Das Hauptproblem für eine an den ökologischen Tatsachen orientierte Politik ist nicht Trump, sondern es sind die USA.

Es besteht im amerikanischen, kolonialistischen und patriarchalischen Kapitalismus, dem damit verbundenen way of life, dem dazu nötigen internationalen Dominanzanspruch und den dadurch ausgelösten ökologischen Katastrophen.

Trump ist ein erklärter Nationalist. Mit ihn gibt der amerikanische Kapitalismus den Anspruch auf Universalismus auf. Er kann diesen Anspruch angesichts der ökologischen Krisen und angesichts des Verlustes der weißen Dominanz nicht behaupten.

Jan-Werner Müller hat in dem Interview gestern (Nach US-Wahlen – Politologe warnt vor “Staatsstreich in Zeitlupe”) darauf hingewiesen, dass Trump wie Orbán und Kaczyński zum zweiten Mal an der Macht ist und ein Programm hat. Damit wird er seine Macht absichern, um sie dann weiterzugeben, dynastisch oder an jemand wie Musk. Er wird die Institutionen zerschlagen oder entmachten, die wirksam Widerstand gegen die Oligarchie eines Bündnisses von US-Kapitalisten leisten können.

Durch den ressourcenintensiven way of life kann dieses Bündnis sich mit großen Teilen der Arbeiterschaft verbünden. Für diese Gruppen war Kamala Harris kein ausreichendes Angebot. Putin hat in seiner Reaktion gut erfasst, dass diese Gruppen vom patriarchalischen Habitus Trumps angesprochen wurden. Bernie Sanders hat benannt, dass die demokratischen Kampagne die Arbeitenden nicht genug angesprochen hat (PDF), allerdings nicht die kulturellen Aspekte der Entscheidung der Trump-Wählerschaft erwähnt.

Die Trump-Kampagne beruht auf dem Wunsch nach einer Scheinrealität. Daher ist ihr mit dem Hinweis auf Verlogenheit auch nicht beizukommen.

Europa müsste auf diesen Nationalismus durch Maßnahmen gegen das US-Kapital reagieren. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass sich oligarchische Gruppen in einzelnen europäischen Ländern mit ihm verbünden werden.

Das heutige Dubrovnik und das Dubrovnik der alten Republik Dubrovnik (oder Ragusa) haben – außer dem Bild der Altstadt – nicht viel Ähnlichkeit miteinander. Dubrovnik ist eine kroatische Provinzstadt. Von der Selbständigkeit der Republik ist nicht viel geblieben. Kulturell hat das Dubrovnik von heute mit dem historischen Dubrovnik so wenig zu tun, dass sich ein Autor wie Miljenko Jergović in einem Artikel zur Kulturpolitik der herrschenden HDZ weigert, diesen Namen für die Stadt zu benutzen.

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Durch den letzten Circular Metabolism Podcast – einen meiner Lieblings-Podcasts – bin ich auf das Konzept und die Bewegung des Bioregionalismus aufmerksam geworden. Mich interessieren schon länger Möglichkeiten, den räumlichen Charakter ökologischer und sozialer Situationen zu erfassen und daraus politische Konsequenzen zu ziehen. Im Bioregionalismus wurden und werden solche Möglichkeiten formuliert – in einer nicht mehr anthropozentrischen Weise, die soziale und biologische Räume als nicht voneinander ablösbar begreift. Der Bioregionalismus war und ist im Design und der Architektur, aber auch im Aktivismus sehr produktiv – vielleicht, weil sich aus einem einfachen Ansatz neue Perspektiven auf sehr unterschiedlichen Gebieten ergeben.

In der Podcast-Folge spricht der Host ‪Aristide Athanassiadis‬‬ mit dem Architekten Mathias Rollot, der viel zum Bioregionalismus publiziert und Dwellers in the Land, ein grundlegendes Buch dieser Bewegung, übersetzt hat.

