Dubrovnik, Karwoche 2019

Wir sind am Sonntag von Graz nach Dubrovnik gefahren und werden hier bis Ostern bleiben. Ich kenne die Strecke inzwischen gut: von der milden Landschaft Sloweniens über die menschenleere Ebene hinter dem Velebit, den grauen Karst zwischen Zadar und Split bis zu der feuchteren, weniger strengen und vielfältigen Insel- und Küstenregion zwischen dem Neretva-Delta und Dubrovnik. Seit ich zum ersten Mal hier in Süddalmatien war, möchte ich hier leben. Als ich Ana kennengelernt habe, habe ich zuerst versucht so wenig wie möglich daran zu denken, dass sie aus Dubrovnik kommt. Ich wollte nicht, dass meine Sympathie für diese Gegend unsere Beziehung beeinflusst. Später habe ich dann gemerkt, dass bei Menschen, die hier großgeworden sind, der Wunsch, der Enge dieser kleinen Stadt zu entkommen, größer sein kann als die Begeisterung für die mediterrane Landschaft.

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Ich habe vor zwei Tagen geschrieben, dass mir im vergangenen Jahr der Fortschrittsoptimismus verloren gegangen ist, der für mich selbstverständlich war, seit ich mich mit Web-Themen beschäftige. Seit ich mein letztes Post abgeschickt habe, habe ich versucht genauer zu formulieren, was ich damit meine, und zu überlegen, wie man ohne eine globale Fortschrittsideologie produktiv mit dem Web umgehen kann. Es gelingt mir aber nocht nicht wirklich, meine Gedanken zu diesem Themenkomplex zu ordnen, und ich würde darüber vielleicht gar nichts schreiben, wenn ich mein Post neulich nicht mit einer (1) im Titel versehen hätte. Mir ist klar, dass ich mich hier in begrifflichen Untiefen bewege, dass ich einerseits leicht in Trivialitäten abgleiten kann und andererseits viele Überlegungen und Texte berücksichtigen müsste, mit denen ich mich noch nicht beschäftigt habe. Hier also ein improvisierter Text, wie ich ihn auf einer BarCamp-Session mit der Bitte um Diskussion vortragen würde.

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Seit gut zwei Wochen mache ich Urlaub in Frankreich. In der ersten Woche habe ich in Paris zum ersten Mal seit fast 40 Jahren bei Gibert Jeune wieder die Regale für Humanwissenschaften gescannt. Gekauft habe ich mir schließlich La composition des mondes von Philippe Descola.

Cover von Philippe Descolas 'La composition des mondes'
Cover von Philippe Descolas ‚La composition des mondes‘

Das Buch führt in Gesprächsform in das Werk Descolas ein. Der Gesprächspartner Pierre Charbonnier greift dabei nur als Stichwortgeber in den Gesprächsverlauf ein. Der Text ist so genau redigiert, dass sich einige Passagen fast wõrtlich in einem Aufsatz Descolas über sein Verhältnis zu seinem Lehrer Claude Lévi-Strauss und zum Strukturalismus wiederfinden.

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Ich habe gestern die Aufnahme eines Abends mit Bruno Labour und Hans Joachim Schellnhuber im Berliner Haus der Kulturen der Welt gehört, größtenteils sogar zweimal. Latour stellt die zentralen Thesen seines Buchs Où atterrir? vor, das jetzt auf Deutsch als das terrestrische Manifest erschienen ist. Schellhuber, so verstehe ich es, konkretisiert in dem anschließenden Gespräch vieles von dem, was Latour eher begriffs- und forschungsorientiert formuliert. Weiterlesen

Spätestens seit den Enthüllungen Edward Snowdens ist Evangelismus für das Netz bittersüß. Wenigstens hier in Europa ist die Angst vor dem Missbrauch von Daten meist größer als die Hoffnungen, die in ihre Verarbeitung gesetzt werden.

Ich habe mich selbst immer wieder skeptisch über Datenschutz und Datenschützer geäußert. Das heißt aber nicht, das ich nicht auch skeptisch gegenüber der unkontrollierten und nicht transparenten Sammlung von Daten bin.

Ich halte den Datentotalitarismus für eine der schlimmsten Gefahren des beginnenden digitalen Zeitalters. Aber ich glaube nicht, das man ihn durch einen Datenfundamentalismus wirkungsvoll bekämpft. Weiterlesen

Ich habe mich in der letzten Zeit mit Texten zu Praxistheorien beschäftigt, vor allem mit Robert Schmidts Soziologie der Praktiken. Jetzt lese ich Pickerings Mangle of Practice. Ich habe schon ein paarmal vergeblich versucht, so etwas wie Lektüre-Ergebnisse zu formulieren, die ich dann als Basis für eigene Untersuchungen oder Texte verwenden kann. Die Schwierigkeiten hängen nicht nur damit zusammen, dass diese Texte von meinem eigentlichen Interessensgebiet, den Online-Publikationen, weit entfernt sind. Sie ergeben sich auch daraus, dass diese Theorien selbst vor allem als Instrumente gedacht sind, um empirische Untersuchen durchzuführen, und nicht als scholastische (Bourdieu) Theorien, also als Selbstzweck (und das wiederum hängt mit einem ganz anderen Theorieverständnis zusammen, als es zum Beispiel beim Sprechen von Medientheorie oder Systemtheorien meist vorausgesetzt wird). Weiterlesen

Ein sehr provisorischer, nicht zuendegedachter Gedanke: Können wir den traditionellen Anspruch auf eine Makrotheorie der Gesellschaft und die herkömmliche Vorstellung von sozialem und medialem Einfluss, die von einer Art Pyramide einflussreicher und stufenweise weniger einflussreicher Handelnder ausgeht, zusammen über Bord werfen? Ich weiss, dass ich mich sehr naiv ausdrücke—ich will etwas formulieren, das mir selbst alles andere als klar ist.

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Ein Interview mit Bruno Latour (siehe jetzt hier) hat mich angeregt, mich mit den Querverbindungen zwischen Latour und der Semiotik von A.J. Greimas zu beschäftigen. Der Greimas’sche Begriff des internen Referenten und Latours Konzept der Referenzketten eignen sich möglicherweise dazu, Eigenschaften von Hypertext, vor allem seiner rhetorischen Wirkung, zu beschreiben.

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58556 Die Ökonomie als Wissenschaft der leidenschaftlichen Interessen führt in das Werk Gabriel Tardes wie in die Soziologie Bruno Latours ein. Es zeigt den französischen Klassiker der Soziologie als einen Vordenker aktueller sozialwissenschaftlicher Theorien, dessen vor über hundert Jahren formulierte Thesen so unterschiedliche Themen wie Wissensgesellschaft und virales Marketing berühren.

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