Ich muss mich auch als „anerkannter Politikblogger“ outen. Ich frage ich mich, womit ich das verdient habe. Wenn ich die täglichen Ergebnisse von Feedburner und Google Analytics zusammenkratze, komme ich auf vielleicht 100 regelmäßige Leser meines Blogs; mit Politik habe ich mich nur indirekt beschäftigt (und da sind meine Sympathien linkslinkslinks-liberal).

Nach anfänglichem Unglauben freut mich die Einladung. Nicht nur weil eine große österreichische Partei die street credibility von sozialen Medien anerkennt. Sondern — ich gebe es zu — weil sie Aussicht auf mehr Leser, vielleicht sogar kommentierende Leser macht. (Lost and Found kann dadurch nur besser werden.)

Ob die ÖVP allerdings bekommt, was sie erwartet? Und: ob sie klare Erwartungen hat? Sie lädt Blogger wie die Vertreter von Zeitungen und Fernsehen ein. Weblogs funktionieren aber anders, sie sind keine „objektiven“, einer allgemeinen Öffentlichkeit verpflichteten Medien. Weblogs sind Lokalst-Medien, sie geben die individuelle Perspektive und die individuellen Erfahrungen ihres Autors wieder. Der ÖVP würde ich deshalb vor allem empfehlen, das Bloggen in ihrer Organisation und vor allem im Dialog mit ihren „Zielgruppen“ zu fördern; das wird ihr viel mehr bringen, als über sich bloggen zu lassen. (Michaela Mojziz hat das wohl erkannt.)

Wenn ich das organisieren kann, fahre ich nach Salzburg. Ich hoffe, dass ich einen Weg finde, von dort zu bloggen und nicht nur „Bericht zu erstatten“.

Als Printmacher kann ich mir erlauben hier zu sagen, dass zehn Prozent der publizierten Inhalte in Zeitungen Schrott sind und bei den Blogs ist es genau umgekehrt: 90 Prozent sind Schrott. „

Wie die regelmäßigen Technorati-Meldungen über -zig Millionen aktiver oder neuer Blogs suggeriert Michael Fleischhackers Statement: Eine Flut von Blogs überschwemmt den nach Orientierung suchenden Leser; er kann von Glück sagen, dass seriöse Journalisten in den Printmedien für ihn die Spreu der Nachrichten vom Weizen trennen.

Ist es so? Seit einigen Tagen suche ich nach Blogs, die hier in Graz geschrieben werden oder sich auf Graz beziehen. Vielleicht finde ich die richtigen Suchmaschinen nicht, bisher ist mein Ergebnis: die Zahl der Blogger liegt viel niedriger als die Zahl der Journalisten — und es sieht auch nicht so aus, als produzierten sie mehr Schrott als Grazer Qualitätsblätter wie Der Neue Grazer, graz im Bild, ok, heute oder die Steirerkrone.

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