Morgen und am Montag wird das neue Fachhochschulkollegium der FH Joanneum gewählt. Ich war in der vorletzten Wahlperiode Mitglied des Kollegiums und habe mich jetzt entschieden wieder zu kandidieren. Das neue österreichische Fachhochschul-Studiengesetz macht das Kollegium zu einem schlankeren und wohl auch effizienteren Gremium. Der Einfluss der Vertreter des Lehr- und Forschungspersonals—für einen dieser Sitze kandidiere ich—ist größer als bisher. Die Aufgaben des Kollegiums werden im Gesetz festgelegt; es ist vor allem für die Organisation und die Qualität der Lehre verantwortlich.

Die Ziele, die ich im Kollegium verfolgen möchte, hängen eng mit Themen zusammen, mit denen ich mich auch in Lehre und Forschung beschäftige: Veränderungen von Firmen und Organisationen durch das Netz und Transparenz.

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Es ärgert mich, dass ich schon wieder über FH-Interna (aber sind es noch Interna?) schreibe. Im Moment habe ich den Kopf für andere Themen nicht frei. Gestern ist in der Presse ein Artikel über unseren Studiengang erschienen: Gefälschte Tests? Anzeigen gegen Grazer FH; heute eine APA-Meldung, die fast textgleich vom ORF und der Kleinen Zeitung übernommen wurde, in beiden Fällen auf der Startseite verlinkt. Die FH hat jetzt gerade mit einer Aussendung reagiert. Studierende haben eine Facebook-Page gestartet, die inzwischen über 100 Fans hat und mir als bisher beste—um nicht zu sagen: einzige—organisierte Initiative der Öffentlichkeitsarbeit gegen diese Kampagne erscheint.

Hier wird organisiert Rufmord betrieben—von jemand, der anonym agiert und damit rechnet, dass die FH nicht riskiert, öffentlich gegen ihn vorzugehen. Wer Namen nennt, muss mit Klagen rechnen; umgekehrt wird aber ein Name im übelsten Korruptionskontext genannt. Hier tritt jemand bewusst in den Unterleib um sich dann zu beschweren, wenn eine Hand gegen ihn erhoben wird

Eben habe ich einen Brief von Heinz M. Fischer an Michael Fleischhacker zur Kenntnis erhalten:

Sehr geehrter Herr Chefredakteur!
Lieber Michael!

Mit gewissem Erstaunen, wohl aber auch mit einer bestimmten Irritation habe ich in der heutigen Ausgabe der Presse den Artikel „Gefälschte Tests, unfaire Noten? Anzeigen gegen Grazer FH“ rezipiert; eröffnet er mir doch neue, bisher unbekannte Perspektiven von Qualitätsjournalismus, für den die Presse angeblich steht (oder gestanden ist), diesen Anspruch womöglich aber auch schon über Bord geworfen hat.

Einer der Autoren – Alexander Bühler – ist ein langjähriger Kollege jenes gekündigten Mitarbeiters der FH JOANNEUM, von dem diese Kampagne mutmaßlich losgetreten worden ist. Ich gehe aus, das ich Dir bekannt gewesen. Der Anwalt dieses Mitarbeiters hat dem Wissenschaftsministerium jedenfalls das ominöse Konvolut zukommen lassen. Die Presse hat es – natürlich zufällig – erhalten, und ebenso zufällig ist Alexander Bühler einer jener Journalisten, der sich dieses „Falles“ angenommen hat. Sehr saubere Konstruktion!

Es werden Behauptungen als Tatsachen hingestellt, ohne dass diese auch nur Ansatzweise hinterfragt werden (Aufträge für Parteien, Schmiergelder, Bestechung….). Weil dann hätte sich ja ergeben, dass diese Unterstellungen haltlos sind, und dann wäre die Story zusammengebrochen, und das wäre schade gewesen. Manipulation & Korruption an einer Hochschule klingt halt schon sehr fein.

