Ist Dialog der richtige Ausdruck für Interaktionen mit sozialen Medien, vor allem in der Online PR? Marie-Christine Schindler zweifelt daran. In Alle sprechen vom Dialog – gibt es ihn? [via Thomas Pleil] schlägt sie vor, von Gesprächen zu sprechen.
Gestern haben wir unsere experimentelle Lehrveranstaltungsreihe Talks and Demos fortgesetzt. Leider waren nur wenige Leute da. Thema war Twitter im Tourismus; ausgegangen sind wir von Jochen Henckes Präsentation über Twitter als PR-Tool.
Mit Ulrich Andres war zum ersten Mal ein Nicht-FHler dabei. Er hat in der Diskussion ein paar wichtige Bemerkungen gemacht, die ich festhalten möchte.
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Twitter als Aktualisierungstool für die Homepage: Ausgangspunkt war Heinrich der Ferien auf dem Bauernhof in Kärnten anbietet und twittert. Dabei folgen, wie Ulrich sagte, wohl die wenigsten Gäste Heinrich direkt bei Twitter. Durch den Twitter-Stream hat seine Website aber immer neue Inhalte. Mit Twitter kann jemand, der nur ganz selten am Computer sitzt, sein Angebot einfach laufend aktualisieren. Heinrichs Site ist ein Beispiel für viele Websites von Kleinunternehmen, die kaum dazu kommen, ihre Inhalte regelmäßig zu pflegen.
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Arbeitsteilung zwischen Vermarktern von Regionen und einzelnen Betrieben: Wir kamen in der Diskussion auch auf Wilhelmus, der für das Tourismus-eBusiness von British Columbia zuständig ist. Ulrich hat darauf hingewiesen, dass man in dieser kanadischen Region eine Entwicklung beobachten kann, die sich vielleicht auch bei uns durchsetzen wird: Die Regionalanbieter, also übergeordnete Dienste, sind für die Pflege von Basisinformationen zuständig—für die klasssischen Homepage-Inhalte von Unternehmen. Die Unternehmen selbst kümmern sich nur noch um den Dialog mit den Kunden, also um den Web 2.0-Teil der Kommunikation. Auch das kommt mir interessant vor; das Prinzip lässt sich gut auf andere Branchen übertragen.
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Professionelles Storytelling als Agenturleistung: Ulrich ging dann noch kurz auf ein Projekt ein, bei dem seine Agentur TAO beteiligt ist: Österreichs Wanderdörfer. TAO entwickelt gemeinsam mit den Dörfern Geschichten, die professionell erzählt werden. Die Inhalte dieser Geschichten werden durch einen Fragebogen eruiert; damit wird verhindert, dass die Dörfer die gängigen nichtssagenden Allzweck-PR-Texte zur Darstellung im Web verwenden. Ulrich meint, dass beim Storytelling weiter Professionisten benötigt werden, dass diese Inhalte in absehbarer Zeit nicht von Usern, z.B. Gästen der Dörfer kommen werden. (Ich habe erst jetzt gemerkt, dass der ganze Marketing-Ansatz von TAO vom Storytelling ausgeht; ein Thema für weitere Posts und Diskussionen.)
Wir haben uns am Studiengang schon mehrfach mit der Entwicklung von Webinhalten in kleinen Unternehmen beschäftigt. Die Punkte, die Ulrich angesprochen hat, sind mir alle neu, und man kann aus ihnen viele Ideen für Unternehmen ableiten, die Schwierigkeiten damit haben, Inhalte für ihre Websites zu produzieren.
Die Fachgruppe PR und Organisationskommunikation der DGPuK hat ein Positionspapier Akademische PR-Ausbildung in Deutschland publiziert. Verantwortliche Autoren sind Thomas Pleil und René Seidenglanz.
Das Papier ist knapp und übersichtlich; es beginnt mit einer guten Zusammenfassung. Die folgende Grafik (entnommen der S. 3 des Papiers) zeigt, wie die DGPuK die Rolle der akademischen PR-Ausbildung versteht:
Nach der ersten Lektüre würde ich das Papier so charakterisieren: Es begründet und fordert den akademischen Charakter der PR-Ausbildung: Die PR-Ausbildung soll wissenschaftlich fundiert sein und sowohl auf eine praktische Tätigkeit in der PR wie auf eine wissenschaftliche Karriere vorbereiten. Die akademisch ausgebildeten PR-Leute sollen nicht nur Wissen anwenden, sondern dazu in der Lage sein, die eigene Tätigkeit mit wissenschaftlichen Maßstäben zu bewerten und zugleich kritisch zu reflektieren, z.B. in Hinsicht auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen. Das Papier bindet die PR-Ausbildung an die Kommunikationswissenschaft, fordert aber auch, PR-Praktikern eine weit über eine rein fachliche oder fachwissenschaftliche Qualifikation hinausgehende Kompetenz zum kritischen Nachdenken zu vermitteln.
