Ich bin auf das neue Buch von George Monbiot und Peter Hutchinson zur „geheimen Geschichte des Neoliberalismus“ (2024) durch Kevin Anderson aufmerksam geworden. In England ist es ein Bestseller. Nun erscheint zum Buch auch ein Film. George Monbiot spricht den Text des Einleitungskapitels im Trailer:
Ich habe Anfang dieser Woche kurz auf den Vortrag von Kevin Anderson über die neue Form der Klima-Leugnung hingewiesen. Danach habe ich überlegt, warum ich Andersons Positionen – auch über diesen Vortrag hinaus – für besonders wichtig halte und mich gefragt, wie ich das Menschen erklären kann, die ihn gar nicht kennen. Hier ein erster Versuch.
Continue readingLanger Essay von Naomi Klein und Astra Taylor über die verschiedenen Spielarten des Endzeit-Faschismus in der Trump-Umgebung (Klein & Taylor, 2025). Gemeinsam sind diesen Strömungen die Gewissheit, dass die Menschheit sich in einer apokalyptischen Situation befindet, und die Entschlossenheit, nur einen mehr oder weniger kleinen Teil der Menschheit auf Kosten des übrigen Teils zu retten. Hauptvertreter sind Tech-Milliardäre, deren Geschäfte erheblich dazu beitragen, dass das Überleben von immer mehr Menschen gefährdet ist.
Continue readingThere were no accepted criteria of fascism, nor did it possess conventional tenets. Yet one significant feature of all its organized forms was the abruptness with which they appeared and faded out again, only to burst forth with violence after an indefinite period of latency. All this fits into the picture of a social force that waxed and waned according to the objective situation.
What we termed, for short, “fascist situation” was no other than the typical occasion of easy and complete fascist victories. All at once, the tremendous industrial and political organizations of labor and of other devoted upholders of constitutional freedom would melt away, and minute fascist forces would brush aside what seemed until then the overwhelming strength of democratic governments, parties, trade unions. […]
To imagine that it was the strength of the movement which created situations such as these, and not to see that it was the situation that gave birth in this case to the movement, is to miss the outstanding lesson of the last decades.
Fascism, like socialism, was rooted in a market society that refused to function. (Polanyi, 2001, p. 239)
Habe gerade versucht, bei Karl Polanyi ein Zitat zu finden, das zur aktuellen Situation passt. Anlass: Ein Interview im Deutschlandfunk mit einer „Wirtschaftsweisen“, die zwar von den „Gebeutelten“ der Globalisierung spricht, aber die historische Situation nicht benennt und die Parallelen zur Situation vor 100 Jahren absichtlich oder unabsichtlich ignoriert (Malmendier, 2025).
Continue readingDer japanische Philosoph Kojin Karatani hat eine Theorie der Formen des Austauschs in menschlichen Gesellschaften oder „Tauschmodi“ entwickelt, als Weiterentwicklung und als Alternative zu marxistischen Theorien der Entwicklung der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse. Ich lerne diese komplexe Theorie gerade kennen. Der vierte von Karatanis Tauschmodi, der „Modus D“, interessiert mich als mögliche Leitlinie für eine konsequente ökologische Transformation.
Continue readingIch habe mich in dieser Woche weiter mit Éric Pineaults A Social Ecology of Capital (2023) beschäftigt und einige Texte gelesen, die Pineault während der Entstehung dieses Buchs publiziert hat. Sie machen für mich die Probleme deutlicher, mit denen sich Pineault in seinem Buch auseinandergesetzt hat (2016, 2018a, 2018b). Bei der Lektüre suche ich immer noch nach Antworten auf die Fragen, durch die ich auf Pineaults Buch gestoßen bin: Wie ist das exponentielle Wachstum zu erklären, das zur großen Beschleunigung (Steffen et al., 2015) und damit zum Klimanotstand und zur Überschreitung der Planetaren Grenzen geführt hat? Welche Gesellschafts-, Wirtschafts- oder Kapitalismustheorie kann diesen Zusammenhang erklären? Aus welcher Erklärung lassen sich Schlussfolgerungen für ein Engagement gegen das Fortschreiten der Klimakrise (und der mit ihr verbundenen Krisen) ableiten?
Ich habe schon zweimal über Pineaults Buch gebloggt (hier und hier). Erst danach ist mir klar geworden, dass ich ein zentrales Element von Pineaults Analyse des exponentiellen Wachstums des fortgeschrittenen Kapitalismus nicht verstanden hatte. Ich versuche hier zu formulieren, wie ich seine Argumentation jetzt begreife. Sie baut auf sehr viel Literatur auf (die ich zum Teil jetzt gerade durch Pineault kennenlerne) und ist dicht mit anderen Argumentationssträngen des Buchs vernetzt.
Continue readingMan müsste eher die Frage stellen: Warum investiert man so viel Geld und Energie in eine Leistung, die wir schon beherrschen? Ich habe die hoch entwickelte Form ChatGPT-4 eine Buchrezension schreiben lassen, die ganz okay ausfiel, ich würde ihr als Zeugnisnote eine 2 oder 3 geben. Aber meine Studierenden können das alle besser. Dasselbe gilt für Bilderkennung: Meiner dreijährigen Enkelin muss ich höchstens fünf Bilder von Zebras zeigen, damit sie die Kategorie “Zebra” begreift. Dann erkennt sie Zebras auch im Zoo und wenn sie in einem Kinderbuch verkleidet dargestellt werden. Für dieselbe Leistung braucht ein maschinelles Programm hunderte Beispiele.
Lorraine Daston in einem auch sonst sehr lesenswerten Standard-Interview (2025).
Ich bin auf der Suche nach Einführungen und Zusammenfassungen, die den Zugang zu Éric Pineaults Buch „A Social Ecology of Capital“ (Pineault, 2023a) erleichtern, über das ich neulich gebloggt habe.
Eine niederschwellige kurze Einführung in sein Buch hat Pineault in einem Vortrag gegeben, den man sich auf YouTube anschauen kann (Pineault, 2023b).
Dieser Vortrag zeigt sehr gut seinen Ansatz, wirtschaftliche Prozesse als materielle Phänomene zu analysieren, die von Institutionen gesteuert werden.
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