In der letzten Folge des Working Draft-Podcast spricht Philipp Naderer über Webtechnologie beim ORF. Den Inhalt beschreiben die Shownotes sehr gut:

Philipp erzählt, wie es ein Team von ganzen 11 Webnerds schafft, die ORF-Webseite mit bis zu 3,6 Mio Usern im Monat zu bespielen. Die Infrastruktur baut auf die JVM auf und nutzt ein DIY-CMS, viel Caching sowie Apache … und seit 1998 serverseitiges JavaScript! Lange vor Node kam schon das Ruby-on-Rails-artige JS-Framework Helma zum Einsatz, heute eher RingoJS (mit Features wie CommonJS-Modulen und Packages). Das ganze basiert auf Rhino, einer ECMAScript-Implementierung für die JVM. Wir quatschen über Ringo im Vergleich zu NodeJS, GraalVMals möglichen V8-Ursupator, ein Leben ohne Cloud im Jahr 2019 und über den Einsatz von Vue und Angular bei ORF.at

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Ich habe vor zwei Tagen geschrieben, dass mir im vergangenen Jahr der Fortschrittsoptimismus verloren gegangen ist, der für mich selbstverständlich war, seit ich mich mit Web-Themen beschäftige. Seit ich mein letztes Post abgeschickt habe, habe ich versucht genauer zu formulieren, was ich damit meine, und zu überlegen, wie man ohne eine globale Fortschrittsideologie produktiv mit dem Web umgehen kann. Es gelingt mir aber nocht nicht wirklich, meine Gedanken zu diesem Themenkomplex zu ordnen, und ich würde darüber vielleicht gar nichts schreiben, wenn ich mein Post neulich nicht mit einer (1) im Titel versehen hätte. Mir ist klar, dass ich mich hier in begrifflichen Untiefen bewege, dass ich einerseits leicht in Trivialitäten abgleiten kann und andererseits viele Überlegungen und Texte berücksichtigen müsste, mit denen ich mich noch nicht beschäftigt habe. Hier also ein improvisierter Text, wie ich ihn auf einer BarCamp-Session mit der Bitte um Diskussion vortragen würde.

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Ich versuche seit ein paar Tagen, mein Microblog via ITTT wenigstens mit einer Facebook-Seite zu verbinden – das Posten von außen in ein Profil hat Facebook gekappt. Das ist nicht trivial. Ich beginne, Facebook zu hassen. Für das offene Netz ist diese Firma eine Katastrophe.

Wired hat gestern getitelt: The Web Is Dead. Dave Winer und Jason Kottke antworteten ironisch. Tim Bray stellte lakonisch fest:

Glanced at Wired’s „Web is Dead“ piece. Big graph at top of page 1 is violently misleading. Not worth reading. http://is.gd/elIQxless than a minute ago via Tweetie for Mac

In Mitteleuropa, wo Google Streetview zum nationalen Thema werden kann, und wo Verleger ein Leistungsschutzrecht fordern, um überholte Geschäftsmodelle zu sichern, wird man die Geschichte ernster nehmen als in den USA. (Und man kann sie verwenden, um Studenten—und vielen Medienleuten—den Unterschied zwischen dem Web und dem Internet zu erklären.) Deshalb hier einige Richtigstellungen und Gegenargumente.

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In der Welt der Web-Markupsprache HTML hat sich spätestens seit der Gründung der WHAT WG eine Revolution abgezeichnet. Aber erst im vergangenen Jahr ist sie tatsächlich ausgebrochen. Die Vorstellung des HTML 5-fähigen Safari 4 markiert sie ebenso wie der Start von Google Wave, das HTML 5 verwendet. Jetzt beginnt YouTube damit, HTML 5 statt Flash anzubieten, und Apple setzt wie beim iPhone beim iPad auf HTML 5 statt auf Flash. Steve Jobs hat gerade erst Adobe als „faul“ verhöhnt (via @MichaelReuter). Für Robert Scoble entscheidet sich in den nächsten Wochen, ob Flash noch eine Chance hat— Google habe dabei mehr mitzureden als Adobe selbst.

Ich merke, dass ich mich im Unterricht mit HTML 5 beschäftigen muss. Bisher habe ich, so weit das überhaupt zeitlich geht, in XHTML 1.0 eingeführt, und meine eigenen Kenntnisse auf diesem Gebiet sind ziemlich eingerostet.

Vielleicht lag es am Videocamp 2010, dem ich ein paar Stunden via Livestream gefolgt bin—jedenfalls habe ich meine eigene HTML 5-Weiterbildung gestern damit begonnen, Artikel über das video-Element zu lesen. In ein HTML 5-Dokument kann man Videos und Audios mit den Tags <video> und <audio> einbetten, so wie man bisher schon mit <img> angibt, wo und wie in einer HTML-Seite ein Bild dargestellt werden soll. Der Browser muss es nicht mehr einer fremden Anwendung—derzeit bei Computern meist Flash—überlassen, das Video oder Audio darzustellen. Die Region, in der das Video erscheint, kann mit CSS gestaltet werden, und per JavaScript hat man Zugriff auch auf diesen Teil des DOM-Trees.

Firefox, Chrome und Safari verstehen die Elemente video und audio. Für den Internet Explorer 9 ist HTML 5-Support angekündigt; ich habe noch nicht herausgefunden, ob das auch für die Video- und Audio-Darstellung gilt. Bisher muss man beim Internetexplorer mit Skripten auf Flash zurückgreifen, wenn man die HTML 5-Elemente für Multimedia verwendet, oder man kann das Plugin Google Chrome Frame benutzen (ich habe das nicht getestet; zu den fall back-Möglichkeiten auch: html5 video fallbacks with markup und Video for Everybody).

