Gestern habe ich (für unsere Lehveranstaltung Multimedia Art) nach Beispielen dafür gesucht, wie Online-Video in der PR verwendet wird. Das Material, das ich gefunden habe, kann man nach zwei Gesichtspunkten ordnen:

  1. Wie wird Aufmerksamkeit erzeugt?
  2. Wie werden die Benutzer involviert? Welche Art von Kollektiv oder Gruppe bilden Sender und Empfänger gemeinsam?

Zum ersten Aspekt: Ich habe den Eindruck, dass Video als PR und vielleicht auch als Marketing-Instrument vor allem in Beziehung und auch in Opposition zu traditionellen Formaten für Bewegtbild verstanden wird, also zu Kino und Fernsehen. Oft geht es dabei um das Verhältnis von Kultur und Subkultur; das Online-Video ist eine subkulturelles Phänomen, das von der Kultur oder Hochkultur immer wieder angeeignet werden kann. YouTube ist ein Beispiel für eine Plattform, die die besonderen Vorteile der Subkultur zur Erzeugung von Aufmerksamkeit bietet, aber gleichzeitig schon in die offizielle Kultur übergegangen ist. Dabei scheinen sich Kultur und Subkultur immer gegenseitig zu spiegeln und nachzuahmen. Im Verhältnis des Senders zum Empfänger unterscheiden sie sich nicht grundlegend; die Subkultur lässt aber mehr Sender (potenziell jeden) und Inhalte zu, die gegen die Konventionen der Hochkultur verstoßen. (Damit will ich nur einen Ausgangspunkt formulieren; ich müsste mich mit Theorien der Subkultur beschäftigen, um diese Mechanismen bzw. meine Kriterien zu reflektieren.)

Beispiel für ein virales Video (gefunden in The Secret Strategies Behind Many “Viral” Videos):

Zum zweiten Aspekt: Organisationen und Firmen verwenden Videos auch, um gemeinsam mit Adressaten aktiv zu werden; Beispiele sind Greenpeace-Kampagnen und natürlich auch die Obama-Kampagne bzw. ihre aktuellen Fortsetzungen. Hier dient Video vor allem dazu, Informationen mit Adressaten auszutauschen und möglichst direkt, eventuell auch zeitgleich (Streaming) mit ihnen zu kommunizieren. Video ist ein Kommunikationskanal mit spezifischen Möglichkeiten; z.B. lassen sich Dinge sehr leicht demonstrieren. Gerade hier ist die Verbindung von Video und mobiler Kommunikation interessant.

Beispiel für ein Video als Element einer kollektiven Aktion:

Die beiden Aspekte lassen sich nicht voneinander trennen, aber einer dominiert in der Regel. Wenn ein Firma eine eigene Site mit Material zu ihren Kult-Commercials ins Netz stellt (wie Anheuser-Busch Extras), kommt es ihr auf Aufmerksamkeit an, aber gleichzeitig bildet sie eine Community um sich herum und richtet einen Feedback-Kanal ein. Damit wird kollektives Handeln möglich, oder aber: Seine Möglichkeit wird wenigstens suggeriert. Umgekehrt muss auch jedes Video, das als Medium in einer Aktion verwendet wird, Aufmerksamkeit erzeugen. Eine interessante Hybrid-Form ist das Greenpeace-TV (noch in Beta-Version), das zum einen Kampagnen-Charakter hat, also zu konkreten Informationen aufruft und die dazu nötigen Informationen vermittelt, und zum anderen mit Mitteln der Videoästhetik Aufmerksamkeit erreicht, diese Mittel aber gegen den Strich bürstet. Beispiel:

Ist das eine Ausnahme oder ein Vorbild für Video in der Online-PR? Kann ein Video gleich gut Aufmerksamkeit erregen und zur Aktion anleiten? Oder besteht immer eine Spannung zwischen der Darstellungs- und der Kommunikationsaufgabe, bei der eine Seite das größere Gewicht hat?

Ein Kommentar zu “Video in der PR: Aufmerksam machen oder zur Aktion aufrufen?

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