Blick in die Ausstellung "Mein Feldbach / #everydaygraz" in der off_gallery graz

Seit dem Beginn des harten Lockdown zeigen wir in der off_gallery die Ausstellung Mein Feldbach mit Bildern von Barbara Riegler. Parallel dazu haben eine Diashow eingerichtet, in der wir unter dem Titel everydaygraz Fotos aus Graz auf die Schaufensterscheibe der Galerie projizieren. Um diese Bilder haben wir über Social Medien gebeten und inzwischen viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefunden. Morgen werden wir die Ausstellung offiziell beenden.

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This file is licensed under the Creative Commons Attribution 3.0 Unported license. Illegale Colatn-Mine. Fotograf: CarlosE Duarte, Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mineria_Ilegal_de_Coltan_en_Zancudo,Guania-_panoramio.jpg

Ist Contentstrategie als eine Disziplin möglich, die nicht direkt oder indirekt an weiteres Wachstum von Unternehmen und Wirtschaft gebunden ist? Hier Überlegungen dazu—zunächst ohne Belege und Verlinkung, in der Hoffnung, dass sie in dieser oder einer weiter entwickelten Form Diskussionen anregen.

Drei vergleichbare Industrien

In den vergangenen Monaten habe ich mich aus unterschiedlichen Anlässen über den ökologischen Fußabdruck verschiedener Industrien informiert: der Luftfahrt, des Computing und der Bauindustrie. Vor allem beim Lesen von Publikationen über das Baumaterial Beton ist mir aufgefallen, dass alle drei Branchen sehr viele Gemeinsamkeiten haben:

  • Alle drei haben einen erheblichen CO2-Fußabdruck, der allerdings weniger auffällt als der anderer Branchen.
  • Bei allen dreien ist das zukünftige Wachstum noch problematischer als die—ebenfalls enormen—aktuellen Folgen.
  • Alle drei Branchen verweisen auf kommende einschneidende Innovationen und Veränderungen, um ihren aktuellen ökologischen Fußabdruck zu rechtfertigen.
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Grazer Messe und Styria-Gebäude. Bild: Anastasija Georgi

Ich habe am Sonntag auf einer langen Zugfahrt die Untersuchung zum Treibhausgas-Budget der Stadt Graz gelesen, die das Wegener-Institut vor einem Jahr publiziert hat. Man kann sie vom Portal der Stadt downloaden (PDF). Es handelt sich um die erste umfassende Untersuchung zum CO2-Budget der Stadt. Sie stellt dar, vieviel Treibhausgase die Stadt durch Produktion und Konsum erzeugt, und wieviele Anteile auf die einzelnen Sparten und Branchen entfallen. Außerdem haben die Autoren berechnet, um wieviel sich die Emissionen pro Jahr reduzieren müssen, damit Graz einen seiner Bevölkerungszahl entsprechenden, gerechten Anteil dazu beiträgt, dass die Ziele des Pariser Abkommens erreicht werden. Karl Steininger, der die Studie mit Christian Pichler verfasst hat, hat sich auch in anderen Publikationen mit Treibhausbudgets auf der Ebene lokaler Akteure beschäftigt, so 2020 in einem Papier zum Treibhausbudget der Stadt Wien.

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Bruttosozialprodukt, CO2-Emissionen und globaler materieller Fußabdruck 1970-2029, Daten: https://www.resourcepanel.org/global-material-flows-database, http://www.globalcarbonatlas.org and https://data.worldbank.org; Quelle: https://doi.org/10.1038/s41467-020-16941-y

Wie in jedem Jahr, seit ich an der FH Joanneum arbeite, unterrichte ich in diesem Herbst in einem Kurs zur Einführung in HTML. Und wie in jedem Jahr überlege ich, was dabei für Nicht-Entwickler wichtig ist. Geändert hat sich, dass ich auch bei einem Thema wie HTML den Hintergrund der ökologischen Krisen nicht mehr ignoriere. Lässt sich HTML aus dem Zusammenhang einer Wirtschaft lösen, die den materiellen Ressourcenverbrauch ständig und mit wachsenden Unterschieden zwischen Reichen und Armen steigert?

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Suzanne Simard
Suzanne Simard, Bildquelle: Wikimedia Commons

Ich habe gestern den letzten Wochenendpodcast der New York Times gehört, einer Reportage über die Forschungen Suzanne Simards über Wälder und Bäume. Der Podcast ist die Audioversion eines Artikels von Ferris Jabr (Twitter: (@ferrisjabr). Jabr, der gerade ein Buch über die Koevolution von Erde und Leben schreibt, berichtet über Simards Leben, über ihre Publikationen, über die Wirkung ihrer Arbeiten und die Kritik an ihnen. Sein Artikel ist gut belegt. Er ist ein Best Practice-Beispiel für Wissenschaftsjounalismus in der Zeit des ökologischen Zusammenbruchs—auch wenn die Zerstörung der Ökosysteme, von denen er berichtet, nicht sein Hauptthema ist.

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Print-Cover des Buchs "Der Klimawandel" von Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber
Print-Cover des Buchs „Der Klimawandel“ von Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber

Ich habe mir das kleine Buch von Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber über den Klimawandel (Rahmstorf & Schellnhuber, 2018) schon vor einiger Zeit gekauft, mich aber jetzt erst gründlicher damit beschäftigt, angeregt durch das letzte Video Rahmstorfs über Klimawandel und Meere (Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, 2020) .

