Ich habe gestern Klimakrise neu denken: Die Ökodiktatur ist nur ein Scheinproblem gelesen, einen guten Essay über die Klimakrise.

Seit ich diesen Artikel gelesen habe, denke ich wieder darüber nach, ob und wie man anders gegen die Klimakrise kämpfen kann als durch das Engagement gegen ein System als solches. Die unmittelbaren Ursachen für die Klimakrise sind nicht der Kapitalismus, die Konsumgesellschaft oder die Wachstumsökonomie schlechthin, sondern die Verbrennung fossiler Brennstoffe und daneben die Erzeugung von Treibhausgasen (einschließlich der Zerstörung von CO2-Senken) in der Landwirtschaft und in der Bauwirtschaft. Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass man bei diesen wirtschaftlich-industriellen Komplexen ansetzen muss, um die globale Erhitzung zu stoppen und damit auch das Wirtschaftssystem als ganzes zu transformieren, statt auf einen Systemwandel insgesamt hinzuarbeiten und als Teil oder Ergebnis dieses Systemwandels die Energieproduktion, die Landwirtschaft und andere Industrien zu verändern. Damit meine ich nicht, dass kein Systemwandel nötig ist, sondern dass

  1. der Kampf gegen die globale Erhitzung so wichtig und so dringend ist, dass man sofort ihre unmittelbaren Ursachen beseitigen muss,
  2. sich das Wirtschaftssystem nur über bestimmte Kipp-Punkte verändern lässt, von denen die fossile Energiewirtschaft der wichtigste ist, und dass
  3. die fossile Energie zur materiellen Basis unseres Wirtschaftssystems und seiner Machtstrukturen gehört.

Es wäre dilettantisch, diese allgemeinen Thesen in einem Blogpost zu begründen. Ich kann hier nur sagen, dass mich vor allem Überlegungen zur Klimakrise interessieren, die ihren direkten Zusammenhang mit der Öl-, Gas- und Kohleindustrie und Aktionsformen gegen diese Branchen behandeln. Ich denke dabei vor allem an Bill McKibben (z.B. Money Is the Oxygen on Which the Fire of Global Warming Burns). Wenn es überhaupt eine Chance gibt, die Erhitzung zu stoppen, dann müssen diese Industrien in den reichen Ländern in wenigen Jahren stillgelegt werden. Dadurch entsteht ein Zwang, den Rest der Wirtschaft zu verändern. Mit der Veränderung des Rests, vor allem des Konsums, anzufangen, und dann die Energieproduktion zu ersetzen, halte ich angesichts der kurzen Zeitspanne, die noch zur Verfügung steht, für chancenlos.

In der Konzentration auf konkrete Aktionen gegen die Energiewirtschaft und die Energieversorgung liegt vielleicht auch eine Möglichkeit zu einem—weil potenziell erfolgreichen—motivierenden Engagement, das vor einem abstrakten und lähmenden Doomism (siehe dazu Doomsday scenarios are as harmful as climate change denial von Michael Mann) bewahrt. Ich weiß, das die globale Erhitzung und das Überschreiten der planetaren Grenzen unsere ganze Lebensweise in Frage stellen, und dass weiteres materielle Wachstum nicht mehr möglich ist. Um diese Veränderungen einzuleiten, müssen wir aber gegen sehr konkrete Gegner vorgehen—Gegner, die genau wissen um was es geht und deshalb die Öffentlichkeit seit Jahrzehnten gezielt manipulieren (siehe Exxon has misled Americans on climate change for decades. Here’s how to fight back). Man kann daran zweifeln, dass die Machtverhältnisse einen erfolgreichen Kampf gegen diese Gegner zulassen. Wenn es aber nicht gelingen kann, die fossile Energiewirtschaft in wenigen Jahren zu emtmachten, dann ist eine allgemeine Transformation des Wirtschaftssystems in der noch gegebenen Zeit sicher unmöglich.

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