Das ist eine aufklärerische Position, die sich am Leitbild eines autonomen und auf Wissen und Reflexion gestützten Handelnden orientiert—im Gegensatz zum reinen Praktiker, der nur Anweisungen seiner Kunden oder Vorgesetzten umsetzt. Es ist außerdem eine sehr anspruchsvolle Position: Die Ausbildung wird an Forschung gebunden; für die akademische PR-Ausbildung an Hochschulen und Fachhochschulen sollen vor allem Wissenschaftler verantwortlich sein, die selbst forschen, die also nicht nur einen bereits erarbeiteten Wissensbestand vermitteln.
Für mich ist die Bindung der Ausbildung an die Forschung ein wichtiger Punkt: An den österreichischen Fachhochschulen wird Forschung betrieben, und die Hochschulen sind verpflichtet, den Lehrenenden Forschung zu ermöglichen; nur die Lehre ist aber fix finanziert. Forschungstätigkeit hängt von Aufträgen aus der Wirtschaft oder von Förderungen ab, die man akquirieren muss. Wenn wir die Forderungen des Papiers an unserem Studiengang umsetzen wollen, müssen die Lehrenden Freiräume für die Foschung erhalten, die von Projekten für Auftraggeber unabhängig sind. In einem gewissen Ausmaß—das muss ich hinzufügen—hat man diese Freiheit im Rahmen der Weiterbildung und der Vorbereitung für die Lehre, aber sie ist von Zufällen und der Gutwilligkeit der Vorgesetzten und der Verwaltung abhängig.
Noch zwei Bemerkungen zu Themen, die in dem Papier nicht explizit behandelt werden, eine zu dem kommunikativen Kompetenzen, die wir vermitteln, und eine zu meinem eigenen Unterrichtsgebiet, der Webkommunikation:
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Kommunikative Kompetenzen: Für mich hat die Ausbildung von Kommunikatoren immer auch eine rhetorische, vielleicht könnte man auch sagen: gestalterische Komponente, die nicht einfach zu den nichtakdemischen, rein praktischen Teilen der Ausbildung gehört. Vor allem an Fachhochschulen sehe ich hier Ähnlichkeiten mit der Ausbildung an Kunst- oder Musikhochschulen. Ich fände es sinnvoll, diese Komponente in einem Positionspapier zur akademischen Aubildung von Kommunikatoren explizit und differenziert zu berücksichtigen—womit ich auf keinen Fall für eine Entakademisierung plädieren möchte.
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Webkommunikation: Auf Webkommunikation geht das Papier nicht ein—wahrscheinlich, um die zentralen Aussagen nicht durch weitere Themen zu verwässern. Für die PR bringt das Web radikale Veränderungen, und für die Aubildung und die wissenschaftliche Kommunikation neue Formen, die wir gerade erst auszuloten beginnen. Für eine Bewertung der Konsequenzen des Webs für die akademische PR-Ausbildung wäre wohl ein eigenes Papier (oder Wiki) nötig. Zur wissenschaftlichen Fundierung in diesem Bereich gehört wohl auch die entstehende Webwissenschaft— die man auch als Teilgebiet der Kommunikationswissenschaft verstehen kann.
Für unsere Diskussionen am Studiengang und in der Hochschule ist das Papier hilfreich, auch wenn es sich nur auf die Ausbildung in Deutschland bezieht. Es formuliert klar und verständlich Sinn und Anspruch einer akademischen Kommunikationsausbildung. Es bezieht eine Position, die ich als Lehrender auf diesem Gebiet gern auch als Verpflichtung annehme.
Mein Post über Video in der PR in der letzten Woche war eine Reaktion auf die Präsentation von Volker Gassner beim PR-Tag in Dieburg. Volker Gassner hat dort vorgestellt, wie Greenpeace die kollaborativen Möglichkeiten des Webs nutzt oder nutzen will, und dazu gehört eben auch Video.
