In den letzten Monaten bin ich mehrfach auf Texte von Stephen Downes gestoßem, einem der Initiatoren des Konnektivismus. Ich kenne seine Arbeiten nur aus der Ferne; ich habe den Eindruck, dass man nicht an ihnen vorbei kommt, wenn man sich theoretisch damit beschäftigt, was Internetmedien von den Massenmedien unterscheidet.

Jetzt hat Downes auf seinem Weblog ausführlich und sehr verständlich beschrieben, an was er arbeitet. Er geht vom Grundgedanken des Konnektionismus (verwandt mit dem Konnektivismus, aber nicht damit identisch!) aus, dass Wissen nicht als Beschreibung von Objekten, sondern nur als Beziehung zu ihnen verstanden werden kann. Downes‘ zentrales Thema ist: Wie wird Wissen in Netzwerken erzeugt? Dabei verweist Downes auf ein ganze Reihe von eigenen und fremden Texten (die man am liebsten alle lesen würde…). Schließlich kommt er zu aktuellen Projekten, in denen es um die technische Unterstützung der Wissenserzeugung in sozialen Netzen geht: Edu-RSS und personal learning environments.

Ich glaube, dass Downes bei seine Projekten die technische und die soziale Ebene nicht unterscheiden würde. Aber in seiner praktischen Arbeit setzt er offenbar sehr stark auf Automatisierung.

Interessant (wenn auch nicht so interessant wie der erkenntnistheoretische Ansatz) ist die Bedeutung, die RSS dabei hat. RSS scheint für Downes in den wissensgenerierenden Netzen die Rolle zu haben, die im Nervensystem Botenstoffe spielen.

Fence ist eine Implementierung des Atom Publishing Protocol für OS X, vorerst zugeschnitten auf TypePad. Nick Gerakines beschreibt es auf der Atom-Syntax Liste so:

Fence is a small application that was originally a proof-of-concept learning project to interact with the TypePad Atom API but has become a full project. It is written in cocoa/objective-c (my first cocoa app) and uses a home grown Atom framework resembling the perl module XML::Atom… The Atom cocoa framework can interact with any Atom API friendly website so its not just TypePad specific [Re: What Atom software are you working on?].

Here’s the Atom dream: A „Publish“ button on everything. On every word processor and email reader and web browser and cellphone and PDA and spreadsheet and photo-editor and digicam and outliner and sales-force tracker. Really, everywhere. If it doesn’t have a „Publish“ button, it’s broken. [Tim Bray: ongoing · „Publish“ Everywhere ]

Das Atom Publishing Protocol universalisiert die Idee des Bloggens: Jedes Dokument kann in einer collection publiziert, bearbeitet und aktualisiert werden, unabhängig von einem Format. (Damit unterscheidet sich das Publizieren nur im Adressatenkreis von der alltäglichen mündlichen oder schriftlichen Kommunikation.)

Drei junge IBM-Programmierer, Wing Yung, Elias Torres und Ben Szekely, haben als sommer work eine neue experimentelle Anwendung des Atom Publishing Protocols (APP) entwickelt: Queso. (Den Namen inspirierte — wie bei allen übrigen Komponenten dieser Software — ein mexikanisches Restaurant gegenüber der Arbeitsstätte der Entwickler.) Queso ist eine J2EE-Anwendung. Sie kombiniert das APP (Version 0.9) mit Technologien des Semantic Web. Dabei werden Ajax-Libraries für das User-Interface und JSON für die Datenübergabe an Anwendungen benutzt. Das APP wird für das Web-Frontend eines RDF-Servers (namens Boca) verwendet. Via APP lassen sich die in Boca gespeicherten Daten ergänzen und aktualisieren. Queso greift dabei auf die APP-Implementierung Abdera zurück, ein Inkubator-Projekt der Apache-Foundation.

Um die Atom-Dokumente als RDF-Tripel zu interpretieren, benutzt Queso das von Henry Story entwickelte Atom in OWL. Queso stellt ein Schnittstelle bereit, um auf die Inhalte des Servers mit der RDF-Abfrage SPARQL zuzugreifen. Die Queso-Entwickler verwenden also gleich eine ganze Serie von Web 2.0-Techniken für eine Semantic-Web-Anwendung.

