Links, die ich für die Grazer Extinction Rebellion Gruppe gesammelt habe:

Aktivismus

It’s Greta Thunberg’s World

Artikel von David Wallace-Wells über Greta Thunberg. Wallace-Wells zweifelt daran, dass die Pariser Klimaziele noch erreicht werden können. Er sieht Greta Thunberg als letzte Vertreterin einer Klimabewegung der ersten Generation, die in der Hoffnung handelt, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur globalen Erhitzung ganz oder wenigstens größtenteils politisch umgesetzt werden. Der Artikel ist glänzend geschrieben. Die Positionen von Wallace-Wells wurden aber von Wissenschaftlern wie Michael Mann als letztlich überzogen und lähmend kritisiert.

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Die Klimakrise macht verrückt, schreibt Latour—davon kann ich mich nicht ausnehmen. Es ist wahrscheinlich unangemessen und vielleicht sogar lächerlich, ein epochales Phänomen wie die globale Erhitzung in einem Blog mit Thesen zu begleiten. Ich habe die folgenden Thesen formuliert, um meine Gedanken zu ordnen und um mich in Diskussionen auf sie beziehen zu können. Wichtiger als diese Thesen selbst sind mir ihre Konsequenzen etwa in Content-Strategie und Webkommunikation oder bei lokalen politischen Aktionen. Ich freue mich über Widerspruch und Diskussion.

Copyright: Visuelle Darstellung der „planetary boundaries“ nach Johan Rockström et al. 2009; Felix Mueller CC-BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Copyright: Visuelle Darstellung der „planetary boundaries“ nach Johan Rockström et al. 2009; Felix Mueller CC-BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

1. Disruption

Die Klimakrise und das Durchbrechen der Planetary Boundaries führen zu disruptiven Veränderungen, die alle gesellschaftlichen Veränderungen, zu denen es seit 1950 gekommen ist (Übergang zur Wissensgesellschaft, Digitalisierung, Globalisierung) um Dimensionen übertreffen. Im 21. Jahrhundert wird es keine wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und technischen Entwicklung geben, die unabhängig von der Klimakrise eingeschätzt und gesteuert werden kann.

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Gestern und heute The Great Hack gesehen, die deutsch synchronisierte Version.

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Meine ersten Eindrücke sind ambivalent:

Einerseits handelt es sich um einen gut gemachten Film, dessen Kernaussage wichtig ist und gut rüberkommt: Facebook und die anderen großen Konzerne, deren Geschäftsmodell die Auswertung persönlicher Daten ist, sind eine Gefahr für die Demokratien, gegen die diese nur mit stumpfen Waffen kämpfen.

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Im Juli hat Tim Jackson in dem Aufsatz Zero Carbon Sooner—The case for an early zero carbon target for the UK begründet, warum Großbritannien wesentlich früher als—wie derzeit geplant—bis 2050 CO2-neutral werden muss, wenn es einen fairen Beitrag dazu leisten will, die globale Erhitzung bei weniger als 1,5° Celsius zu stoppen.

Cover: Anthony Gormley's 'Another Place' in Liverpool; photographed by Bernie Catterall / Flickr (CC-BY 2.0)
Cover: Anthony Gormley’s ‚Another Place‘ in Liverpool; photographed by Bernie Catterall / Flickr (CC-BY 2.0)
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Latour stellt zu Anfang seines Gaia-Buches die Frage, warum die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel so wirkungslos bleiben (siehe mein letztes Post dazu, indem ich einen ähnlichen Gedanken etwas anders formuliere). Er ruft nicht dazu auf, ihnen mit den üblichen Mitteln der Kommunikation mehr Nachdruck zu verschaffen. Die Strategie, die er vorschlägt, ist eine andere: das wissenschaftliche Arbeiten selbst als politisch zu begreifen, sich darüber klar zu werden, dass Wissenschaft schon immer Fakten öffentlich macht (auch im Sinne von: sie öffentlich produziert) und wissenschaftliche Forschung und politische Aktion integriert zu begreifen. Damit ist nicht gemeint—auch wenn solche Vorwürfe immer wieder gegen Latour erhoben wurden—dass wissenschaftliche Fakten willkürlich sind, dass sie, so wie es die Klimaskeptiker behaupten, aus dunklen Motiven fingiert würden. Gemeint ist vielmehr, dass es keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen den Methoden gibt, mit denen in der Wissenschaft und bei anderen sozialen Praktiken Fakten etabliert werden. Latour wendet sich gegen die Annahme, dass ein Graben die Wissenschaft von Politik und Gesellschaft trennt.

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Cover von Latour, Face à Gaïa
Cover von Latour, Face à Gaïa

Gestern habe ich endlich angefangen, Face à Gaïa von Bruno Latour zu lesen (deutsch: Kampf um Gaia: Acht Vorträge über das neue Klimaregime). Ich finde sehr viele Bezüge zu den Themen, mit denen ich mich, auch angeregt von Latour, jetzt schon länger beschäftige. Ein Detail: Jan Zalasiewicz, über den ich neulich geschrieben habe, gehört zu den Wissenschaftlern, bei denen sich Latour explizit bedankt.

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Im letzten Jahr habe ich viel zu Klimakrise, Anthropozän und Planetary Boundaries gelesen, und ich lese laufend weitere solcher Texte. Ein Schlüsseltext zum Klimawandel, seiner Erforschung und dem Engagement von Wissenschaftlern war für mich Losing Earth: The Decade We Almost Stopped Climate Change in der New York Times. Im Augenblick entdecke ich Wissenschaftler wie Hans Joachim Schellnhuber, Kevin Anderson und Michael Mann, die den Klimawandel seit Jahrzehnten erforschen und einen großen Anteil an der Bildung der wissenschaftlichen Community haben, die heute die Öffentlichkeit darüber aufklärt.

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Ich versuche schon länger herauszufinden

  • ob diese Texte sich von anderen, ähnlichen Texten unterscheiden (also auch, ob z.B. Klimajournalismus über das Thema hinaus Eigenschaften hat, die ihn von anderen journalistischen Formaten oder Textsorten unterscheiden).
  • ob es Kriterien für die Qualität und Effizienz solcher Texte gibt (und damit auch, wie man contentstrategisch angesichts der Klimakrise agieren kann).
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In London, während der letzten Woche dort mit COS17, habe ich den langen Bericht im Guardian gelesen, in dem es um die Anerkennung des Anthropozän als geologischer Epoche durch die Internationale Kommission für Stratigrafie geht. Der Artikel berichtet ausführlich über die Geschichte dieses Konzepts und den aktuellen Stand, den ich so verstehe: Die Anthropocene Working Group hat sich (wenige Tage nach dem Artikel im Guardian) darauf geeinigt, eine distinkte geologische Epoche namens Anthropozän vorzuschlagen und setzt ihren Beginn mehrheitlich auf die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts an (siehe: Anthropocene now: influential panel votes to recognize Earth’s new epoch und Nächster Schritt zur offiziellen Anerkennung des Anthropozäns). Das geologische Indiz für den Beginn dieser Epoche sei der Fallout der Atombombenversuche. Er ist weltweit nachweisbar und unterscheidet das, was nach ihm kommt, deutlich von den älteren Schichten, vor allem von dem unmittelbar vorausgegangenen Holozän.

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