In meinem kurzen Post über Peter Thiel gestern habe ich den Punkt nicht erwähnt, der im Zusammenhang der Lektüre zur Klimakatastrophe – meinem Hauptthema – vielleicht der wichtigste ist: die Verbindung zwischen der autoritären Rechten und dem Kampf gegen die Klimabewegung. Meine Hypothese ist, dass sich die Rechte in den USA und Europa heute vom historischen Faschismus vor allem unterscheidet, weil sie wirksame Klimapolitik bekämpft. Anders formuliert: Die Klimakrise ist nicht eine von mehreren Krisen, auf die die Rechte antwortet, sondern sie ist der für ihr Handeln und ihren Erfolg entscheidende Faktor. Diese Hypothese ist intuitiv vielleicht einleuchtend, aber schwer zu belegen – vielleicht ist sie auch zu essentialistisch. Thiels Wut auf die Klimabewegung – bis hin zum Vergleich von Greta Thunberg mit dem Antichrist – verstehe ich als Argument für diese These. Dabei geht es Thiel nicht – wie anderen Förderern Trumps – primär um Erhaltung und Ausbau der fossilen Industrien, sondern darum, Klima- und Umweltpolitik als Kernstück auch anderer staatlicher Regulation zu unterbinden.

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Zur Rhetorik des Charlie Kirk gehörten Rassismus und brutale Verunglimpfung. Die amerikanische Rechte – und mit ihr Nius und Exxpress – spricht einen Demagogen heilig, der vor Tötungsphantasien nicht zurückschreckte:

CHARLIE KIRK (HOST): I know what you’re thinking, we’ve got to get Joe Biden out of the way so we can run against Kammy. Oh my goodness, is she beatable. It’s like Black Hillary on steroids. Is she Black? I guess she says she’s Caribbean or whatever. …

She would be a lot easier to beat than Joe Biden. Joe Biden is a bumbling dementia filled Alzheimer’s corrupt tyrant who should honestly be put in prison and/or given the death penalty for his crimes against America.

Quelle: Charlie Kirk: Joe Biden should be „put in prison and/or given the death penalty for crimes against America“ | Media Matters for America

Kein Deepfake. Siehe What Charlie Kirk actually said about Biden getting ‚the death penalty‘ | Snopes.com

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But what makes this parallel feel most apt is how nervous I am about drawing it. The comparison seems straightforward: The person who was murdered was a representative of a hateful ideology, the person thought
to have killed him was a deluded young man who may have tried to oppose that hatred in the most destructive manner imaginable. And yet something in the transformed landscape of this country tells me I’m not supposed to say so.

Masha Gessen wie immer treffend über Parallelen zwischen dem Mord an Charlie Kirk und dem Mord, den die Nazis als Vorwand für die November-Pogrome nutzten:
I Look at This Country and I See a Stranger – The New York Times

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Durch Zufall bin ich auf den Aufsatz Nationalism and Climate Change von Daniele Conversi gestoßen (Conversi, 2023). Conversi beschäftigt sich in diesem Review-Artikel vor allem mit dem Nationalismus als Hindernis für den Kampf gegen das, was er Anthropozän-Krise nennt. Er teilt die Befürchtung, dass die Menschheit durch diese Krise „aus der Geschichte vertrieben werden könnten“. Er verweist auf sehr viel Literatur, u.a. auf das Buch Overheating (Eriksen, 2016) des verstorbenen Thomas Hylland Eriksen, auf Ernest Gellner, Dipesh Chakrabarty und Prasenjit Duara. Ausführlich stellt er den „Ressourcen-Nationalismus“ (Resource Nationalism) der Petrostaaten (mit vielen Verweisen, u.a. zur OPEC) und die Verbindung von Nationalismus und Klimaleugnung dar. Am Ende seines vielschichtigen Aufsatzes fragt Conversi:

As climate change relentlessly advances across the planet, we have to face a central question: is there a real risk that nationalism may become the default response, so that, instead of international collaboration, unprecedented acrimony and conflict becomes the automatic setting and response? [p. 219]

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Ausführlicher Artikel von David Wallace-Wells zum globalen Backlash in der Klimapolitik (Wallace-Wells, 2025). Wallace-Wells schreibt lange über alles, was seit dem Pariser Abkommen nicht stattgefunden hat, und vor allem darüber, dass seit 2015 fast überall auf der Welt der klimapolitische Ehrgeiz nicht – wie im Pariser Abkommen vereinbart – schrittweise zugenommen, sondern dass er immer mehr abgenommen hat. Dabei stellt Wallace-Wells fest, dass 2015 und kurz danach viele in den westlichen Eliten an Wirtschaftswachstum durch grüne Investitionen glaubten und nach der Krise von 2008 auf Dekarbonisierung als positiven ökonomischen und gesellschaftlichen Trend setzten.

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If politics succumbs to economics and economics is ruled by money, we arrive at plutocracy. In the extreme case, the suppression of civic liberties to enforce the rule of law by an authoritarian state is best described as fascism, as in the case of the well-documented support of Pinochet by Hayek and Friedman. (Polanyi Levitt, 2013, p. 35)

Polanyi Levitt, K. (2013). From the great transformation to the great financialization: on Karl Polanyi and other essays. Fernwood Pub.

The business case for hard-hitting journalism and original news reporting is that an LLM can’t replicate it, and people who want to be informed about the world and where it’s going need to read it. (WIRED for the Moment)

Damit sagt Katie Drummond, warum man Large Language Models fast nur für mehr oder weniger unwichtige Aufgaben brauchen kann – im wesentlichen für Bullshit Jobs. Wo es um das soziale Herausarbeiten von Fakten geht, in der Wissenschaft, im Journalismus oder der Justiz, sind sie irrelevant.

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Andere Patronenhülsen könnten als Referenz an den Linksextremismus gelesen werden wie die Botschaft „Hey fascist! Catch!“ gemeinsam mit Pfeilen – einem nach oben, nach rechts und drei nach unten. Auch die Aufschrift „Bella Ciao“ kann als Anspielung auf das gleichnamige Lied italienischer Partisanen aufgefasst werden.

Ermittlungen zu mutmaßlichem Täter bringen noch wenig Greifbares über Hintergründe des Mordes an Kirk – USA – derStandard.at › International