Ich habe mich in den letzten Tagem mit Texten und Podcasts zu Peter Thiel beschäftigt. Mich interessiert, welche Rolle er angesichts der Klimakrise und des ökologischen Kollaps in der amerikanischen Politik spielt und spielen will. In den vielen Artikeln über Thiel, die vor allem seit der zweiten Amtsübernahme Donald Trumps – den Thiel übrigens nicht unterstützt hat (Gellman, 2023) – erschienen sind, habe ich diese Fragestellung bisher nicht explizit gefunden. Ich halte sie für wichtig, um die Motive Thiels zu verstehen und die Risiken zu erkennen, die sich aus dem Einfluss Thiels in der amerikanischen Politik ergeben.1

Thiel agiert nicht auf der Ebene simpler Interessenpolitik. Ihm geht es um eine Defininition von Politik und politischen Institutionen, die wirkungsvolles staatliches und internationales Handeln gegen die ökologisch-soziale Polykrise unmöglich macht.

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Durch Zufall bin ich auf den Aufsatz Nationalism and Climate Change von Daniele Conversi gestoßen (Conversi, 2023). Conversi beschäftigt sich in diesem Review-Artikel vor allem mit dem Nationalismus als Hindernis für den Kampf gegen das, was er Anthropozän-Krise nennt. Er teilt die Befürchtung, dass die Menschheit durch diese Krise „aus der Geschichte vertrieben werden könnten“. Er verweist auf sehr viel Literatur, u.a. auf das Buch Overheating (Eriksen, 2016) des verstorbenen Thomas Hylland Eriksen, auf Ernest Gellner, Dipesh Chakrabarty und Prasenjit Duara. Ausführlich stellt er den „Ressourcen-Nationalismus“ (Resource Nationalism) der Petrostaaten (mit vielen Verweisen, u.a. zur OPEC) und die Verbindung von Nationalismus und Klimaleugnung dar. Am Ende seines vielschichtigen Aufsatzes fragt Conversi:

As climate change relentlessly advances across the planet, we have to face a central question: is there a real risk that nationalism may become the default response, so that, instead of international collaboration, unprecedented acrimony and conflict becomes the automatic setting and response? [p. 219]

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Eisenbeton-Ausstellung im Wien Museum. Foto: Klaus Pichler

Im Wien Museum ist gerade die Ausstellung Eisenbeton. Anatomie einer Metropole zu sehen. Thema sind Stahlbeton- oder Eisenbeton-Skelettbauten1 der frühen Wiener Moderne. Am vorletzten Sonntag haben Ana und ich die Ausstellung besucht. Ich habe den Besuch mit dem Material, das ich online dazu gefunden habe (u.a. einem Podcast mit den Ausstellungsmacher:innen, Karr, 2025) und mit dem ausgezeichneten, umfassenden Ausstellungskatalog nachbereitet (Kapfinger, 2025a). Mich interessiert, wie die Ausstellung vor dem Hintergrund der Theorien des sozialen Metabolismus zu verstehen ist, mit denen ich mich seit einiger Zeit beschäftige. Kann man – und wie kann man – eine Verbindung zwischen dem lokalen Prozess des Durchbruchs des Eisenbeton-Baus in Wien und dem globalen Übergang vom agrarischen zum fossil-industriellen Metabolismus herstellen? Und lässt sich die hochkultivierte, über Jahrzehnte in Wien entwickelte Herangehensweise an die Baugeschichte der Stadt, wie sie in dieser Ausstellung und ihrem Katalog zum Ausdruck kommt, mit den Perspektiven verbinden, für die das Wiener Institut für Soziale Ökologie eine internationale Vorreiter-Rolle spielt?

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Cover von La mutation écologique

Wahrscheinlich habe ich in diesem Blog über keinen Autor so viel geschrieben wie über Bruno Latour. Seit meiner Arbeit für das Web Literacy Lab an der FH Joanneum lese ich Latour. Vor allem durch Latours Bücher Face à Gaïa (Latour, 2015; dt. Kampf um Gaia 2023a) und Où atterir (Latour, 2017; dt. Das terrestrische Manifest 2018) habe ich erkannt, wie radikal sich unsere historische Situation durch die Klimakrise und die Anthropozän-Situation verändert hat.

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Auf dem Rückweg von der 50-Jahrfeier meines Abitur-Jahrgangs vor einer Woche habe ich in München Station gemacht und am Montag die Foto-Ausstellung Civilization in der Kunsthalle besucht. Mir gingen noch die Gespräche mit meinen Mitschülerinnen und Mitschülern durch den Kopf. Fast alle von ihnen hatte ich 50 Jahre nicht mehr gesehen. Am Sonntagmorgen haben einige von uns noch zusammen in eine Hotel gefrühstückt. Es war uns, glaube ich, allen klar, dass die Generation, die jetzt 20 ist, vor Krisen steht, die der laufend wachsende Wohlstand, die materielle Sicherheit und auch die Realititätsverdrängung unserer Generation zu einem großen Teil verursacht hat.

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Cover von Éric Pineault, A Social Ecology of Capital
Cover von Éric Pineault, A Social Ecology of Capital

Seit einigen Wochen beschäftige ich mich mit Éric Pineaults Buch „A Social Ecology of Capital“ (Pineault, 2023). Ich suche – und finde – bei Pineault Antworten auf Fragen, die ich schon lange habe: Wie hängt das Funktionieren der Wirtschaft mit der Überschreitung der planetaren Grenzen und den ökologisch-sozialen Krisen zusammen, die sich aus dieser Überschreitung ergeben? Warum haben Klimawissenschaft, Klimabewegung und Klimapolitik nur minimale Erfolge gegen die globale Erhitzung erzielt? Warum setzt sich die fossile Expansion fast ungebremst fort, und warum gelingt es reaktionären Politikern in den USA, Russland und Europa, sie sogar noch zu beschleunigen? Und: Welcher Kapitalismusbegriff hilft dabei, die Ursachen für diese Prozesse und Niederlagen zu verstehen und sich gegen sie zu engagieren? In welchen Beziehungen stehen Wirtschaftskonzepte aus marxistischen und nichtmarxistischen Traditionen zur ökologischen Ökonomie? Wie zwingend ist die Forderung nach Degrowth als Antwort auf die Klimakatastrophe und die übrigen sozial-ökologischen Krisen?

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Er sehe nichts, was die Klimakrise grundsätzlich von anderen politischen Problemen unterscheide, sagt Norbert Lammert im Treffen sich Welten-Podcast (Klaus Tschira Stiftung, n.d.) zu Antje Boetius. Damit spricht er aus, was die traditionelle Politik von politischen Ansätzen unterscheidet, die der Klimakrise gerecht werden wollen. Sie ist, so wie die mit ihr verbundenen Krisen, kein Thema unter anderen—so schwer es auch ist, politische Konzepte zu entwickeln, die ihr adäquat sind. Die Politik hat es, etwa angesichts der Klima-Kipp-Punkte, mit Akteuren zu tun, die nach anderen Regeln funktionieren als die Macht- und Interessengruppen, die sie bisher gewohnt ist.

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