Gestern: Telefongespräch mit @brodnig über die Frage: Wozu Twitter? Ich habe schon einmal versucht, diese Frage nicht zu beantworten, und ich glaube noch immer, dass es keinen Sinn hat, nach dem Sinn, der wahren Bedeutung oder dem höheren Zweck von Twitter zu fragen.
Spätestens die Ereignisse nach der angeblichen Wahl im Iran haben aber gezeigt, was man mit Twitter besser machen kann als mit allen Werkzeugen, die es vorher gab: Man kann Nachrichten an eine beliebige Zahl von Followern verschicken, die die Nachricht weitergeben, wenn sie sie interessant finden. Twitter ist die Open Source-Version der Nachrichtenagentur. Dass Michael Jackson gestorben ist, habe ich gestern Nacht via Twitter erfahren. So wie jeder Informationen, die er für wichtig hält, in der Wikipedia veröffentlichen kann, so kann jeder via Twitter auf Ereignisse hinweisen. In der Wikipedia kontrollieren freiwillige Redakteure, ob die Information stimmt und relevant ist. Bei Twitter entscheiden die User, welchen Quellen sie trauen.
Mit Twitter kann man nicht mehr tun, als auf ein Ereignis hinzuweisen. Alle weiteren Informationen kann man nur verlinken. Twitter ist also eine Art Headline-Service.
Nachrichten zu veröffentlichen, ist im Web auch ohne Twitter möglich. Aber Twitter vereinfacht es radikal und bietet eine Infrastruktur, die es extrem einfach macht, Nachrichten zu folgen. Twitter ist — viel mehr als Blogging-Umgebungen — ein Werkzeug zum Publizieren wie zum Verfolgen von Nachrichten.
Am Wochenende habe ich mich etwas mit Zotero beschäftigt, auf das mich Julian gebracht hat, der es für seine Diplomarbeit benutzt. Mit Zotero kann man Lesezeichen, Verweise und Notizen organisieren. Es läuft als Firefox-Addon und ist mit dem Browser sehr gut integriert. Man kann es ähnlich verwenden wie das Delicious Bookmarks Addon, man speichert aber nicht nur URLs, sondern komplette bibliographische Angaben. Die Verweise lassen sich hierarchisch ordnen, taggen, miteinander verknüpfen oder mit Anhängen versehen. Zotero verwaltet komplette Snapshots von Web-Dokumenten. Das alles geschieht lokal auf dem Rechner, auf dem Zotero installiert ist; dabei arbeitet Zotero übrigens mit einer SQLite-Datenbank.
Interessante Diskussion bei Mindy McAdams: Journalists, HTML, and Dreamweaver. Fast alle Beteiligten sind sich darüber einig, dass Journalistinnen ohne HTML- und CSS-Kenntnisse heute entschieden schlechtere (bzw. überhaupt keine) Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, und dass man beides im Quellcode, also mit einem Texteditor erlernen muss, statt mit Tools wie Dreamweaver. Am wichtigsten ist es dabei, auch darin besteht Konsens, die semantische Struktur von Dokumenten zu verstehen; Code-Feinheiten sind nicht relevant.
Ich mache in meinem Unterricht die Erfahrung, dass man HTML alleine — also ohne Rücksicht auf die Präsentation — nur Studenten vermitteln kann, die schon wissen, um was es geht. In den kommenden Semestern möchte ich noch mehr mit Tools wie Markdown arbeiten, um die Studierenden dazu zu bringen, möglichst flüssig Hypertext zu schreiben.