Ein Gesichtspunkt dabei, aber sicher nicht der einzige, ist die Möglichkeit, durch Video-Streaming in Echtzeit zu informieren. Im folgenden Kurzinterview fasst Gassner zusammen, was für Greenpeace am Web 2.0
wichtig ist:
Mich interessiert, wenn ich es etwas steil formuliere, welche Möglichkeiten ein episches Video im Brechtschen Sinn hat, also Video, das die Handlungsmöglichkeiten der Zuschauer vergrößert und das damit selbst Bestandteil und Instrument einer collective action ist. Es ist eine Alternative zu dem üblichen aristotelischen Video, das auf eine emotionale, innere Wirkung zielt. Dabei geht es mir nicht nur um politischen Aktivismus, sondern darum, wie man Video in der alltäglichen Kommunikation einer Firma, einer Organisation oder auch einer Gemeinde benutzen kann. Sicher ist dabei die Grenze zum didaktischen Video und damit zu einer bekannten Gattung fließend.
Erst jetzt bin ich darauf gekommen, dass es einen Begriff für das gibt, was ich meine, nämlich partizipatorisches Video. Partizipatorisches Video ist Video das bestimmte Gruppen anspricht, um mit ihnen gemeinsam zu handeln. Dazu braucht es nicht nur didaktische Qualitäten sondern muss zugleich motivieren und eine offene, von den Adressaten gestaltbare Situation zeigen. Viele Informationen über partizipatorisches Video bietet die Website von Insight, z.B. diese Einführung in das Thema:
Im Blog zu Howard Rheingolds Buch Smart Mobs findet sich einiges Material zu Möglichkeiten und Formen des partizipatorischen Video, z.B. hier, hier, hier , hier und hier.
Howard Rheingold hat auch einen Begriff gefunden, der trifft, was an partizipatorischem Video eigentlich neu ist; er spricht von vernacular Video, also Video als Volkssprache
, nicht nur als Ausdrucksform einer Elite mit Zugang zu teuren und schwer zu beherrschenden Produktionsmitteln:
Das sind nur erste Notizen; für mich ist dieses Gebiet neu, ich habe selbst keine praktischen Erfahrungen mit Video. Ich bin mir sicher, dass die media literacy, von der Rheingold spricht, schon heute Video umfassen sollte, und dass zu ihr die hypermediale Verwendung von Video gehören muss, ein nichtlineares Erzählen im Kontext von anderen Informationen.
Gestern habe ich (für unsere Lehveranstaltung Multimedia Art) nach Beispielen dafür gesucht, wie Online-Video in der PR verwendet wird. Das Material, das ich gefunden habe, kann man nach zwei Gesichtspunkten ordnen:
- Wie wird Aufmerksamkeit erzeugt?
- Wie werden die Benutzer involviert? Welche Art von Kollektiv oder Gruppe bilden Sender und Empfänger gemeinsam?
Zum ersten Aspekt: Ich habe den Eindruck, dass Video als PR und vielleicht auch als Marketing-Instrument vor allem in Beziehung und auch in Opposition zu traditionellen Formaten für Bewegtbild verstanden wird, also zu Kino und Fernsehen. Oft geht es dabei um das Verhältnis von Kultur und Subkultur; das Online-Video ist eine subkulturelles Phänomen, das von der Kultur oder Hochkultur immer wieder angeeignet werden kann. YouTube ist ein Beispiel für eine Plattform, die die besonderen Vorteile der Subkultur zur Erzeugung von Aufmerksamkeit bietet, aber gleichzeitig schon in die offizielle Kultur übergegangen ist. Dabei scheinen sich Kultur und Subkultur immer gegenseitig zu spiegeln und nachzuahmen. Im Verhältnis des Senders zum Empfänger unterscheiden sie sich nicht grundlegend; die Subkultur lässt aber mehr Sender (potenziell jeden) und Inhalte zu, die gegen die Konventionen der Hochkultur verstoßen. (Damit will ich nur einen Ausgangspunkt formulieren; ich müsste mich mit Theorien der Subkultur beschäftigen, um diese Mechanismen bzw. meine Kriterien zu reflektieren.)
