Als ich seinerzeit mein Facebook-Profil eingerichtet habe, habe ich als politische Einstellung die Option very liberal angeklickt. Es hat mir gefallen, dass es diese Option überhaupt gab. Sie hat mich an die Antwort eines Journalisten erinnert, die ich irgendwann in Tutzing mitbekommen hate: linkslinkslinks… liberal.
Den Titel dieses Posts verdanke ich unserem Rektor, der mich so neulich einem steirischen Politiker vorgestellt hat. Ich weiss noch nicht, ob ich ihn als Dienstbezeichnung verwenden kann. Aber er eignet sich vielleicht als Überschrift für einen Beitrag zu der Blogparade, zu der Alex Stocker und Stephan Wiesenhofer eingeladen haben: Wer sind Österreichs Social Media Blogger?.
Ich bin heute beim PolitCamp/BarCamp Graz und bereite eine Session vor, für die es sicher berufenere Referenten gäbe. Ich möchte kurz den Verein Digitale Gesellschaft
vorstellen, der gerade in Deutschland gegründet wurde. Die Frage, die ich zur Diskussion stellen möchte:
Brauchen wir eine solche Initiative in Österreich, oder haben wir sie vielleicht schon?
Mir gehen eine paar Gedankenfragmente duch den Kopf, und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie zu so etwas wie einem Konzept oder einem Stück Theorie ordnen kann. Es sind Reste von Latour-Lektüren, Überbleibsel der re:publica 11-Präsentationen, auch einige Ideen aus dem Enterprise 2.0-Buch von Andrew McAfee. Das verbindende Element oder die verbindende Frage: Wie stehen bei den Sozialen Medien auf der einen Seite, in dem von Tarde, der Ethnomethodologie und der ANT markierten Strom der Sozialtheorie auf der anderen Seite, Einzelnes und Allgemeines, Individuelles und Soziales zueinander.
In diesem Jahr war ich zum ersten Mal in Berlin auf einer re:publica Bekannte von mir, die auch dort waren, waren eher weniger begeistert, ich habe auch einige enttäuschte Blogposts über das Event gelesen—allerdings auch ein paar sehr positive wie das von Thomas Knüwer. Mir hat die re:publica sehr gut gefallen, und ich glaube, dass die Unzufriedenen selbst nicht so genau wussten, was sie erwarten sollten oder konnten. Man musste sich in einem sehr umfangreichen Programm orientieren, und das heisst auch, man musste selbst abschätzen, was von welcher der Sessions zu erwarten war.
Ich bin von der Zeitung der Wirtschaftskammer Steiermark um ein Statement zur Einführung der Vorratsdatenspeicherung in Österreich gebeten worden. Hier ist mein Text:
Die Ökonomie als Wissenschaft der leidenschaftlichen Interessen führt in das Werk Gabriel Tardes wie in die Soziologie Bruno Latours ein. Es zeigt den französischen Klassiker der Soziologie als einen Vordenker aktueller sozialwissenschaftlicher Theorien, dessen vor über hundert Jahren formulierte Thesen so unterschiedliche Themen wie Wissensgesellschaft und virales Marketing berühren.
Für eine Lehrveranstaltung habe ich heute versucht zusammenzufassen, warum es für Journalisten und professionelle Kommunikatoren wichtig ist, sich mit Newsfeeds zu beschäftigen (Mit Newsfeeds meine ich RSS- und Atom- bzw. JSON-Feeds, aber auch proprietäre Arten von Feeds wie bei Facebook und Twitter). Dabei geht es mir hier nicht um den praktischen Nutzen, sondern um die Veränderungen bei der Nachrichtenproduktion und -distribution. Ich bin mit der Ergebnis noch nicht zufrieden, aber hier mein jetziger Stand:
Ich versuche eine Antwort auf die Frage zu finden, welche Rolle soziale Medien für die Revolution in den arabischen Ländern spielen. Ich verwende den Ausdruck Revolution mit Absicht, denn die politische und soziale Landschaft dort und auch hier hat sich bereits radikal verändert, und es wird keine Rückkehr zum Status quo davor geben, selbst wenn es in vielen Ländern nicht zu freien Wahlen und voller Meinungs- und Pressefreiheit kommen sollte. Interessante Quellen waren für mich bisher: die Fernsehdiskussion von Al Jazeera und der Columbia University Social networks, social revolution, Peter Beaumonts Bericht im Guardian The truth about Twitter, Facebook and the uprisings in the Arab world und Evgeny Morozovs Artikel Smart Dictators Don’t Quash the Internet im Wall Street Journal. Noch nicht gründlich genug gelesen habe ich bisher den zentralen “Twitter Can’t Topple Dictators” Article von Jay Rosen, der viele Beiträge aus den USA kritisiert und verlinkt. Empfehlen möchte ich auch Christiane Schulzki-Haddoutis Kommentar Das Internet als Werkzeug der Revolution.
Rainer Ruffings Einführung in das Werk Bruno Latours (Bruno Latour, UTB Profile) habe ich auf dem Weg von München nach Graz im Zug gelesen. Zwischendurch erhielt ich von meinem HTC Desire die Meldung, es habe über 130 übereinstimmende Kontakte gefunden: Personen, die sowohl in meinem Google Adressbuch wie bei meinen Facebook-Freunden oder Twitter-Followern auftauchen. Ich konnte durch Berühren des Bildschirms bestätigen, dass es sich jeweils tatsächlich um dieselbe Person handelt.