Ganz ins Unreine geschrieben: Es geht um Regulierung der Märkte im Sinne Polanyis, und darum, Ressourcen/Natur, aber zu einem Teil auch Arbeit und Boden den Warencharakter zu nehmen. Das ist kein Staatssozialismus, aber auch kein Kapitalismus.

Guardian-Bericht über die Rolle von @Maisa_Rojas in der neuen chilenischen Regierung. Gegenstück zum Interview mit Christophe Cassou.

Das linke Regierungsteam sieht Chile auch international in einer Führungsrolle im Kampf gegen die Klimakatastrophe:

“I think there’s a lot of space for Chile to become a leader in the fight against climate change,” she says, “I would love to be able convince other countries that ambitiously tackling climate change is in their best interests.

Vielleicht ist es eine zu romantische Annahme: Aber so wie Chile in den 70ern ein Symbol für den Sieg des Neoliberalismus wurde, so wird es vielleicht heute ein Symbol für dessen Niederlage.

Eine international bekannte Klimawissenschaftlerin wird verantwortlich für die Klimapolitik, und sie betont den Zusammenhang zwischen Klimakrise, gesellschaftlicher Ungleichheit und kapitalistischem Entwicklungsmodell:

“When we address climate change, it’s not just an environmental issue,” she says. “We need to look at structural elements of our society, which also means changing our development pathway.”

Bei der Lektüre frage ich mich, welche Rolle Österreich, ein Land in der Größenordnung Chiles, mit einer fortschrittlichen Klimapolitik international spielen könnte.

​Auch Maisa Rojas erwähnt die Eco-Anxiety:

But at Cop26 in Glasgow last November, as she worked with the team on the annual report on the climate crisis, Rojas felt an unfamiliar feeling. “For the first time in my life I felt something like ‘eco-anxiety’ – I was really worried about what was going on,” she says.

Ihre Position ist wie die von Cassou ein Signal für die Veränderung der politischen Rolle der Wissenschaftler:innen im IPCC und darüber hinaus. Sie geben die subalterne Haltung gegenüber der Politik auf. Der letzte IPCC-Bericht enthält dafür auch viele Indizien.

Ein weitgehend verzweifel wirkendes Interview mit Christophe Cassou (@cassouman40) über den Stellenwert der Klimakrise im französischen Präsidentschaftswahlkampf. Es geht vor allem darum, dass ein großer Teil der Politiker den wissenschaftlichen Stand schlicht nicht versteht oder nicht verstehen will. Hintergrund ist eine gerade publizierte Stellungnahme von 1400 französischen Wissenschatler:innen dazu, dass es in Frankreich keine demokratische Debatte über die Klimasituation gibt. Interessant ist außer der schonungslosen Darstellung der Mainstream-Politik, was Cassou über die Rolle von Emotionen in der Wissenschaftskommunikation und auch über ihre Bedeutung bei den Wissenschaftler:innen selbst sagt, die zunehmend über die eigene Eco-Anxiety sprechen.

Das intellektuelle Niveau dieses Artikels von @josef_joffe ist schwer zu unterbieten. Man wünscht sich einen Karl Kraus, der das in einer aktuellen Version der „Letzten Tage der Menschheit“ aufgreift. #WasistdasProblem #ClimateBrawl

Screenshot des Artikels von Josef Joffe in der NZZ
Screenshot des Artikels von Josef Joffe in der NZZ

Ich würde mit Goethe sagen: Auf einen groben Klotz ein grober Keil, und wenn es sein muss anderthalb. Die Überzeichnung entspricht der dramatischen Untätigkeit angesichts der Klimakrise. Sie ist ein Stilprinzip. Weniger überzeichnet wäre der Film nicht besser.

Zwei Artikel, die in sehr unterschiedlicher Weise mit der COP26 zu tun haben:

Es geht im Guardian (Davies, 2021) um die Folgen von Extremwetter in Gambia—übrigens wohl dem einzigen Land, das tatsächlich auf dem 1,5°-Pfad ist. Auch in Gambia wirken verschiedene Faktoren zusammen und verschlimmern die Klimakrise. Der Artikel zeigt sehr gut, wie katastrophal es ist, dass die Industriestaaten nicht bereit sind, einen Fonds für Loss and Damage zu finanzieren (Rowling, 2021).

Der New York Times-Artikel (Caldwell, 2021) beschäftigt sich kritisch mit einer Vereinbarung, die als einer der wenigen Erfolge der COP26 gefeiert wurde: Dem Abkommen von Banken und Finanzinstituten, 130 Trillionen Dollar (Billionen in unserer Zählung) so zu investieren, dass die Dekarbonisierung gefördert wird (Jessop & Shalal, n.d.). Damit haben diese Banken, die kartellartig zusammenarbeiten, eine Macht, die weit über die der Nationalstaaten hinausgeht und fast völlig unkontrolliert ist. Sie können interessengeleitet weitgehend bestimmen, wie die Wirtschaft in den kommenden Jahrzehnten umgebaut wird, und das nach außen als Investitionen für das Klima darstellen.

Caldwell, C. (2021, November 25). Opinion | Bankers Took Over the Climate Change Summit. That’s Bad For Democracy. The New York Times. https://www.nytimes.com/2021/11/25/opinion/cop26-gfanz-climate-change.html
Davies, L. (2021, November 26). Blowing the house down: life on the frontline of extreme weather in the Gambia. The Guardian. https://www.theguardian.com/global-development/2021/nov/26/blowing-the-house-down-life-on-the-frontline-of-extreme-weather-in-the-gambia
Jessop, S., & Shalal, A. (n.d.). COP26 coalition worth $130 trillion vows to put climate at heart of finance | Reuters. Retrieved November 26, 2021, from https://www.reuters.com/business/cop/wrapup-politicians-exit-cop26-130tn-worth-financiers-take-stage-2021-11-03/
Rowling, M. (2021, November 14). Africa: Climate “Loss and Damage” Earns Recognition but Little Action in COP26 Deal. Thomson Reuters Foundation. https://allafrica.com/stories/202111140032.html