Beispiel für ein virales Video (gefunden in The Secret Strategies Behind Many “Viral” Videos):
Zum zweiten Aspekt: Organisationen und Firmen verwenden Videos auch, um gemeinsam mit Adressaten aktiv zu werden; Beispiele sind Greenpeace-Kampagnen und natürlich auch die Obama-Kampagne bzw. ihre aktuellen Fortsetzungen. Hier dient Video vor allem dazu, Informationen mit Adressaten auszutauschen und möglichst direkt, eventuell auch zeitgleich (Streaming) mit ihnen zu kommunizieren. Video ist ein Kommunikationskanal mit spezifischen Möglichkeiten; z.B. lassen sich Dinge sehr leicht demonstrieren. Gerade hier ist die Verbindung von Video und mobiler Kommunikation interessant.
Beispiel für ein Video als Element einer kollektiven Aktion:
Die beiden Aspekte lassen sich nicht voneinander trennen, aber einer dominiert in der Regel. Wenn ein Firma eine eigene Site mit Material zu ihren Kult-Commercials ins Netz stellt (wie Anheuser-Busch Extras), kommt es ihr auf Aufmerksamkeit an, aber gleichzeitig bildet sie eine Community um sich herum und richtet einen Feedback-Kanal ein. Damit wird kollektives Handeln möglich, oder aber: Seine Möglichkeit wird wenigstens suggeriert. Umgekehrt muss auch jedes Video, das als Medium in einer Aktion verwendet wird, Aufmerksamkeit erzeugen. Eine interessante Hybrid-Form ist das Greenpeace-TV (noch in Beta-Version), das zum einen Kampagnen-Charakter hat, also zu konkreten Informationen aufruft und die dazu nötigen Informationen vermittelt, und zum anderen mit Mitteln der Videoästhetik Aufmerksamkeit erreicht, diese Mittel aber gegen den Strich bürstet. Beispiel:
Ist das eine Ausnahme oder ein Vorbild für Video in der Online-PR? Kann ein Video gleich gut Aufmerksamkeit erregen und zur Aktion anleiten? Oder besteht immer eine Spannung zwischen der Darstellungs- und der Kommunikationsaufgabe, bei der eine Seite das größere Gewicht hat?
An einem nicht durchgeplanten Vormittag bin ich heute über den Standard (Altruismus als Überlebenstechnik, Der Beginn des Lebens ist berechenbar) auf den Biologen und Mathematiker Martin Nowak gestoßen. Nowak stellt offenbar in seinem Konzept der Evolution die Kooperation als gleichberechtigt neben Mutation und Selektion. Er beschäftigt sich mit der Kooperation auf allen Ebenen der Evolution, von der Zelle bis zur menschlichen Gesellschaft. Er begründet mathematisch, warum ein egoistisches
Verhalten der Mitglieder von Kollektiven letztlich die Individuen im Verhältnis zu den Mitgliedern von Kollektiven, die kooperieren, benachteiligt. Er weist also wohl nach, dass ein strikt individuell zweckrationales Handeln nicht im Interesse des Individuums liegt, und dass sich das Handeln von Menschen auch nicht ädäquat als individuell zweckrational modellieren lässt.
Ich finde diese Ideen faszinierend, und ich möchte mich gerne intensiver mit Nowak (sowie mit Karl Sigmund und Ernst Fehr) beschäftigen. Ich sehe in meiner Lehre drei Anknüpfungspunkte:
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in der Medienethik bei der Frage der Begründung ethischer Normen: Ich gehe bisher immer von Argumentationen Ernst Tugendhats aus, die man mit Nowaks Resultaten gut erweitern könnte (was den
utilitaristischen
Aspekt bei Tugendhat betrifft); -
bei sozialen Medien und anderen Kooperationsformen im Web bei der Frage, warum es sinnvoll ist, Informationen, Wissen und anderes zu teilen, auch wenn kein unmittelbarer return of investment zu erwarten ist, hier passen Nowaks Überlegungen möglicherweise sehr gut zu den Theorien Yochai Benklers ;
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bei der Online-PR in Bezug auf die Reputation. Reputation spielt bei Nowaks Untersuchungen zur Kooperation wohl eine Schlüsselrolle.
Ich hoffe, dass ich bald die Zeit habe, mich intensiver mit Nowak zu beschäftigen und über ein metaphorisch/populärwissenschaftliches Verständnis seiner Aussagen hinauszukommen. Und vielleicht interessiert sich ja auch jemand von unseren Studierenden für diesen österreichischen Wissenschaftler.