Was mit HTML 5 möglich ist, sieht man, wenn man im Safari 4 diese Seite öffnet. Auf sie bin ich durch eine andere spektakuläre HTML 5-Demo gestoßen [via ReadWriteWeb].

Ich bin noch auf der Suche nach Reise- oder eher nach Sprachführern für das HTML 5-Land. Eine gute Zusammenstellung bieten wohl die Web Design References. Empfehlen kann ich schon jetzt Mark Pilgrims Kapitel Video on the Web in seinem Online-Book-in-Progress Dive Into HTML5. Pilgrim beschreibt genau, wie man Videos mit offenen Tools in offenen Formaten anbieten kann, und welche Rückfallmöglichkeiten es da gibt, wo Browser diese Formate nicht unterstützen. Ein anderes ausführliches Tutorial zur Verwendung offener Videoformate mit HTML 5 hier.

Ein Linknest als Basislager für weitere Expeditionen (bzw. als Materialsammlung für meinen Unterricht):

John Gruber beklagt, dass sich bei den HTML 5-fähigen Browsern z.T. das Autobuffern (das Laden von Videos, bevor der Play-Button gedrückt wird), nicht unterbinden läst. Scott Gilbertson bedauert im Webmonkey zu Recht, dass YouTube jetzt zwar das video-element unterstützt, aber nicht die offene Codec Ogg Theora, die leider auch nicht Bestandteil des HTML 5-Standards werden wird. DailyMotion bringt 300.000 mit video eingebettete Videos, die mit Ogg Theora encodiert sind. Momente oder Abschnitte in Videos lassen sich in HTML 5-Dokumenten mit JavaScript ansteuern. Das Abspielen kann man, jedenfalls beim Firefox auch mit der Tastatur steuern. Es wurden eine Reihe alternativer Vorschläge dafür gemacht, wie Untertitel mit JavaScript hinzugefügt werden können; Bruce Lawson weist hier und hier, darauf hind, wie dringend dieses Problem gelöst werden muss, um Sites mit eingebetteten Videos barrierefrei zu machen.

Vor langer Zeit hat die SGML-Szene HyTime als Standard für zeitbasierte Medien ausgedacht. Mit HTML 5 werden vielleicht einige der Hoffnungen von damals Wirklichkeit.

Mark Canter beschäftigt sich in einem langen Posting mit dem, was er mesh nennt: einer Infrastruktur, mit der die User alle Daten, die mit der eigenen Identität und den eigenen Beziehungen zusammenhängen, aggregieren, organisieren und kontrollieren können. Canters Ziel ist ein offenes, standardisiertes, nicht proprietäres System, das es jedem User erlaubt, uneingeschränkt über die eigenen Daten und ihre Freigabe zu verfügen. Er kündigt eine Serie mit Vorschlägen zu diesem Thema an; in diesem ersten Posting gibt er einen Überblick über die aktuelle Situation, die verschiedenen Standards und (meist proprietären) APIs von Twitter bis OpenSocial. Wichtig und plausibel ist, dass die übergreifenden Fragen des Identitäts- und Beziehungsmanagements in fast allen aktuellen Web-Applikationen und Applikationstypen gemeinsam und direkt angegangen werden müssen. Eine Grafik Canters zeigt, wie das digitale Universum einer Person in diesem mesh organisiert sein könnte:

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Die Grafik macht vielleicht am schnellsten deutlich, worum es Canter in seinem dichten und komplexen Posting geht, sie ersetzt die Lektüre natürlich nicht.

Ich bin sicher, dass sich ein großer Teil der Entwicklung des Web in den kommenden Jahren um die Fragen drehen wird, die Canter formuliert. Vermutlich werden dabei auch viele seiner Antworten aufgegriffen werden. Es kommt mir übrigens so vor, als würden sich diese Initiative und die Linked Data-Initiative von Tim Berners-Lee in dieselbe Richtung bewegen.

Nikolaus Röttger in der ftd über Netzneutralität:

Telekomkonzerne und Kabelnetzbetreiber wollen für Internetinhalte kassieren, die durch ihre Leitungen fließen. Für das Netz und seine Nutzer hätte das verheerende Folgen. [FTD – Das Internet ist in Gefahr – Medien]

Es ist erfreulich, dass dieser Artikel gerade in dieser Zeitung erschien. Auch in Europa lässt sich am besten für den gleichen Zugang aller zum Internet kämpfen, wenn klar ist, dass es dabei vor allem um gleiche Marktchancen geht.

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Google said Tuesday it would launch versions of its search and news Web sites in China that censor material deemed objectionable to authorities there, reasoning that users getting limited access to content was better than none. [Google to censor China Web searches | CNET News.com]

Naiv, diese Meldung in einem Weblog zu kommentieren. Sie hat es immerhin bis auf die erste Seite von Spiegel Online und in die ORF-Radionachrichten gebracht. (Wie hätte die Öffentlichkeit reagiert, wenn die New York Times oder die FAZ in der Breschjew-Zeit eine russische Ausgabe gestartet hätte — gefiltert von den sowjetischen Autoritäten?) Google hat sich damit weltweit kompromittiert. Wir werden in Zukunft nur dann frei von wirtschaftlichen und politischen Einschränkungen nach Informationen suchen, wenn es Open Source-Suchmaschinen wie Nutch! endlich mit Google aufnehmen können.

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