Langer Essay von Naomi Klein und Astra Taylor über die verschiedenen Spielarten des Endzeit-Faschismus in der Trump-Umgebung (Klein & Taylor, 2025). Gemeinsam sind diesen Strömungen die Gewissheit, dass die Menschheit sich in einer apokalyptischen Situation befindet, und die Entschlossenheit, nur einen mehr oder weniger kleinen Teil der Menschheit auf Kosten des übrigen Teils zu retten. Hauptvertreter sind Tech-Milliardäre, deren Geschäfte erheblich dazu beitragen, dass das Überleben von immer mehr Menschen gefährdet ist.

Diese Wahnideen, die klare Vorbilder im Rassismus der Nazis haben, sind sicher nur eine Komponente des Trumpismus, so wie die Gedanken Iljins (Sorokin, 2022) und Dugins (Burbank, 2022) nur eine Komponente des Putinismus sind.

Der Essay durchdringt das Thema und bleibt nicht bei Details stehen. Die Autorinnen fordern eine Bewegung gegen diese Exklusivitäts-Ideologie und erwarten, dass eine solche Bewegung entsteht, weil zu viele von dieser Form des Faschismus bedroht werden Ich bin mir nicht sicher, ob sie nicht die Widerstandskräfte überschätzen. Sie charakterisieren Greta Thunberg als Gegenfigur zu den Musks, Thiels und Schmidts – aber Fridays for Future zeigt auch, wie schnell Massenbewegungen wieder in sich zusammenfallen können.

Ich habe neulich über Saudi-Arabien als Vorbild für Trump gebloggt. Die Wüstenstadt Neom, die Saudi-Arabiens Herrscher bauen wollen, hat große Ähnlichkeit mit den Corporate City States, die Klein und Taylor zu Beginn ihres Essays erwähnen. Solche Stadtvisionen sollen den Endzeit-Faschismus architektonisch umsetzen und machen ihn auch für die greifbar und faszinierend, denen die faschistischen Ideologien zu übergeschnappt sind.

Ganz am Ende ihres Essays erwähnen Klein und Taylor das jiddische Konzept der Doikejt oder Hiesigkeit, das der sozialistische Bund im zaristischen Russland und seinen Nachfolgestaaten entwickelte:

Vielleicht brauchen wir eine moderne Universalisierung dieses Konzepts: ein Bekenntnis zum Recht auf die „Einzigkeit“ dieses besonderen, kränkelnden Planeten, zu diesen zerbrechlichen Körpern, zum Recht, in Würde zu leben, wo auch immer auf dem Planeten wir uns befinden, selbst wenn die unvermeidlichen Schocks uns zwingen auszuwandern.1

Doikejt steht für eine irdische, terrestrische (im Sinne Latours) Utopie – für ein hiesiges Gegenbild zu den faschistischen Phantasien, die den gesellschaftlichen und ökologischen Kollaps antreiben.

Nachweise

Burbank, J. (2022, March 22). Opinion | The Grand Theory Driving Putin to War. The New York Times. https://www.nytimes.com/2022/03/22/opinion/russia-ukraine-putin-eurasianism.html
Klein, N., & Taylor, A. (2025, April 13). The rise of end times fascism. The Guardian. https://www.theguardian.com/us-news/ng-interactive/2025/apr/13/end-times-fascism-far-right-trump-musk
Sorokin, V. (2022, February 27). Vladimir Putin sits atop a crumbling pyramid of power. The Guardian. https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/feb/27/vladimir-putin-russia-ukraine-power
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  • Roman Vilgut
  1. Übersetzt von mir mit Hilfe von DeepL ↩︎

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