Heute nehme ich in Dieburg an der Tagung Zukunft Online-PR 2009. Zur Vorbereitung des Workshops RSS – Inhalte jenseits der Website zugänglich machen, den ich dort am Nachmittag moderiere, hier eine Mindmap:
(Direktes Linkzur Mindmap)
Als Diskussionsgrundlage habe ich fünf Thesen formuliert.
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Newsfeeds sind eine Form der Benutzer-zentrierten Content-Distribution. Sie unterstützen das Vendor Relationship Management bei Medien und gehören zu den Werkzeugen der PR jenseits der Massenmedien.
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RSS existiert schon lange, wird aber vor allem von Profis und
Info-Junkies
intensiv verwendet. Newfeeds sind ein wichtiges Tool vor allem für die Ansprache professioneller Zielgruppen. -
Die PR kann und sollte alle Anwendungsmöglichkeiten von RSS nutzen — außer dem Publish-Subscribe-Mechanismus auch das Aggregieren, Filtern und Mashing up von Feeds.
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Die PR kann und sollte das ganze Spektrum der Inhalte verwenden, die über Feeds verteilt werden können: außer Texten und Medien (Podcasts) z.B. auch Eventdaten und geografische Informationen.
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Newsfeeds gehören zum zweiten Layer der Publikationsformate im Web; sie erweitern das erste Layer (HTML) und funktionieren zusammen mit ihm. Ein drittes Layer, das von Twitter und XMPP repräsentiert wird, entsteht gerade und erlaubt das Live Web oder Real Time Web.
Mindmap und Thesen werde ich heute vielleicht noch erweitern; ich hoffe auf ein spannendes Gespräch.
Wie kann man evaluieren, was es für ein Unternehmen bringt, soziale Medien zu verwenden? Der gangbarste Weg scheint mir darin zu bestehen, die Potenziale zu bewerten, die ein Unternehmen erschließt, indem es sich mit Partnern, Kunden und anderen Interessenten (Stakeholdern) vernetzt. Aufbau und Pflege eines Netzwerks erlauben es dem Unternehmen, auf Ressourcen wie das Wissen, die Glaubwürdigkeit und die Einstellungen der Partner, mit denen es verknüpft ist, zurückzugreifen. Welche messbaren ökonomischen Vorteile ein Netzwerk mit Non Profit-Organisationen für ein Unternehmen haben kann, beschreibt sehr gut der Artikel The Greening of Wal-Mart in der Stanford Social Innovation Review
, auf den Thomas Burg hinweist.
Wal-Mart orientiert seine gesamte Konzernstrategie am Ziel der Nachhaltigkeit
und kooperiert eng mit unterschiedlichen NGOs — nicht nur um in der Öffentlichkeit als politisch korrekte Firma auftreten zu können, sondern auch, um sich ein stabiles und konstengünstiges sourcing zu sichern. Dabei treten auch bei den Geschäften mit Lieferanten dauerhafte Beziehungen an die Stelle von Transaktionen, die an einem kurfristig realisierten Gewinn orientiert sind. Thomas zitiert eine Schlüsselpassage des Texts:
At the heart of Wal-Mart’s business sustainability strategy is a shift from generating value through price-based, transactional interactions toward generating value from longer-term, collaborative relationships with nonprofits, suppliers, and other external stakeholders. Through its sustainable value networks, Wal-Mart gains a whole-system perspective that helps the retailer find profitable ways to address environmental issues such as fishery depletion, climate change, and pollution. In exchange, nonprofit network members stand to make giant leaps toward their missions because of the scale of Wal-Mart’s operations. And suppliers enjoy not only the stability that closer relationships with the retail giant brings, but also the assistance and guidance of Wal-Mart’s nonprofit partners.
Der Artikel beschäftigt sich nicht mit den Kommunikationsmedien, die Wal-Mart verwendet, aber für diese Art der Vernetzung bieten sich Wikis, Blogs und Soziale Netzwerke an. Evaluieren ließe sich die Verwendung dieser Medien für Aufbau und Erhaltung eines solchen Netzwerks vielleicht entsprechend dem Modell der Corporate Communications Scorecard, das Ansgar Zerfass entwickelt (PDF dazu hier)1.