Ich habe Schellnhuber und Rahmstorfs Buch wie ein Geschichtsbuch gelesen. Es beginnt mit der Darstellung des Klimas in den geologischen Epochen bis zum Holozän, behandelt dann die anthropogenen Veränderungen des Klimas und ihre Folgen für die Gesellschaften und Ökosysteme auf dem Planeten und im letzten Teil die Versuche und Möglichkeiten, eine Klimakatastrophe noch abzuwenden. Verbunden sind diese Themen durch Passagen über die Geschichte der Erforschung des Klimas.

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Wir hatten am Samstag eine Veranstaltung zur dritten Projektarbeit in unserem Studiengang, der letzten vor der Masterarbeit. Es ging um die Anforderungen an diese Arbeiten. Robert Gutounig hat mich dabei gefragt, ob ich etwas zum Thema Ethik und Content-Strategie sagen könnte.

Ich habe versucht, mit drei Gedanken Verständnis dafür zu wecken, dass wir in Zukunft deutlich anders arbeiten müssen, als es in der Content-Strategie und vor allem im Content Marketing üblich ist. Wir dürfen die ökologischen und sozialen Folgen der Produkte und Dienste, für die wir Content-Strategie betreiben, nicht ignorieren.

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Lese gerade Posts, die ich vor 13 Jahren geschrieben habe (Auf dem Weg zur Participation 2.0 , Notizen zur Participation 2.0: Nico Carpentier), und bin überrascht, wie lange ich jetzt schon auf denselben Knochen kaue. Verändert hat sich bei mir seitdem, dass die Thematik der Erde hinzugekommen ist—sicher in Verbindung mit der Actor Network Theory, die mich seit damals interessiert. Mir wird auch klarer, was ich hier tue: Ich schreibe nicht vor allem über Themen, sondern ich bestimme zugleich meine Perspektive, die Perspektive des Autors dieser Texte, der selbst ein Ergebnis des Schreibens ist. Mich hat auch damals, in einer Phase des Social Media-Aktivismus, die materielle Seite der digitalen Medien interessiert, die ich jetzt in Verbindung mit den material flows auf dem Planeten sehe. Auch die Ausrichtung auf Dezentralität und Partizipation, ein anarchistisches Motiv, hat sich seit damals nicht verändert.

Im Augenblick interessiert mich am meisten, wie man die wissenschaftliche Praxis der Untersuchung des Erdsystems und ihre Ergebnisse in Texte, vor allem in popularisierende und journalistische Texte, und in politische Praxis übersetzen kann, wobei ich die Texte und die politische Praxis als immer auch digital verstehe. Dabei wird das, was übersetzt wird, auch davon definiert, in was es übersetzt wird, es gibt vor der Übersetzung, vor den Interpretanten, keinen Zugang zu ihm. Das macht es so schwer, zwischen richtigen und falschen Übersetzungen oder Lektüren zu unterscheiden, also z.B. zu sagen, was eine gute und was eine schlechte Übersetzung von Forschung in einen journalistischen Text oder politische Maßnahmen ist. Die schlechte Übersetzung ist relativierend, aber das zu Übersetzende gibt nicht vor, wie gut übersetzt wird—sonst wäre gar keine Übersetzung nötig. Die gute Übersetzung verbindet sich mit dem, was übersetzt wird. Sie ist eine Vermittlung, nicht einfach eine teils adäquate und teils inadäquate Abbildung. Eine gute Übersetzung ist offen für das, was im Original unbestimmt ist, in ihm an Möglichkeiten enthalten ist.

Das wirkt sehr abstrakt, aber man kann es an Beispielen wie der Kommunikation über Virologie oder Klimawissenschaft konkretisieren. Die politisch schlechten Antworten oder Übersetzungen sind für das, was in der Forschung und ihrem Gegenstand noch geschehen kann, nicht offen, sie stellen die Ebene oder das Medium, in die übersetzt wird, nicht in Frage und verbinden sie nicht mit dem Übersetzten. Sie blenden deshalb z.B. Risiken aus. Grünes Wachstum ist ein Beispiel für eine Fehlübersetzung. Die wirtschaftlichen Praktiken werden nicht in Frage gestellt, sondern es werden nur ihre Gegenstände verändert. Versteht man sie semiotisch als Interpretanten, dann sind sie mit den Interpretanten der wissenschaftlichen Praxis und durch diese mit der ökologischen Realität nicht vermittelbar, sie schränken die Handlungsmöglichkeiten der Akteure so ein, dass diese früher oder später praktisch scheitern.

Gestern fand das 10. Forum Bellevue beim deutschen Bundespräsidenten zum Thema Klimawandel und Transformation statt. Die anderthalb Stunden, die gestreamt und als Aufzeichnung publiziert wurden, bestehen aus einer etwa halbstündigen Rede Steinmeiers und einer Paneldiskussion, bei der sich der Bundespräsident nacheinander mit Maja Göpel, Udo di Fabio, Thea Dorn und Wolfgang Merkel unterhielt. Maja Göpel war nach meiner Erinnerung die einzige Teilnehmerin, die selbst um das Wort bat und replizierte. In dieser Sonderrolle spiegelten sich die Gegensätze der Diskussion. Sowohl die Einleitung des Bundepräsidenten als auch die von ihm kommentierten bzw. anmoderierten Statements der anderen Teilnehmer dienten dazu, die Positionen, für die Göpel steht—Positionen einer radikalen Ökologiebewegung— in Frage zu stellen.

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