Durch Formulierungen wie „…hätten die Alarmglocken schrillen müssen…“ wird suggeriert, dass großer Aufdeckungsjournalismus gefordert war, um einen „Skandal“ im Bildungsbereich freizulegen. Warum haben die Alarmglocken im Ministerium, Fachhochschulrat und anderen Stellen, die diese dubiosen Unterlagen erhalten haben, eben nicht geschrillt? Könnte das sachliche Gründe haben?

Die Qualität des großartigen Konvoluts, aus dem genüsslich zitiert wird, ist in keiner Weise hinterfragt worden. Warum auch? Vielleicht hätte sich herausgestellt, dass es sich um ein groteskes und absurdes Konstrukt handelt, das höchstens an einen Ort gehört – in den Mistkübel.

Dass ein Artikel derart unreflektiert – und es ist offensichtlich, wer und was dahinter steckt – in einem von Dir verantworteten Blatt erscheint, bloß um billigen öffentlichen Effekt zu erzielen, finde ich höchst erstaunlich. Aber es geht um meine Reputation, um jene eines Studienganges, den ich mit viel persönlicher Energie hochgezogen habe und der zu den erfolgreichsten FH-Studiengängen Österreichs zählt, und um den erstklassigen Ruf der FH JOANNEUM. Und dieses Image und dieses Prestige werde ich mir durch Journalisten, die meinen, grandiose investigative Leistungen erbracht zu haben, nicht beschädigen lassen.

Beste Grüße und weiterhin viel Erfolg,
Heinz

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Update, 28.10.2010: Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Heinz Fischer inzwischen eingestellt.

So macht man jemand fertig: Korruption und Manipulation an der FH Joanneum?. Die Leute, die unseren Studiengang und seinen Leiter diskreditieren wollen, haben das Organ gefunden, das ihren ethischen Substandards entspricht: die Krone. Wäre der Kontext nicht so fatal: Der Studiengang könnte stolz darauf sein, dass seine Gegner dieses Revolverblatt zu ihrer Plattform machen. Wenigstens hat die Kleine Zeitung noch so rechtzeitig Wind von der Sache bekommen, dass die Krone nicht allein berichten konnte: Revancheakt gegen Leiter des Journalismus-Lehrgangs?. Claudia Gigler stellt die wichtigsten Fakten richtig.

Ich muss zu dieser Angelegenheit Stellung nehmen—weiß aber noch nicht wirklich, wie. Die Artikel in der Krone und der Kleinen sind für Außenstehende unverständlich. Hintergrund sind Angriffe gegen unseren Studiengang, die von einem ehemaligen Lehrenden ausgehen, der im vergangen November gekündigt wurde. Er musste nach heftigsten Konflikten mit Studenten und Kollegen (darunter mir) gehen. Studierende hatten gegen die Inhalte seines Unterrichts, vor allem aber gegen seinen autoritären Stil protestiert. Ein ganzer Jahrgang hatte sich geschlossen geweigert, seine Lehrveranstaltungen weiter zu besuchen.

Seitdem geht der ehemalige Kollege gerichtlich gegen die Kündigung vor. Unmittelbar nach seiner Kündigung begann außerdem eine Kampagne gegen den Studiengang—leider auch mit Unterstützung aus dem Haus. Interne Unterlagen wurden (z.T. von einem im Auftrag des früheren Kollegen agierenden Anwalt) allen zugespielt, die in irgendeiner Weise Einfluss auf unseren Studiengang und seinen Leiter haben könnten, so dem Fachhochschulrat, dem Aufsichtsrat der FH und dem Wissenschaftsministerium, anonym inzwischen auch den Mitgliedern einer Kommission zur institutionellen Evaluierung der FH. Zu diesen Unterlagen gehören Dokumente über das Revisionsverfahren gegen den Studiengang, das in unmittelbarem Zusammenhang mit den Konflikten ausgelöst wurde. (Zu diesen Unterlagen gehören auch Dokumente, die mich persönlich als Spalter des Studiengangs, Feind des Journalismus und Opportunisten gegenüber den Studenten darstellen. Ich bin also, wie ich gerne zugebe, befangen.) Die Anzeige, von der die steirischen Zeitungen heute berichten, gehört in den Kontext dieser Kampagne—unabhängig davon, wer unmittelbar für sie verantwortlich ist.