Der Netzwerk-Ansatz hat für Wal-Mart zwei Vorteile: Mit ihm lassen sich wissensintensive Geschäftsprozesse organisieren, die sich mit linearen Modellen (supply-chains, Wertschöpfungsketten) schlecht oder nicht abbilden lassen. Und er erlaubt es, extrem komplexe Systeme zu managen, z.B. um Elektroschrott zu reduzieren. Mich erinnert die Unterscheidung zwischen einem transaktions- und einem netzwerkorientierten Managementmodell an den Gegensatz von prozeduraler und objektorientierter Programmierung, weil es auch bei der Objektorientierung darum geht, Komplexität managen zu können.
1: Zerfass‘ neueste Publikation dazu kenne ich noch nicht: Zerfass, Ansgar (2008): The Corporate Communications Scorecard – A framework for managing and evaluating communication strategies in: van Ruler, Betteke/Tkalac Vercic, Anna/Vercic, Dejan (Eds.): Public Relations Metrics: Research and Evaluation, Mahwah (NJ), S. 139-153
Online ist die neue Königsdisziplin! — Das Interview mit Dietmar Dahmen von BBDO möchte ich meinen Studenten und Kollegen empfehlen. Verständlicher, knapper und unaufgeregter kann man nicht formulieren, was sich gerade in den Medien ändert. Z.B.:
Die Erkenntnis, dass Kommunikation nicht das ist was ich sage, sondern das, was der Konsument hört, ist für traditionelle „Frontal-Agierer“ sehr beunruhigend. Wer im Web gewinnen will, muss die Vernetzung von Communities verstehen und den Zwang der Kontrolle fallen lassen können.
74% aller deutschen Journalisten haben die Wikipedia zu Recherchezwecken verwendet. Wichtigstes Instrument der Recherche ist laut der PR-Agentur Storymaker Google.
(Der Online-Standard verzichtet leider auf ein Link zur Quelle — hier die Pressemeldung der Agentur — und bleibt damit hinter dem Wikipedia-Grundsatz Say where you found the material zurück.)
Für den Studiengang, an dem ich arbeite ist das eine Anregung, die Wikipedia und Google ausführlicher zu behandeln und das Arbeiten mit ihnen intensiver zu üben. Zugleich müssen wir wieder einmal die Frage stellen, worin die Professionalität von Journalistinnen heute noch bestehen kann. Die Storymaker-Studie nennt außer Google und der Wikipedia als wichtigste Informationsquellen die Online-Archive der Redaktionen und Gespräche mit kompetenten Personen. Ob die internen Archive noch lange eine Informationsvorsprung sichern werden, ist zumindest fraglich — es spricht nichts dafür, dass sie nicht bald von frei oder fast frei zugänglichen Quellen im Netz überholt werden. Und gut gepflegte soziale Netzwerke werden nicht nur Journalisten Zugang zu Informanten bieten.
Professionalität im Journalismus bestünde dann zum einen darin, Instrumente, die allen zur Verfügung stehen, besser zu beherrschen. Und zum anderen darin, Informationsprozesse
(ich entschuldige mich für das hässliche Wort-Provisorium) zu organisieren, also Netzwerke oder Sub-Netzwerke zu organisieren, die ihren Teilnehmern bestimmte Informationen zur Verfügung stellen. Medien werden dann vielleicht nichts anderes mehr sein, als soziale Netze, deren Zweck Information oder auch Unterhaltung ist.
Zurück zur Pressemeldung von Storymaker und zu unserem Studiengang: Die Studie hat noch einen weiteren Aspekt, der für uns wichtig ist, da wir auch PR-Leute ausbilden: Journalistinnen informieren sich über Unternehmen vor allem über deren Websites, dort suchen sie auch nach Angaben zu kompetenten Gesprächspartnern. Sie erwarten dort fundierte inhaltliche Informationen zu den Firmen und ihren Arbeitsgebieten. Sie
vermissen … hier „häufig“ oder „manchmal“ Fakten (88 Prozent), Hintergrundinformationen (82 Prozent), verständliche Texte (80 Prozent), Links zu weiterführenden Quellen (68 Prozent) und druck- und pressefähige Bilder (65 Prozent). Videoclips oder Audiofiles würden etwa ein Zehntel (9 Prozent) der Journalisten gerne zur Verfügung gestellt bekommen.
Wir sind gerade dabei, ein Projekt zur Verbesserung der inhaltlichen Qualität steirischer Unternehmens-Websites zu starten (auch das eine Frage der literacy), da ist diese Meldung Wasser auf unsere Mühlen! In unseren Lehrveranstaltungen müssen wir uns mit diesen Themen noch viel mehr als bisher beschäftigen.