Seit ein paar Tagen probiere ich ein iPad aus. Die Hochschule, an der ich arbeite, hat es angeschafft. Ob ich es mir selbst kaufen würde? Ich weiß es noch nicht. Vom Tablet selbst als Alternative zu einem Laptop bin ich begeistert. Aber mich dafür freiwillig in Apples überteuerten Kindergarten einsperren lassen? Ich warte lieber auf ein offenes Gerät wie das WeTab.

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In Europa ist die Debatte um den amerikanischen Blogger Dave Weigel bisher kaum beachtet worden. In US-Journalismus-Blogs ist sie seit zwei Wochen ein wichtiges Thema. Gerade wegen der Unterschiede ist sie ein interessantes Gegenstück zum Konflikt zwischen der FAZ und Ex-FAZ-Blogger Michael Seemann . Viele Links habe ich in den Tweets von Jay Rosen gefunden. Rosen fasst die Entwicklung in Rebooting the News zusammen. Scott Rosenberg resümiert wichtige Reaktionen.

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Ich beginne damit, mich mit Facebooks Like Button und vor allem mit dem damit verbundenen Open Graph Protocol zu beschäftigen. Beide wurden auf der f8, der letzten Facbook-Entwickler-Konferenz, vorgestellt.

Mit dem Like Button kann man bei beliebigen Seiten im Web angeben, dass man sie mag. Dass man sie geliked hat, wird im eigenen Activity Stream bei Facebook angezeigt. Das Open Graph Protocol sorgt darüber hinaus dafür, dass Seiten im Web, die Menschen oder Gegenstände in der realen Welt darstellen, mit dem Profil der Personen verbunden werden, die sie mögen, die also auf den Like Button klicken. Es integriert Informationen über das Objekt und seinem Typ in den Social Graph, der alle Facebook-User (oder alle Web-User?) verbindet.

In diesem Blog z.B. findet sich der Like Button rechts; die Informationen über das Blog selbst finden sich im head der HTML-Seite, sind also nur im Quelltext sichtbar:

<meta property="og:title" content="Lost and Found" />
<meta property="og:type" content="blog" />
<meta property="og:url" content="http://heinz.typepad.com/lostandfound/" />
<meta property="fb:admins" content="536403981" />

Wer den Like Button klickt, teilt damit mit, dass er ein Blog mag, dass es Lost and Found heisst und unter dem URI http://heinz.typepad.com/lostandfound erreichbar ist. Der Like Button dient in Verbindung mit Open Graph nicht einfach dazu, Dinge zu teilen oder zu empfehlen, sondern er drückt eine Beziehung aus, und zwar unabhängig von Facebook. Andere Webapplikationen können auf dieselben Metainformationen zurückgreifen.

Eine große Site, die das Open Graph Protocol unterstützt, ist die Internet Movie Database. Wenn ich dort bei einem Film auf den Like Button klicke, findet er sich unter den Lieblingsfilmen in meinem Profil bei Facebook.

Es ist eine unübersehbare Zahl von Artikeln und Blogposts darüber geschrieben worden, welche Folgen diese im Grunde einfache Technik haben wird. Entscheidend ist dabei, dass Facebook mit bald 500 Millionene Nutzern eine der größten Websites der Welt ist. Das Open Graph Protocol hat damit das Potenzial, das gesamte Web mit Facebook und seinen Nutzern zu verknüpfen—oder besser: die Profile der Facebook-Nutzer mit jeder beliebigen Seite im Web und vor allem mit den auf ihr dargestellten Objekten.

Der für mich interessanteste Aspekt des Open Graph Protocol ist, dass es mit RDFa eine Semantic Web-Technologie populär macht. Vielleicht wird es tatsächlich einmal als Durchbruch in Richtung Web 3.0 gefeiert werden. Durch Open Graph werden zum ersten Mal in großem Umfang Informationen aufgrund von semantischen Meta-Daten verknüpft, also etwa der Angabe, dass eine Seite ein Buch, ein Geschäft oder einen Sportler repräsentiert. Ein sehr interessantes Blogpost über die Perspektiven dieser Technologie hat Dare Obasanjo geschrieben: Facebook’s Open Graph Protocol from a Web Developer’s Perspective. Obasanjo ist ein wichtiger Microsoft-Entwickler; seine Stellungnahme spricht daür, dass Microsoft die neue Facebook-Technologie ebenso unterstützen wird wie voraussichtlich Yahoo! (dazu Will Yahoo Monkey Around With Open Graph?). Obasanjo bezieht sich übrigens ausdrücklich auf den Begriff des Sozialen Objekts: Der Like Button drückt Beziehungen zu sozialen Objekten aus (und man könnte erweitern: er schafft auch eine bestimmte Beziehung zu solchen Objekten).