Ich möchte schon seit Langem über diesen Komplex schreiben, und ich werde es in den kommenden Tagen ausführlicher tun. Ich weiß, dass ich damit juristische Schritte gegen mich riskiere, und dass ich möglicherweise dem Vorwurf Nahrung gebe, ich hätte den früheren Kollegen „gemobbt“. Ich glaube aber, dass diese Geschichte—endlich—ganz in die Öffentlichkeit gehört. Wenn wir den Hintergrund dieser Kampagne nicht aufdecken, riskieren wir, dass die Reputation des Studiengangs dauerhaft leidet.

Vielleicht lese ich gerade zu viele Jahresrückblicke. Jedenfalls finde ich zum ersten Mal, dass ich auch einen schreiben könnte—zumal ich dann einen Grund habe, ein schon länger geplantes Post zur Frage, wie böse Google nun eigentlich ist, noch weiter zu verschieben (vermutlich ohnehin nicht so eine wichtige Frage, wie viele denken).

Was hat sich für mich verändert, was ist anders als vor einem Jahr? Auf Privates will ich hier nicht eingehen. Beruflich war für mich der wichtigste Schritt, dass ich ein Curriculum für meinen Teil des Unterrichts an unserem Studiengang formuliert habe. Es ist zwar noch unfertig, ich habe es noch zu wenig diskutiert und muss es noch mehr mit Kollegen abstimmen, aber ich kann mich wenigstens selbst daran orientieren und damit gegenüber Kollegen und Studierenden begründen, was ich tue. Ich kann es auch verwenden, um die Massen an Informationen zu sortieren und zu filtern, die auf mich einströmen.

In diesem Curriculums-Entwurf kommt auch die Medienethik vor; aber erst in den letzten Monaten habe ich verstanden, dass Kommunikationsberufe sich nur ethisch definieren lassen (manchmal, wie bei den Spin-Doktoren, auch unethisch). Das gilt für Journalisten, aber auch für Kommunikatoren in Organisationen, die nicht manipulieren wollen, und es gilt auch in der Webkommunikation—oder: Das Web verändert die Ethik von Journalisten und Organisationskommunikatoren eingreifend. Mit Ethik meine ich nicht Prinzipien, die von der Alltagspraxis mehr oder weniger weit entfernt sind, sondern Regeln, mit denen man sein alltägliches Handeln begründen und erklären kann.

Etwas weitergekommen—aber bei weitem nicht weit genug—bin ich auch bei der Didaktik meines Unterrichts. Ich verdanke das außer der Kritik der Studenten vielen Gesprächen mit meiner Kollegin Karin Raffer und vor allem Anastasia Sfiri, die mit mir bei einigen Kursen intensiv zusammengearbeitet hat. Nach vielen Schwierigkeiten finden wir langsam einen Weg, um herkömmlichen Unterricht und selbstgesteuertes Lernen in einer webgestützten Community zusammenzubringen. (Dabei verwenden wir Howard Rheingolds Social Media Classroom als Plattform). Ich muss selbstkritisch sagen, dass mir die Bedeutung von systematischem Feedback bisher viel zu wenig klar war, und dass ich es praktisch vernachlässigt habe. Wenn ich mir etwas für das kommende Jahr vornehme, dann den Studenten sofort und intensiv Feedback zu geben.

