Einige der bekanntesten Vertreter der Erdsystemwissenschaft haben jetzt in The emergence and evolution of Earth System Science (Steffen et al. 2020) die Geschichte dieser, wie es in dem Artikel heisst, transdisziplinären Wissenschaft dargestellt. Der Artikel macht verständlich, in welchen wissenschaftlichen Zusammenhang Publikationen zu den planetaren Grenzen, zum Anthropozän und zu Kipp-Punkten und Kaskaden von Kipp-Punkten gehören.

Continue reading

"Wir kämpfen nicht für die Natur—wir sind die Natur, die sich verteidigt." Plakat in Notre-Dame-des-Landes, Quelle: https://reporterre.net/Nous-ne-defendons-pas-la-nature-nous-sommes-la-nature-qui-se-defend
„Wir kämpfen nicht für die Natur—wir sind die Natur, die sich verteidigt.“ Plakat in Notre-Dame-des-Landes, Quelle: https://reporterre.net/Nous-ne-defendons-pas-la-nature-nous-sommes-la-nature-qui-se-defend

Seit dem Beginn des Corona-Lockdowns schreibe ich nicht viel. Ich weiss nicht, ob der Lockdown die Ursache für die Schreib-Probleme ist. Wahrscheinlich hat er dazu geführt, dass ich mehr lese als sonst. Was ich gerade lese, führt bei mir zu einer Umorientierung, die nicht abgeschlossen ist (und auch nicht mit dem Lockdown begonnen hat). Deshalb bringe ich auch kurze Texte nicht zuende.

Continue reading

Will Steffen ist für mich eine Schlüsselfigur bei den Versuchen, mich in die Literatur zur Erdsystemforschung und Klimakrise einzulesen und ihre Konsequenzen zu verstehen. Steffen hat zentrale Aufsätze der Erdsystemforschung mitverfasst, mehrfach als Lead-Autor. Er gehört zu den Wissenschaftlern, die seit Jahren radikale Maßnahmen gegen die Klimakrise fordern und den zivilen Ungehorsam als Methode von Extinction Rebellion von Beginn an unterstützt haben. Mich interessiert besonders, wie Steffen das Verhältnis von Wissenschaft und politischer Praxis, vor allem politischem Aktivismus interpretiert. Für Steffen ergibt sich aus den Erkenntnissen der Forschung zum Erdsystem die Notwendigkeit, sofort und radikal politisch aktiv zu werden. Die Verbindung von empirischer Forschung und politischer Praxis hängt dabei damit zusammen, dass sich ihr Zeithorizont nicht mehr voneinander trennen lässt. Die Forschung zeigt, dass wir—wenn überhaupt—nur noch wenige Jahre haben, um die Entwicklung des Erdsystems hin zu einer Hothouse Earth zu verhindern.

Continue reading

Ich beschäftige mich noch mit den Inhalten des Vortrags von Dieter Gerten über die planetaren Grenzen. Für mich ist er auch ein Anlass, meine eigene Tätigkeit als Lehrender an einer wirtschaftsorientierten Fachhochschule in Frage zu stellen.

Die Indikatoren für das Anthropozän

Gerten verweist auf den zentralen Aufsatz The trajectory of the Anthropocene: The Great Acceleration aus dem Jahre 2015 (PDF-Download hier). In diesem zusammenfassenden Text werden eine Reihe von Indikatoren für soziale Veränderungen seit dem Beginn der Industrialisierung mit einer Reihe von Indikatoren für Veränderungen im Erdsystem verbunden. Die Schlussfolgerung ist, dass wir seit etwa 1950 die Periode, die man als Holozän kennt, verlassen haben. Durch menschlichen Einfluss hat sich das Erdsystem schon jetzt tiefgreifender verwandelt als beim Übergang zum Holozän, also zu einer für die menschliche Zivilisation, wie wir sie kennen, günstigen planetaren Umwelt. Die Grafiken mit den verschiedenen Indikatoren sind oft publiziert worden (verschiedene Versionen hier).

The Great Acceleration. Grafik von Félix Pharand-Deschênes (Globaïa) nach Steffen, W., Broadgate, W., Deutsch, L., Gaffney, O., & Ludwig, C. (2015). The trajectory of the Anthropocene: The Great Acceleration. The Anthropocene Review, 2(1), 81–98. https://doi.org/10.1177/2053019614564785
The Great Acceleration. Grafik von Félix Pharand-Deschênes (Globaïa) nach Steffen, W., Broadgate, W., Deutsch, L., Gaffney, O., & Ludwig, C. (2015). The trajectory of the Anthropocene: The Great Acceleration. The Anthropocene Review, 2(1), 81–98. https://doi.org/10.1177/2053019614564785
Continue reading

In der letzten Woche hat Dieter Gerten vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung in der katholischen Hochschulgemeinde einen Vortrag über das Leben innerhalb der planetaren Grenzen gehalten.

Ich habe mich für den Vortrage und den Vortragenden auch interessiert, weil das Potsdam-Institut für mich inzwischen zu einem wichtigen intellektuellen Orientierungspunkt geworden ist. Auf das Institut gestoßen bin ich durch eine Diskussion zwischen Bruno Latour und Hans Joachim Schellnhuber im letzten Jahr.

Continue reading

Im letzten Jahr habe ich viel zu Klimakrise, Anthropozän und Planetary Boundaries gelesen, und ich lese laufend weitere solcher Texte. Ein Schlüsseltext zum Klimawandel, seiner Erforschung und dem Engagement von Wissenschaftlern war für mich Losing Earth: The Decade We Almost Stopped Climate Change in der New York Times. Im Augenblick entdecke ich Wissenschaftler wie Hans Joachim Schellnhuber, Kevin Anderson und Michael Mann, die den Klimawandel seit Jahrzehnten erforschen und einen großen Anteil an der Bildung der wissenschaftlichen Community haben, die heute die Öffentlichkeit darüber aufklärt.

Click here to display content from X.
Learn more in X’s privacy policy.

Ich versuche schon länger herauszufinden

  • ob diese Texte sich von anderen, ähnlichen Texten unterscheiden (also auch, ob z.B. Klimajournalismus über das Thema hinaus Eigenschaften hat, die ihn von anderen journalistischen Formaten oder Textsorten unterscheiden).
  • ob es Kriterien für die Qualität und Effizienz solcher Texte gibt (und damit auch, wie man contentstrategisch angesichts der Klimakrise agieren kann).
Continue reading