Habe gerade das Kapitel über in Quinn Slobodians Crack-up Capitalism (Slobodian, 2024) gelesen. Knapp, gut lesbar und analytisch stellt Slobodian dar, wie Dubai seit den 1970er Jahren zum Inbegriff eines neuen Typs von Staat wurde, in dem autoritäre Regierung und Business nicht voneinander trennbar sind. Curtis Yarvin (auf den ich erst über die Beschäftigung mit Peter Thiel gestoßen bin) hat Dubai immer wieder als Vorbild für kommende autoritäre Staaten promoted. Dubai hat sein Modell in Form von Logistik- und Sonderwirtschaftszonen auf mehrere Kontinente exportiert. Dabei haben die einzelnen Wirtschaftszonen in Dubai selbst eine auf spezifische Business-Bedürfnisse zugeschnittene Legislation. Hintergrund und Bedingung für dieses Modell sind die Profite durch fossile Energien und die durch diese Energien ermöglichte internationale Logistik.

Slobodians Buch ist auf Deutsch erschienen (Slobodian, 2023). Einige Passagen zu Dubai enthält dieses Interview (Namdar, 2023).

Namdar, B. (2023, October 27). Quinn Slobodian: “Sie wollen den Staat abschaffen und durch private Dienstleister ersetzen.” Moment.at. https://www.moment.at/story/quinn-slobodian-kapitalismus-interview/
Slobodian, Q. (2023). Kapitalismus ohne Demokratie: Wie Marktradikale die Welt in Mikronationen, Privatstädte und Steueroasen zerlegen wollen (S. Gebauer, Trans.). Suhrkamp Verlag.
Slobodian, Q. (2024). Crack-up capitalism: market radicals and the dream of a world without democracy. Penguin Books.
Fediverse Reactions

Ich habe mich in den letzten Tagem mit Texten und Podcasts zu Peter Thiel beschäftigt. Mich interessiert, welche Rolle er angesichts der Klimakrise und des ökologischen Kollaps in der amerikanischen Politik spielt und spielen will. In den vielen Artikeln über Thiel, die vor allem seit der zweiten Amtsübernahme Donald Trumps – den Thiel übrigens nicht unterstützt hat (Gellman, 2023) – erschienen sind, habe ich diese Fragestellung bisher nicht explizit gefunden. Ich halte sie für wichtig, um die Motive Thiels zu verstehen und die Risiken zu erkennen, die sich aus dem Einfluss Thiels in der amerikanischen Politik ergeben.1

Thiel agiert nicht auf der Ebene simpler Interessenpolitik. Ihm geht es um eine Defininition von Politik und politischen Institutionen, die wirkungsvolles staatliches und internationales Handeln gegen die ökologisch-soziale Polykrise unmöglich macht.

Continue reading

In meinem kurzen Post über Peter Thiel gestern habe ich den Punkt nicht erwähnt, der im Zusammenhang der Lektüre zur Klimakatastrophe – meinem Hauptthema – vielleicht der wichtigste ist: die Verbindung zwischen der autoritären Rechten und dem Kampf gegen die Klimabewegung. Meine Hypothese ist, dass sich die Rechte in den USA und Europa heute vom historischen Faschismus vor allem unterscheidet, weil sie wirksame Klimapolitik bekämpft. Anders formuliert: Die Klimakrise ist nicht eine von mehreren Krisen, auf die die Rechte antwortet, sondern sie ist der für ihr Handeln und ihren Erfolg entscheidende Faktor. Diese Hypothese ist intuitiv vielleicht einleuchtend, aber schwer zu belegen – vielleicht ist sie auch zu essentialistisch. Thiels Wut auf die Klimabewegung – bis hin zum Vergleich von Greta Thunberg mit dem Antichrist – verstehe ich als Argument für diese These. Dabei geht es Thiel nicht – wie anderen Förderern Trumps – primär um Erhaltung und Ausbau der fossilen Industrien, sondern darum, Klima- und Umweltpolitik als Kernstück auch anderer staatlicher Regulation zu unterbinden.

Continue reading