Im letzten Jahr habe ich zum ersten Mal ganze Lehrveranstaltungen zusammen mit Kollegen durchgeführt—oder die Kollegen mit mir. Das hat der Qualität der Kurse gut getan, und ich habe dabei auch selbst viel gelernt. Vielleicht liegt es an den besonderen Themen die ich unterrichte—sie gehören immer in eine Kombination mit anderen Gegenständen; es gibt nicht so etwas wie die Webkommunikation oder die sozialen Medien, und der Onlinejournalismus wird immer mehr von einer journalistischen Sparte zu einer Plattform, die die anderen integriert. An unserem Studiengang ist es außer mit Boris Böttger auch mit Gudrun Reimerth und mit Heinz Fischer zu einer immer engeren Zusammmenarbeit und einem ähnlichen Verständnis unserer Inhalte gekommen. (Ich hoffe, ich falle ihnen nicht zu sehr auf die Nerven, wenn ich radikal einen Web first-Standpunkt vertrete—den disruptiven Veränderungen in den Medien wird man nur gerecht, wenn man betont, was anders wird, und nicht, was gleich bleibt.) Bei Studiengangsprojekten wie der Tagung PRleben oder auch der Verleihung des steirischen PR-Panthers spielte die Webkommunikation immer ein wichtige Rolle, und zwar aufgrund des Interesses anderer Kollegen an diesem Thema.

Ich würde jetzt gerne auch etwas über Entwicklungen in der Forschung schreiben—aber wirklich weitergekommen sind wir da noch nicht oder höchstens in der Programmatik. Karin Raffer, Julian Ausserhofer, unser externer Partner Kurt Winter und ich haben das Programm für ein Web Literacy Lab weiterentwickelt, und wir werden intensiv versuchen, es mithilfe von Forschungsaufträgen und Förderungen zu realisieren. Ich hoffe, dass wir einen Teil der Forschung auch aus der Lehre heraus betreiben und dabei eng mit Firmen und anderen Hochschulen zusammenarbeiten können. Immerhin haben wir bei eContent Pro eine Reihe steirischer Firmen in der Entwicklung von Webinhalten geschult, und das zweite PolitCamp und ein paar öffentliche Auftritte haben hoffentlich deutlich gemacht, dass wir auch über die Hochschule hinaus in der Region Wissen über Kommunikation im Web vermitteln und dabei unsere eigenen Ansätze überprüfen wollen.

Im letzten Jahr hat sich an der Hochschule, an der ich arbeite, einiges verändert—wie ich finde, in einer sehr positiven Richtung. Das wirkt sich auf meine alltägliche Arbeit aus—und als Mitglied unseres Kollegiums bin ich auch wenigstens am Rande an diesen Entwicklungen beteiligt; deshalb auch dazu einige Bemerkungen: Seit dem Amtsantritt des neuen Rektors Karl Peter Pfeiffer hat die FH Joanneum zum ersten Mal seit Jahren eine voll handlungsfähige Führung, deren Möglichkeiten bei weitem größer sind als die von Geschäftsführungen, bei denen die FH nocht nicht den Status einer autonomen Hochschule hatte. Der zum Teil ziemlich schmerzhafte Prozess der „Hochschulwerdung“ hat endlich seine Endphase erreicht, auch wenn es in der Hochschule und in den—vorsichtig gesagt—politischen Aufsichtsgremien noch immer einige gibt, die die FH eher als eine autoritär führbares Institut sehen. Es ist wichtig, und ich hoffe, dass ich dabei mitarbeiten kann, dass diese neuen Strukturen jetzt in einer schlanken Weise funktionieren. Die FH war lange zugleich Hochschule, privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen und behördenartig administrierter Staatsbetrieb; im schlimmsten Fall haben sich diese drei Naturen wechselseitig blockiert. Jetzt ist hoffentlich klar, dass die FH primär eine Hochschule ist und als solche agieren muss, und dass sich die anderen Elemente unterordnen müssen, wenn der akademische Erfolg nicht gefährdet werden soll.

Ich verbinde selbst viele Hoffnungen damit, dass die FH jetzt versucht, den Universitäten vor allem in der Region auf gleicher Augenhöhe zu begegnen. Gerade auf meinem Arbeitsgebiet ist es wichtig, dass die Lehre tatsächlich an der Forschung orientiert ist und dass wir im Dialog mit den Kollegen an den Universitäten arbeiten. Nur dadurch bieten wir letztlich auch der Wirtschaft etwas, was sie sich nicht auch woanders holen könnte.