Das APP dient bei Queso dazu, Daten, nicht Texte oder andere Medien, zu publizieren. (Die Entwickler wollen Boca anderen Entwicklern als Repository für Daten und für XHTML/Javascript-Sourcecode anbieten.) Die Atom-Entries repräsentieren Objekte (subjects im Sinne von RDF-Terminologie); die Atom-Elemente des Eintrags werden dabei als Informationen über Eigenschaften dieser Objekte verstanden. Dabei beschränkt sich Queso nicht auf die Metadaten, die das Atom Syndication Format zu Verfügung stellt. Wenn als Inhaltstyp des Dokuments XHTML angegeben ist, geht Boca davon aus, dass es den Regeln von RDFa folgt. Er wird dann auf dem Server als Serie von Statements über den Gegenstand interpretiert, den der Atom-Eintrag beschreibt. (RDFa ist eine Syntax, die RDF-Inhalte in XHTML verpackt.) Boca konstruiert aus den RDF-Tripeln einen Graphen und verwendet die Atom-Id als Namen für diesen Graphen.

Zugang zu den Daten auf dem Server bietet sowohl ein Atom-Browser wie die SPARQL-Schnittstelle. Atom dient dem Betrachten und Verändern der Daten, SPARQL dem Extrahieren von Informationen.

Der Vorteil der gesamten Anwendung besteht darin, dass Entwickler sehr einfach beliebige und beliebig strukturierte Daten als RDF-Tripel auf Boca ablegen und frei auf sie zugreifen können. Der Zugriff erfolgt dabei standardisiert und flexibel via SPARQL; JSON erlaubt es, die Daten weiterzuverarbeiten, ohne RDF parsen zu müssen. Boca erleichtert es damit, Mashups zu konstruieren, die Daten aus unterschiedlichen Quellen kombinieren.

Queso gehört in den Kontext der durch das Web möglichen Verknüpfungen von heterogenen Daten/Informationen. Auch wer RDF und dem Semantic Web skeptisch gegenübersteht, kann erkennen, dass es die RDF-Tripel-Struktur erleichtert, ganz unterschiedliche Daten aneinander zu binden. Dadurch könnten spontane Mashups wie das — ebenfalls bei IBM entwickelte — QEDwiki leicht realisiert werden.

Eine andere Assoziation: die Präsentationen The Application of Weblike Design to Data: Designing Data for Reuse von Matt Biddulph und Native to a Web of Data von Tom Coates. Beide kann man als Beschreibungen der Verwendung des Atom Publishing Protocols für die Publikation von Daten verstehen, ohne dass davon explizit die Rede wäre. Es geht in ihnen um ein REST-Interface zu Kollektionen von Daten, wie es von Queso experimentell verwirklicht wird.

[Quellen: Elias Torres » Blog Archive » Queso – a Semantic Web/Web 2.0 server~wingerz » Atom/XHTML/RDFa in Queso (Wing Yung); ~wingerz » A Queso Example (Wing Yung); Into the Woods » Blog Archive » Posting Atom Entries to Queso from Java(tm) (Ben Szekely)]

Die Beispiele zu Dave Johnsons Buch RSS and Atom In Action können unabhängig vom Text heruntergeladen werden. Sie stehen unter einer Apache-Lizenz und dürfen damit frei verwendet werden. Johnson aktualisiert den Code, wenn es erforderlich ist.

Johnsons Blogapps zeigen vor allem verschiedene Möglichkeiten, Newsfeeds zu erzeugen und zu verarbeiten. Zu ihnen gehört ein kompletter Blog- und Wiki-Server, der das Atom Publishing Protocol unterstützt.

Lesenswert: Top 10 Mistakes Made by My Blogging Friends

OK, I’m gonna make one or two friends a little upset here, but I keep seeing them make some very critical blogging mistakes and I wanted to enumerate them before I’m the only blogger left with any readers and Google juice

Einige der von Randy Charles Morins aufgespießten Fehler  hängen mit der Zugänglichkeit von Feeds zusammen. (Die übrigen Hinweise sind nicht weniger wichtig!) Morin empfiehlt, einen Service wie FeedBurner zu verwenden, um sich das manuelle Redirecting bei einem Wechsel der Adresse zu ersparen; die eigenen Feeds regelmäßig zu testen; sie durch RSS Autodiscovery, deutlich sichtbare Links und ein Subskriptionsformular leicht beziehbar zu machen, Inhalte nicht für  webbasierte RSS-Reader zu blocken, und den kompletten Inhalt eines Blogs in Feeds aufzunehmen, damit RSS-Suchmaschinen ihn indexieren können.