Für meinen Unterricht sehe ich eine Reihe von Konsequenzen der Entwicklungen bei Facebook. Like Button und Open Graph schaffen neue Möglichkeiten für Benutzer-Profile und damit auch für das Reputationsmanagement (dazu sehr gut Klaus Eck: Gefalle ich Dir? Der Siegeszug des Like-Buttons). Sie werden einen großen Einfluss auf die Distribution von Nachrichten haben, vielleicht einen größeren, als die bisherigen Sharing-Technologien, da sie enger mit der Online-Identität der Empfehlenden verbunden sind. Vor allem aber wird für mich deutlich, dass semantische Technologien jetzt den Mainstream erreichen. Sie werden zum Handwerkszeug zukünftger Journalisten und Kommunikatoren gehören, und darauf sind wir noch nicht vorbereitet.

Es ärgert mich, dass ich schon wieder über FH-Interna (aber sind es noch Interna?) schreibe. Im Moment habe ich den Kopf für andere Themen nicht frei. Gestern ist in der Presse ein Artikel über unseren Studiengang erschienen: Gefälschte Tests? Anzeigen gegen Grazer FH; heute eine APA-Meldung, die fast textgleich vom ORF und der Kleinen Zeitung übernommen wurde, in beiden Fällen auf der Startseite verlinkt. Die FH hat jetzt gerade mit einer Aussendung reagiert. Studierende haben eine Facebook-Page gestartet, die inzwischen über 100 Fans hat und mir als bisher beste—um nicht zu sagen: einzige—organisierte Initiative der Öffentlichkeitsarbeit gegen diese Kampagne erscheint.

Hier wird organisiert Rufmord betrieben—von jemand, der anonym agiert und damit rechnet, dass die FH nicht riskiert, öffentlich gegen ihn vorzugehen. Wer Namen nennt, muss mit Klagen rechnen; umgekehrt wird aber ein Name im übelsten Korruptionskontext genannt. Hier tritt jemand bewusst in den Unterleib um sich dann zu beschweren, wenn eine Hand gegen ihn erhoben wird

Eben habe ich einen Brief von Heinz M. Fischer an Michael Fleischhacker zur Kenntnis erhalten:

Sehr geehrter Herr Chefredakteur!
Lieber Michael!

Mit gewissem Erstaunen, wohl aber auch mit einer bestimmten Irritation habe ich in der heutigen Ausgabe der Presse den Artikel „Gefälschte Tests, unfaire Noten? Anzeigen gegen Grazer FH“ rezipiert; eröffnet er mir doch neue, bisher unbekannte Perspektiven von Qualitätsjournalismus, für den die Presse angeblich steht (oder gestanden ist), diesen Anspruch womöglich aber auch schon über Bord geworfen hat.

Einer der Autoren – Alexander Bühler – ist ein langjähriger Kollege jenes gekündigten Mitarbeiters der FH JOANNEUM, von dem diese Kampagne mutmaßlich losgetreten worden ist. Ich gehe aus, das ich Dir bekannt gewesen. Der Anwalt dieses Mitarbeiters hat dem Wissenschaftsministerium jedenfalls das ominöse Konvolut zukommen lassen. Die Presse hat es – natürlich zufällig – erhalten, und ebenso zufällig ist Alexander Bühler einer jener Journalisten, der sich dieses „Falles“ angenommen hat. Sehr saubere Konstruktion!

Es werden Behauptungen als Tatsachen hingestellt, ohne dass diese auch nur Ansatzweise hinterfragt werden (Aufträge für Parteien, Schmiergelder, Bestechung….). Weil dann hätte sich ja ergeben, dass diese Unterstellungen haltlos sind, und dann wäre die Story zusammengebrochen, und das wäre schade gewesen. Manipulation & Korruption an einer Hochschule klingt halt schon sehr fein.

Durch Formulierungen wie „…hätten die Alarmglocken schrillen müssen…“ wird suggeriert, dass großer Aufdeckungsjournalismus gefordert war, um einen „Skandal“ im Bildungsbereich freizulegen. Warum haben die Alarmglocken im Ministerium, Fachhochschulrat und anderen Stellen, die diese dubiosen Unterlagen erhalten haben, eben nicht geschrillt? Könnte das sachliche Gründe haben?

Die Qualität des großartigen Konvoluts, aus dem genüsslich zitiert wird, ist in keiner Weise hinterfragt worden. Warum auch? Vielleicht hätte sich herausgestellt, dass es sich um ein groteskes und absurdes Konstrukt handelt, das höchstens an einen Ort gehört – in den Mistkübel.

Dass ein Artikel derart unreflektiert – und es ist offensichtlich, wer und was dahinter steckt – in einem von Dir verantworteten Blatt erscheint, bloß um billigen öffentlichen Effekt zu erzielen, finde ich höchst erstaunlich. Aber es geht um meine Reputation, um jene eines Studienganges, den ich mit viel persönlicher Energie hochgezogen habe und der zu den erfolgreichsten FH-Studiengängen Österreichs zählt, und um den erstklassigen Ruf der FH JOANNEUM. Und dieses Image und dieses Prestige werde ich mir durch Journalisten, die meinen, grandiose investigative Leistungen erbracht zu haben, nicht beschädigen lassen.

Beste Grüße und weiterhin viel Erfolg,
Heinz

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Update, 28.10.2010: Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Heinz Fischer inzwischen eingestellt.