Zum Abschluss: Ich habe jetzt fast bürokratisch vieles aufgezählt; vieles habe ich nicht genannt (irgendwo ist es in meinem Blog erwähnt). Für mich selbst, meinen Unterricht und dieses Blog ist wichtig, dass ich mich stärker fokussiere. Ich muss es besser schaffen als bisher, mich auf wenige Themen zu konzentrieren, die dann eher, wenn man das so sagen kann, in einer intensiven als in einer extensiven Beziehung zu den Gegenständen stehen, für die ich mich interessiere. Literacy im Web (vor allem im Sinne von Schriftlichkeit, Schreibweisen und Schreibmöglichkeiten) ist für mich ein solches Thema; ich verliere es leider immer wieder aus dem Auge. Ich hoffe, dass sich das verändert, und dass mein nächste Jahresrückblick kürzer wird als dieser.

Allen, die es geschafft haben, bis hierhin zu lesen, und auch allen anderen Lesern dieses Blogs wünsche ich ein spannendes neues Jahr!

Vorgestern erhielt die Öffentlichkeit wieder einmal über die Kleine Zeitung Informationen über die FH und unseren Studiengang, die auch intern den meisten neu waren: Sturm der Entrüstung an FH Joanneum. Über Facebook und Twitter haben mich viele Studenten und Bekannte gefragt, was bei uns los ist. Gestern habe ich einem Freund bei Facebook geantwortet (leicht verändert, um nicht Personen zu nennen):

Wir haben ein ziemlich hartes Jahr hinter uns—für mich die schlimmsten Erfahrungen, die ich am Studiengang gemacht habe.

Am Montag wurden wir offiziell darüber informiert, dass sich die FH von einem Kollegen trennt. Vorangegangen waren monatelange Attacken von Kollegen gegen den Studiengangsleiter und gegen mich.

Ihr könnt der Zeitung entnehmen, dass die Kündigung des Kollegen nicht mit Zustimmung der Personalabteilung erfolgte—die bei uns zugleich (!) für die interne Revision zuständig ist. Der gekündigte Kollege und seine Vertrauenspersonen haben immer wieder den Kontakt zur Personalabteilung gesucht. Fast zeitgleich mit der Kündigung erhielt die interne Revision Informationen über angebliche Unregelmäßigkeiten beim Aufnahmeverfahren zugespielt. Es kam—erstmals in der FH-Geschichte—zu einer polizeiartigen Beschlagnahmung von Unterlagen am Studiengang.

Die Konflikte sind nicht zuende, und ich kann mich leider selbst nicht so offen äußern, wie ich möchte—wobei ich mit allen Informationen, die mich betreffen, problemlos offen umgehen kann und gerne Auskunft gebe. Ich bin sicher, dass es bei offener Kommunikation nicht einmal ansatzweise zu den Intrigen gekommen wäre, die sich abgespielt haben und die sich jetzt abspielen.

Ich weiss, dass z.B. über mich ein (mir nie zugänglich gemachtes) Dossier existiert, in das zahlreiche Aussagen bestimmter Kollegen eingegangen sind. Zeichen besonderer Bösartigkeit, gerne verbunden mit „Mobbing“-Vorwürfen: Verwendung von Gmail; Benutzen des „du“-Worts gegenüber Studenten; Behauptung, dass der Journalismus tot sei (dabei glaube ich das nicht einmal); intensive Kommunikation im Web mit Studierenden.

Mich haben diese Dinge im letzten Jahr sehr belastet. Man ist beim Schreiben blockiert, wenn man sich nicht über die Dinge äußern kann, über die man ständig nachdenkt. Und auch wenn man es versucht—man kann sich Intrigen aus der untersten Schublade nicht mental entziehen, wenn man zu den Angegriffenen gehört. (Dabei bin ich einigen Verantwortlichen an der FH sehr dankbar dafür, dass sie mich gegen die Angriffe unterstützt haben.)

In den letzten Wochen haben wir am Studiengang auch ganz andere Erfahrungen gemacht.
Ich denke vor allem an die Auftritte von David Barstow und Klaus Eck. Fast alle Studente waren zusammen, wir haben uns völlig zwanglos unterhalten, wir waren uns über die Qualität einig, die uns demonstriert wurde— und diese Qualität streben wir wohl auch alle an. Ich hoffe, wir können uns in dieser Richtung weiterentwickeln, ohne dass uns weitere Knüppel zwischen die Beine geworfen werden.