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Unter den Klimaberichten, auf die ich heute bei Mastodon hingewiesen habe, beschäftigt mich der über die Verbindungen der FPÖ zum Heartland-Institute am meisten. Die FPÖ, vertreten durch Harald Vilimsky und Roman Haider, ist Partnerin und Sprachrohr dieses Instituts, das mit großer Wirkung groteske Klimalügen verbreitet. Die Partei, die in Österreich gerade fast 30% der Stimmen erhalten hat, leugnet angesichts der vermutlich schlimmsten Krise dieses Jahrhunderts den wissenschaftlichen Konsens. Sie kämpft in Österreich und in Brüssel aktiv gegen die viel zu vorsichtige und verwässerte Klimapolitik der EU. Continue reading

Segmente der Bevölkerung aufgrund des Global Commons Survey 2024
Segmente der Bevölkerung aufgrund des Global Commons Survey 2024

Earth4All hat die Ergebnisse einer Studie publiziert, in denen die Haltung der Bevölkerung der G20-Staaten zu den großen ökologisch-sozialen Krisen ermittelt wird. Basis ist eine IPSOS-Umfrage in allen G20-Staaten mit Ausnahme von Russland. Earth4All (eine Initiative, die u.a. vom Club of Rome, dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung und dem Stockholm Resilience Center getragen wird) kommt zu dem Ergebnis, dass eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung eingreifende Veränderungen wie den Übergang zu einer „wellbeing economy“ unterstützt. 72% sind dafür, den Straftatbestand des Ökozids einzuführen.

Ein Vergleich der Umfrage mit den Wahlergebnissen in den G20-Staaten – so weit es dort demokratische Wahlen gibt – macht klar, dass die Interpretation der IPSOS-Ergebnisse nicht mit einer politischen Prognose verwechselt werden darf. Obwohl die Befragung ergibt, dass die Bevölkerung in allen Ländern eine entschiedene ökologische Politik unterstützt, sind in einigen dieser Staaten Politiker:innen an der Macht, die die Klimakrise ignorieren oder bewusst verschlimmern. In fast allen anderen – wie in den meisten EU-Ländern – ist die Klimapolitik viel zu zögernd.

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Johan Rockström hat in einem neuen TED-Talk den Stand des Wissens zu den Kippunkten des Klimasystems zusammengefasst: The tipping points of climate change

Wer der Klimabewegung Panikmache vorwirft, sollte sich diesen Vortrag anhören: Einer der renommiertesten und nüchternsten Vertreter der Erdsystemwissenschaften stellt darin dar, wie nah wir einer Katastrophe sind, die die menschliche Zivilisation, wie wir sie kennen, beenden würde. Continue reading

I seem to recognize the eternal premises of fascism precisely in being provincial, therefore, in the lack of information, in the lack of awareness of problems which are concretely real, in the refusal to go deeper into matters of life out of laziness, prejudice, convenience, and presumption. To brag about being ignorant, to seek to affirm ourselves or our group not with the strength that comes from real skill, from experience, but instead with boastings, with affirmation of the self for their own sake alone, the unfolding of feigned qualities rather than true ones. For instance, sexual exhibitionism is also fascism. It should be an emotion, and, instead, it is danger of becoming a show, someting clownish and useless, an ugly thing which women endure passively and dumfoundedly. One cannot fight fascism without identifying it as that aspect of us which is stupid, shabby, weak-willed: an aspect which has no party-affiliation, of which we should be ashamed and for the repulsion of which it is not enough to declare, „I serve in an antifascist party,“ because that aspect is inside of us, and already once in the past, fascism has given it expression, authority, standing.

[Fellini, F. (1978). Amarcord: The Fascism within us. An Interview with Valerio Riva. In: Federico Fellini, essays in criticism (S. 20–26). Oxford University Press. Original italienisch (online nicht gefunden): Fellini, F. (1974). Il fascismo dentro di noi, Intervista di Valerio Riva. In: Il flm ‘Amarcord’ di Federico Fellini, ed. G. Angelucci and L. Betti, Cappelli, Bologna, 1974, p. 103.]

Die Quelle für die englische Version ist im Internet Archive zugänglich.

Die folgende Rede habe ich für die Plattform 1,5 Graz zum Abschluss des Klimastreiks am 19.5.2023 in Graz gehalten. Bei der Plattform vertrete ich Extinction Rebellion Österreich. (Das Motto des Streiks war nicht , sondern .) Es geht nicht zuletzt um die OMV.

Wir kämpfen für Klimagerechtigkeit in Graz, weil die Stadt dadurch lebenswerter wird: Wenig Verkehr, gute öffentliche Angebote, gesundes Essen, weniger Versiegelung, weniger Stress und mehr soziale Sicherheit. Wir treten aber auch dafür ein, weil Städte wie Graz eine wichtige Rolle beim Kampf gegen die globale Erhitzung spielen. Lokale und globale Klimagerechtigkeit lassen sich nicht voneinander trennen. Continue reading