Gestern und heute The Great Hack gesehen, die deutsch synchronisierte Version.

Meine ersten Eindrücke sind ambivalent:

Einerseits handelt es sich um einen gut gemachten Film, dessen Kernaussage wichtig ist und gut rüberkommt: Facebook und die anderen großen Konzerne, deren Geschäftsmodell die Auswertung persönlicher Daten ist, sind eine Gefahr für die Demokratien, gegen die diese nur mit stumpfen Waffen kämpfen.

Andererseits kommt mir der Film sehr verengt vor. Es geht um Cambridge Analytica und Facebook, der übrige Kontext wird weitgehend ausgesperrt. Man erfährt nicht viel über die russische Einmischung und auch nicht über die anderen Machtgruppen, die Trump und die Brexiteers finanziert haben und nicht nur via Facebook ihre Interessen durchgesetzt haben. Ich habe auch den Verdacht, der völlig unbegründet sein mag, dass die von Arrol Banks aufgebaute Drohkulisse dazu geführt hat, dass dieser Hintergrund im Film nur angedeutet wird. Ich wundere mich, dass Shahmir Sanni, ein Hauptinformant Carole Cadwalladrs, überhaupt nicht vorkommt. Carol Cadwalladr selbst kommt ausführlich zu Wort: Ihre Mitwirkung spricht dafür, dass der Film insgesamt glaubwürdig ist. (Ich habe hier über sie geschrieben.)

Mein ambivalenter Eindruck kommt auch durch die Figur Brittany Kaisers zustande: eine von zwei Personen, von denen ausgehend die ganze Geschichte erzählt wird (die andere ist David Carroll). Über lange Passagen wird sie live beobachtet. In Teilen ist der Film gemacht, als hätte man vor allem diese Ex-Mitarbeiterin von Cambridge Analytica porträtieren wollen. Ihre Zwielichtigkeit wird nicht ausgespart, sondern sie trägt den Film. Dass Brittany Kaiser so zwielichtig ist, ganz offensichtlich opportunistisch gehandelt hat und sich in einem Stil, der an Ex-Nazis erinnert, immer wieder selbst rechtfertigt, relativiert die Ansprüche des Films—was allerdings auch ein Mittel der Aufklärung sein kann.

Ich möchte mehr über den Film lesen. Nach dem ersten Sehen glaube ich, dass er einiges zum Verständnis Facebooks beiträgt, aber zu wenig Kontext bietet, um zu erkennen, was hinter der Brexit- und der Trump-Kampagne steht.

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