Gestern hat Stefan getwittert:

Protestierende FH-Studierende sollten umgehend an Unis zwangsversetzt werden. Dort gehts euch besser, wirklich jetzt! [Twitter / Stefan: Protestierende FH-Studiere …]

Jochen Hencke, Studierendensprecher unseres Studiengangs (und Urheber des Titels dieses Beitrags) bloggt dagegen:

gerade die performance der gesamten fh joanneum ist sehr schwach. keine solidaritätsbekundungen, keine diskussion, keine information der studenten – nichts. auf der fh joanneum findet ein protest scheinbar nicht statt. warum ist das so? interessiert’s uns nicht, weil wir ja eine fh sind?! [schneeengel.de – der blog]

Einige meiner Studenten engagieren sich bei den Protesten hier in Graz, in der Vorklinik und jetzt auch an der FH selbst bei einem FH Plenum, zu dem gestern aufgerufen wurde. Welche Haltung dazu habe ich als Lehrender? Die Studenten haben ein Recht darauf, dass die Lehrenden ihre Meinung zu den Aktionen äußern—erst recht Lehrende an einem Studiengang, der sich mit öffentlicher Kommunikation beschäftigt.

Ich bin sicher: Als Student würde ich mich an den Aktionen beteiligen, auch hier an der FH. Warum? Ich bin nicht dafür, hier den Zugang zu den Studiengängen unterschiedslos zu öffnen, und ich vermute, dass sich die Studienbedingungen bei uns aus der Perspektive etwa von Publizistik-Studenten in Wien fast ideal ausnehmen. Trotzdem gibt es Gründe zum Protest: Auch die FHs gehören zu den österreichischen Hochschulen und sollten auf allen Ebenen als Teil der östereichischen Hochschullandschaft agieren statt als Insel der Seligen bzw. manchmal der Parias. Außerdem werden auch die FHs immer mehr gezwungen zu sparen—zu konsolidieren, wie es in der Sprache der Bürokraten heisst.

Wir lehren nicht auf einer Insel

FH-Studenten sind von den Bedingungen an den Universitäten unmittelbar betroffen. Nicht nur, weil in einigen Fächern die Maturanten an die FHs strömen, um den Verhältnissen an den Universitäten zu entgehen. Durch den Bologna-Prozess werden die Systeme durchlässig: Immer mehr FH-Studierende werden nach dem Bachelor an Universitäten weiterstudieren und umgekehrt. Schon jetzt promovieren einige unserer Absolventen an der Uni Wien. Wir können nicht sagen, dass die Zustände an den Universitäten uns nichts angehen.

Auch FHs brauchen mehr Studienplätze

Dass im Bildungssystem gespart wird, ist auch an den Fachhochschulen deutlich zu spüren. Ich habe erst in der letzten Woche gehört (habe es aber noch nicht überprüft), dass der dafür zuständige Fachhochschulrat zur Zeit keine neuen Studienplätze an FHs mehr genehmigt. Die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge muss (jedenfalls an unserer Hochschule) kostenneutral erfolgen. Folge: Es gibt deutlich weniger Master- als Bachelor-Studiengangsplätze. Viele, die gerade mit einem Bachelor-Studium begonnen haben, werden bei uns keinen Master machen können. Bei neuen Bachelorstudiengängen z.B. für medizinische Berufe gibt es kaum eine Chance, Masterstudiengänge einzurichten—obwohl gerade diese Berufe „akademisiert“ werden sollen. Bei Anschaffungen, Exkursionen u.ä. spüren meine Kollegen und sicher auch viele Studierende den Sparzwang immer wieder.

