwärmung bei. Die reichsten Teile der Weltbevölkerung verursachen den bei weitem größten Anteil der globalen Erwärmung. Die globale Erhitzung erfordert einen radikalen Umbau der Wirtschaft (Veranschaulichung: Daten über CO2-Ausstoß, besonders in Deutschland.)

  7. In der Zeit, die noch zur Verfügung steht, um die Wirtschaft CO2-frei zu machen, wird man das Wirtschaftswachstum nicht in ausreichendem Maß vom CO2-Ausstoß abkoppeln können (Veranschaulichung: Szenarien des Weltklimarats, interpretiert durch eine neue Arbeit zur Hypothese eines grünen Wachstums). Die globale Erhitzung wird sich nur durch eine Schubumkehr in der Wirtschaft stoppen lassen, durch die der Energieverbrauch vor allem in den reichen Ländern drastisch sinkt. Diese Schubumkehr muss die gesamte Wirtschaft betreffen.

  8. Damit stellt sich die Frage, wie Contentstrategie jenseits einer Wachstums-Perspektive betrieben werden kann. Das Motto Content First! lässt sich auch als Motto einer dematerialisierten Wirtschaft verstehen.

Es hat mich überrascht, dass die Studierenden in der Diskussion die Geamtargumentation nicht kritisiert haben. Sie haben eine ganze Reihe von Vorschlägen gemacht, mit Inhalten eine ressourcenschonendes Wirtschaften zu unterstützen. Die wichtigste Kritik an der Präsentation war, dass die Möglichkeit, den CO2-Gehalt der Atmosphäre mit neuen Technologien zu reduzieren, zu wenig berücksichtigt wird. Darauf muss ich noch eingehen. Ich habe mich in der Präsentation einfach auf die Aussage in der Literatur verlassen, dass solche Technologien in den nächsten 20 Jahren nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen.


Für waren sind bei dieser Präsentation zwei Gesichtspunkte wichtig:

  • Ich möchte mich an wissenschaftlichen Ergebnissen und Argumentationen orientieren, nicht an Ideologien. Die Orientierung an der Wissenschaft ist entscheidend für die Glaubwürdigkeit der gesamten #FridaysForFuture-Bewegung.
  • Ich möchte fokussiert in Bezug auf CO2 und den Klimawandel argumentieren, auch wenn ich inzwischen generell davon überzeugt bin, dass wir eine Postwachstums-Ökonomie ansteuern müssen. Die Degrowth-Perspektive muss sich aus empirischen Daten ergeben, sie darf nicht vorausgesetzt werden. Das bedeutet aber nicht, dass nicht auch ohne Klimawandel die Biosphäre so bedroht ist, dass die erwähnte Schubumkehr notwendig ist.

John Maeda unterscheidet in seinen Design in Tech Reports klassisches Design, Design Thinking und Computational Design. Gerade hat er in einem Artikel für Quartz noch einmal erklärt, was er mit diesen Begriffen meint. Grob übersetzt:

  • klassisches Design, das sich auf das Design von Objekten bezieht, die wir in der physischen Welt verwenden,
  • Design Thinking, das sich darauf bezieht, wie Unternehmen lernen, wie man mit Hilfe von Ideationsmethoden zusammenarbeitet und innovativ ist, und
  • Computational Design, das sich auf jede Art von kreativer Aktivität bezieht, die Prozessoren, Speicher, Sensoren, Aktoren und das Netzwerk betrifft.
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Zu Anfang des Jahres haben Dietmar und ich unseren Podcast Lost in the Cloud? auf Audio umgestellt. Er ist bei Anchor und über alle anderen gängigen Podcast-Plattformen zu hören; ich arbeite noch daran, dass er auch im Open Web leicht zugänglich ist.

In der letzten Version haben Dietmar und ich mit Meike Leopold gesprochen, die gerade an der FH bei Public Communication unterrichtet hat. Es ging ganz allgemein um das Thema Content, und wir haben uns sehr konkret über Marketing mit sozialen Medien heute unterhalten. Wir sind immer auf drei Fragen zurückgekommen:

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Ich glaube, dass ich mich von vielen, die sich mit Content-Strategie beschäftigen, dadurch unterscheide, dass ich nicht an eine radikale Trennung zwischen Inhalt und Präsentation glaube. Ich könnte es auch anders formulieren und sagen: Was mich interessiert, ist tatsächlich Content-Strategie für das Web. Mein Konzept des Web ist normativ: Ich halte das Web (als universale, hypermediale Plattform) für die beste Publikations-Plattform und nicht für einen Kanal unter anderen. Im Web sind Inhalte miteinander verlinkt und interaktiv, nicht nur physisch (durch ein Trägermedium wie das Papier eines Buchs oder den Speicher eines Computers) miteinander verbunden. Content-Strategie für das Web bedeutet für mich: Wie gestalte ich Inhalte so, dass sie dieser hypermedialen Plattform gerecht werden? Die anderen Plattformen–proprietäre Social Media-Kanäle, Mobile Native Apps, Printpublikationen–sind für mich Erweiterungen des Web, deren Charakter sich durch das Web verändert, so wie Handschriften nicht mehr dasselbe sind, seit es den Buchdruck gibt.