Forschung an den FHs darf nicht nur vom Markt abhängen

Es wird für die FHs noch schwieriger eine Aufgabe zu erfüllen, die sie neben der Lehre haben und die ihren akademischen Anspruch mitbegründet: die Forschung. Östereichische Fachhochschulen erhalten für Forschung keine Grundfinanzierung, müssen also alle Forschungsgelder auf dem Markt akquirieren—mit den entsprechenden Folgen für die Freiheit von Lehre und Forschung. Je mehr in der Bildung gespart wird, desto weiter sinken die Aussichten für uns, selbstgesteuert forschen zu können. Das bedeutet auch ein Risiko für die Qualität der Lehre.

Muss es so laut sein?

Muss man demonstrieren und Hörsäle besetzen um den Hochschulen zu helfen? Man muss! Manche Argumente der Studenten mögen platt sein, aber sie stimmen leider: Die Finanzkrise hat Panik in Politik und Wirtschaft ausgelöst, die Bildungskrise wird von vielen Politikern offenbar nicht einmal wahrgenommen. Christian Felber von attac hat Recht, wenn er in seiner Rede vor den Wiener Studenten im Audimax sagt:

Es ist ein Skandal, dass der Staat die Finanzierung der Banken 40mal wichtiger einstuft als die Finanzierung der Hochschul-Bildung.

Dieses Missverhältnis kann man selbst als Neoliberaler als Skandal werten.

Ein neues 68?

Noch eine Bemerkung: Manchmal hört man, bei den Protesten jetzt handele es sich um ein neues 68. Das wäre fatal, denn die Studentenbewegung damals endete in den Fraktionskämpfen diverser Uralt-Linker (deren Nachkommen wohl auch jetzt aktiv werden). Es wäre schade, wenn die neue Qualität der Proteste—die Selbstorganisation, das Umgehen der herkömmlichen Vertretungsmaschinerien und Funktionärsapparate, die Verwendung sozialer Medien— einer ähnlichen Erstarrung zum Opfer fielen.

(Für die, die diesen Beitrag lesen, ohne mit Blogs vertraut zu sein: Dies ist ein Blogpost. Es handelt sich um einen Adhoc-Diskussiosbeitrag. Ich freue mich über Widerspruch und über Korrekturen in den Kommentaren oder in anderen Blogs.)

Am Freitag habe ich bei der Round Table dess Studiengang Management internationaler Geschäftsprozesse der FH Joanneum in das Thema Open Access eingeführt. Dabei habe ich versucht, auf die generelle Problematik des „geistigen Eigentums“ in der digitalen Gesellschaft hinzuweisen. Ich schaffe es im Augenblick nicht, den ganzen Vortrag zu referieren, hier wenigstens die Präsentation:

(Die Präsentation ist für das aktuelle Layout meines Blogs zu breit; um sie full screen zu sehen, bitte mit die Maus in die untere rechte Ecke bewegen und in in dem Menü, das sich dann öffnet, auf das unterste Symbol klicken.)

Die Veranstaltung war für mich übrigens sehr interessant. Es ging in den anderen Vorträgen um klassische Patente, über deren Bedeutung ich viel gelernt habe.

(Links zu weiteren Informationen trage ich nach.)

Für morgen ist die Wahl des nächsten Rektors der FH Joanneum angesetzt. Gewählt wird vom Kollegium, das die Lehrenden, die Studierenden und die Studiengangsleiter vertritt. Ich habe bereits auf die Profile der Kandidaten im Web hingewiesen.

Der Betriebsrat unserer Hochschule hat den Kandidaten drei Fragen gestellt und ihre Antworten hier veröffentlicht. Der Rektor der FH Joanneum ist auch wissenschaftlicher Geschäftsführer und damit Partner und Antipode des Betriebsrats.

Die Antworten bestätigen mir, dass nur einer der Kandidaten wählbar ist. („Die Phrase ist das gestärkte Vorhemd vor einer Normalgesinnung, die nie gewechselt wird.„)

Sollen wir über die Wahl nicht öffentlich diskutieren? Ich sehe nichts, das dagegen spräche. Die Steuerzahler finanzieren uns, und wir arbeiten für die Allgemeinheit. Die Öffentlichkeit darf erfahren, wer uns als Rektor vorgeschlagen wird.